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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Konstableruniformen zu nehmen. Hierfür kamen ausschließlich Stoffe zum Einsatz, die jemandem mit seinem neuen Status angemessener waren – ihm graute bereits vor dem Tag, an dem er sie auf der Jeavons-Wache tragen musste.
    Wenn die Verlobungsfeier vorbei war, konnten die Vorbereitungen für das eigentliche Hochzeitsfest beginnen. Und zwischendurch würde das glückliche Paar immer wieder Einladungen zu Galas und Bällen erhalten, auf denen es sich sehen lassen musste. Viele Einladungen. Und Onkel Lorin hatte bei solchen Anlässen den Anstandswauwau zu spielen.
    Finitan lachte, als er Edeards unglücklichen Gesichtsausdruck sah. »Na, hegst du schon Fluchtgedanken?«
    »Auf keinen Fall«, erwiderte Edeard loyal.
    Finitan lachte nur noch lauter. »Jetzt weißt du, wie ich mich bei den ganzen Reden, die ich zu halten hab, fühle. Heute Abend zum Beispiel spreche ich vor den Lehrlingen der Chemikergilde, in der Hoffnung auf einige Wählerstimmen für mich. Willst du mich nicht begleiten?«
    »Kristabel erwartet mich. Ich muss ihr dabei helfen, die Musik für unsere Verlobungsfeier auszusuchen.«
    »Wie nett. Kennst du viele Lieder?«
    »Nur die von Dybal«, gab er zu.
    Finitan lachte abermals. Ein paar Ge-Schimpansen huschten durch ihre kleine Türöffnung in den Bücherregalwänden herein und brachten Tabletts mit Tee und Biskuits. Interessiert beäugte Edeard die Weinbrand-Schokosplitter-Plätzchen. Er war noch nicht dahintergekommen, welche Bäckerei den Blauen Turm belieferte, aber Finitan hatte immer die besten Kekse in der Stadt. Hinter seinem Gastgeber öffnete sich die Haupttür.
    »Ich bin sicher, du erinnerst dich an Meister Topar«, sagte Finitan leichthin.
    Edeard konnte sich nicht entsinnen, Topar seit seinem ersten Tag in der Stadt je wieder begegnet zu sein; was ihm jetzt, da er darüber nachdachte, etwas merkwürdig vorkam, war Topar doch Finitans Stellvertreter. Und als er die Gestalt sah, die nun das Arbeitszimmer durchschritt, war er von dem Erscheinungsbild des Meisters einigermaßen überrascht. Verschwunden war die übergewichtige Statur. Er sah heute viel schlanker aus, wenngleich auch deswegen nicht zwangsläufig gesünder. Sein Gesicht wirkte abgezehrt, die vollen, rundlichen Wangen waren tiefen Kummerfalten gewichen, während seine Augen blutunterlaufen schienen. Er trug immer noch kostspielige Kleider, ein Seidenhemd und Wildlederhosen, hohe schwarze Stiefel und den traditionellen Meisterumhang, aber selbst die konnten den Umstand nicht verbergen, dass er eine Zeit erheblicher Entbehrungen durchgemacht hatte.
    »Meister.« Edeard verbeugte sich.
    »Du hast dir, wie ich hörte, während meiner Abwesenheit einen ziemlichen Namen gemacht«, sagte Topar mit seiner kräftigen Baritonstimme – wenigstens sie war die Gleiche geblieben.
    Edeard zuckte die Schultern.
    »Wie wenig wir doch alle wussten an jenem Tag, als wir dich bei den Konstablern untergebracht haben«, fuhr Topar fort.
    »Sir?«
    »Ich bitte um Verzeihung, Waterwalker, ich klage den Überbringer der Botschaft an. Es war für mich keine erfreuliche Zeit.«
    Sie setzten sich alle drei hin, während die Ge-Schimpansen die edlen Porzellantassen verteilten.
    »Zum Teil meine Schuld«, sagte Finitan. »Aber du bist mit einer wirklich unglaublichen Geschichte zu uns gekommen, Edeard. Ich gebe zu, normalerweise hätte ich ihr nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt: Ein Bursche vom Lande, der ein bisschen dick aufträgt mit ein paar Raufereien und der auf unser Mitleid spekuliert, um sich Zutritt zur Gilde zu verschaffen. Wie auch immer, ich fand dich erfrischend naiv; und Akeem hatte dich zu seinem Lehrling erkoren, was mir wirklich alles sagte, was ich wissen musste.«
    »Ich kann nicht ganz folgen«, sagte Edeard.
    »Die Waffe«, erwiderte Finitan sanft. Seine dritte Hand öffnete eine Schublade in seinem Schreibtisch und hob ein Lederbündel heraus. Es schwebte durch die Luft und landete auf dem Tisch.
    Edeard erstarrte, als seine Fernsicht den Inhalt untersuchte. »Oh Herrin«, stöhnte er. Es war eine Schnellfeuerpistole.
    Behutsam öffnete Finitans dritte Hand das Bündel. Voller Abscheu starrte Edeard auf das Ding . Das Metall war blind, an mehreren Stellen war Rost zu sehen, und das Magazin hatte etliche Beulen, aber er würde die teuflische Waffe bis zum Ende seiner Tage wiedererkennen. »Wo habt Ihr sie her?«
    »Von dort, wo du sie zurückgelassen hast«, sagte Topar, »vom Boden des neuen Brunnens in Ashwell.«
    »Hä?«
    »Ja,

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