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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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nur dazu geführt, dieses ganze herrinverfluchte Desaster noch zu verschlimmern.«
    Es wäre noch schlimmer gekommen. Inzwischen würde jeder Distrikt genauso brennen wie dieser. Wahrscheinlich. Gütige Herrin, was hab ich getan?
    »Ja, Sir.«
    »Der Bürgermeister ist der Meinung, dass direktere Maßnahmen erforderlich sind, um die derzeit bedrohten Bürger zu schützen.«
    »Welche Art von Maßnahmen?«
    »Das wissen wir noch nicht genau. Der Oberste Rat ist vor zwanzig Minuten zu einer Krisensitzung zusammengekommen, es ist noch nichts entschieden.«
    Edeard ließ seinen Blick über die Promenade schweifen. Ein breiter, seichter Wasserstrom floss aus der Zulmal Street und plätscherte über die Kante in den Mid Pool zurück. Ein paar Doktoren waren dem Aufruf des Sergeanten gefolgt und gingen nun die Reihe der Verletzten ab. Novizinnen der Herrin eilten in ihren blauen und weißen Roben hin und her, assistierten den Doktoren und beruhigten die verstörten Patienten.
    Plötzlich ertönte ein Schuss. Sämtliche Konstabler zuckten zusammen und wandten ihre Blicke unwillkürlich auf die Zulmal Street. Die ganze Zeit über war sich Edeards Fernsicht seiner Truppkameraden gegenwärtig – genau wie Chae es ihnen vor so langer Zeit beigebracht hatte. Boyds Gedanken verschwanden aus der Wahrnehmung.
    Irgendwo in der Nähe schrie Kanseen.
    Edeards Fernsicht zuckte hinüber zu der Stelle, an der sich Boyd eben noch aufgehalten hatte; in einem der Geschäfte auf der Zulmal Street. Im Ladenraum glühte ein Bewusstsein vor reueloser Befriedigung. Ein lebloser Körper lag am Boden, doch mit Fernsicht ließ sich nicht genau feststellen, wer es war. Was Edeard jedoch sehr wohl ausmachen konnte, war die Ausrüstung, die jeder Konstabler am Gürtel trug. »Herrin, nein«, flüsterte er.
    Im nächsten Moment schoss er quer über die Promenade und in die Zulmal Street hinein.
    Es war ein Bäckerladen, natürlich. Durch die aufgebrochene Tür war die Wasserflut hereingestürzt und hatte eine heillose Verwüstung angerichtet. Auslageregale und Verkaufstresen waren umgeworfen worden, als der reißende Strom sich in die hinteren Räume fortgepflanzt hatte. In der Backstube war er dann auf die Öfen geprallt und hatte, ihre Feuer löschend, gefährliche Rauchwolken aufquellen lassen.
    Einer der schweren Schränke im Ladenlokal war auf einen jungen Burschen gekippt und hatte ihn unter sich begraben. So hatte Boyd ihn gefunden, wimmernd vor Schmerz, Wasser hustend und mit blutdurchtränkten Kleidern, dort, wo gesplitterte Hüftknochen seine Haut durchbohrt hatten. Ob Bäckerssohn oder Randalierer, Boyd hatte das nicht gekümmert. Der Junge litt und brauchte Hilfe. Also half Boyd. Seine dritte Hand und einen Holzpfosten benutzend, hatte er sich neben dem Schrank hingekniet, um den Burschen freizuhebeln.
    Als Edeard hereinstürmte, stand Mirayse immer noch über Boyds Leichnam gebeugt, die Pistole in der Hand. Ihre Kleider waren über und über mit Blut bespritzt. Sie hatte die Pistolenmündung nur Zentimeter von Boyds Hinterkopf entfernt abgedrückt. Boyds obere Gesichtshälfte war förmlich weggesprengt worden. Der Schrank und der arme Junge darunter, der nun hysterisch weinte, waren besudelt von Hirnmasse und Blut.
    Mirayse kicherte, als sich die Konstabler in den Laden drängten. »Hab dich«, flötete sie in einer befremdlichen Singsangstimme. »Ich hab dich. Du hast mein Leben zerstört. Jetzt sind wir quitt.«
    Dinlay stürzte auf sie zu, das Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzerrt, streckte seine dritte Hand aus, um der Wahnsinnigen das Herz zu zerquetschen. Doch Edeard schützte sie mit seinem Schild.
    »Nein. Dafür wird sie sich vor Gericht verantworten müssen.« Seine dritte Hand nahm ihr die Pistole ab. »Schafft sie hier raus«, befahl er Urarl. Mühelos hob er den Schrank von dem verletzten Jungen. »Und holt einen Doktor.«
    Urarl und zwei Konstabler führten Mirayse aus dem Geschäft. Als sie hinausgingen, schlüpfte Argian hinein.
    Macsen kniete sich neben Boyds Leiche. Versuchsweise berührte er ihn, so als würde sein Freund nur so tun, als wäre er tot. Mit Wasser vermischtes Blut durchtränkte seine Uniformhosen. Kanseen hielt einen schluchzenden Dinlay fest, Tränen strömten über ihre Wangen.
    »Warum?«, flüsterte sie.
    Argian hielt die Pistole hoch. »Das ist das Modell, das wir favorisieren. Sie müssen über ihren geistigen Zustand Bescheid gewusst haben. Es dürfte ein Leichtes gewesen sein, ihr das Ding

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