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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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übrigen erkannte Edeard sofort wieder. Zum Beispiel O’lranys Karren, in dem die Schweine über das Hintergatter spähten; so penetrant stinkend wie eh und je, obwohl die O’lranys immer behaupteten, sie könnten nichts riechen. Oder der Wagen aus dunkler Jar-Esche mit seinen verschlungenen Intarsien aus weinrotem Holz, die Golthor jeden Winter auf Neue einmeißelte. Und da war Olcus, der gerade die Achse seines Wagens kontrollierte, während seine drei kleinen Kinder fröhlich lachend einen Heulreif zu fangen versuchten. Olcus, der Edeard mit eigenartigem Blick musterte und sich dann nach vorn reckte, als könnte er nicht glauben, welchen jungen Burschen er da in einer samtschwarzen Konstableruniform sah.
    »Edeard!«, lachte der Mann freudig auf und breitete weit seine Arme aus. »Du altes Landei. Bei der Herrin, schau dich nur an!«
    Edeard grinste und erwiderte linkisch die Umarmung, nur um von den kräftigen Armen des Mannes beinahe zerquetscht zu werden. Er hatte sich ein wenig besorgt gefragt, wie die Begrüßung wohl ausfallen würde, doch Olcus zerstreute augenblicklich all seine Bedenken. Nun eilte auch der Rest der Familie herbei und hieß ihn lautstark willkommen. Edeard wurde gedrückt und geküsst, bei den Händen geschüttelt und auf den Rücken geklopft.
    »Mein Junge!«, rief Barkus aus.
    Jedermann trat zurück, und Edeard legte seine Arme um den alten Mann. Ausnahmsweise einmal war er froh über das in der Stadt erlangte Geschick, seine Gedanken abzuschirmen. Barkus war alt geworden, beängstigend alt. Sein weißer Backenbart war dünner als zuvor, sein ehemals gedrungener Körper wirkte beinahe gebrechlich. Er ging an einem Stock, auf den er aufgrund eines starken Zitterns in den Knien angewiesen war. Seine Weste aber war nach wie vor eine einzige farbenprächtige Extravaganz aus Knallrot und Topas, mit feinen silbernen Paspeln.
    »Wie schön, Euch zu sehen«, sagte Edeard.
    »Wir haben so viel von dir gehört«, sagte Barkus. »Ich konnte es zuerst gar nicht glauben. Die Gerüchte vom Waterwalker haben ihren Weg bis weit hinaus in die Provinzen gemacht, aber nie haben wir dich damit in Verbindung gebracht. Und jetzt sieh dich an.« Er zupfte an Edeards Uniformjacke. »Unter Korporal-Epauletten machst du’s wohl nicht. Meine Gratulation.«
    »Vielen Dank, Sir. Und Ihr? Wie läuft’s mit der Karawane?«
    »Pah!« Barkus hob verdrießlich seinen Stock. »Guck dir dies erbärmliche Ding doch an. Ein dummer Sturz im Schnee letzten Winter, und mein Bein zerbrach wie Glas. Unser Doktor hat mir sogar das Reiten verboten. Muss die ganze Zeit tatenlos auf dem Wagen sitzen, während meine Söhne uns durch die Berge führen.
    Die Herrin stellt mich mit so einer Demütigung auf eine wahrlich harte Probe.«
    »Ihr seht fabelhaft aus.«
    »Ha. Lügner! Aber ich vergebe dir. Wohlan denn, da ist jemand bei uns, der ganz begierig darauf ist, dich zu sehen.« Mit einem spitzbübischen Grinsen wandte der alte Mann sich zu seinem prachtvoll überdachten Wagen um, rief ungeduldig mit seinem Longtalk.
    Edeard nutzte den Moment, um sich umzudrehen und Kristabel zu sich zu winken. Zaghaft trat sie durch die Mitglieder der Karawanenfamilie näher, nicht gewohnt, so vollständig ignoriert zu werden – andererseits wusste natürlich niemand hier, wer sie überhaupt war.
    Edeard hatte lange auf diesen Augenblick gewartet. Er wusste nicht, wieso, aber aus irgendeinem Grund war es ihm wichtig gewesen, dass Barkus und Kristabel einander billigten. Er nahm ihre Hand und wandte sich wieder zu Barkus um, die blau und weiß gekleidete Gestalt, die aus dem Wagen trat, nicht beachtend. Stolz lächelnd öffnete er den Mund, um Kristabel vorzustellen.
    »Edeard!«, rief Salrana in diesem Moment aus. Sie stürmte an Barkus vorbei, um ihn in die Arme zu schließen, und drückte ihm einen überschwänglichen Kuss auf den Mund. »Oh, mein Schatz, es ist so lange her.«
    »Sieh mal, wen wir in Ufford aufgesammelt haben«, sagte Barkus glücklich. »Sie war diejenige, die uns von morgens bis abends erzählt hat, was du alles erreicht hast.«
    »Bring mich sofort ins Bett«, flüsterte Salrana ihm mit heißem Atem ins Ohr. »Ich will keine Minute länger mehr warten.«
    Jeder Muskel in Edeards Körper war vor Schreck wie gelähmt. Und vor Qual. Auch Scham trug nicht unwesentlich zu seiner entsetzlichen Bewegungslosigkeit bei.
    Salrana trat einen Schritt zurück, Verwirrung breitete sich auf ihrem strahlenden Gesicht aus und sickerte in

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