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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zuzustecken und ihr zuzuflüstern, wer zum Trupp des Waterwalkers gehört.«
    Macsen fuhr herum, um auf Argian loszugehen.
    »Warte«, sagte Edeard. Er fand es seltsam, dass er so ruhig war. Der Schock schien seine Gedanken zu verlangsamen, ihn weit fortzutragen von hier. Es war, als ob die Ereignisse in dem Bäckerladen auf irgendeiner entfernten Bühne stattfänden.
    »Was?«, raunzte Macsen. »Er ist tot!«
    Absolut reglos stand Edeard da, streckte seine Fernsicht aus. Seine Freunde verblassten, ebenso wie die Wände der Bäckerei. Tropfen fielen von den triefenden Wänden und Möbeln auf den durchnässten Boden, laut wie Glockengeläut. Immer schleppender und zäher. Grau verdunkelte die Welt, durch die er ging.
    Inmitten des düsteren, stillen Universums schimmerte eine einzelne Gestalt. Edeard lächelte. »Du bist noch da.«
    »Ich hab mich noch nicht verabschiedet«, sagte Boyds Seele zu ihm. »Und ich würde mich gern verabschieden. Aber es ist schwierig, Edeard. Sie können mich nicht hören.«
    »Nimm, was immer du brauchst«, antwortete Edeard und streckte weit seine Arme aus. Das Phantom Boyd berührte ihn.
    Es war, als wäre ihm ein Eiszapfen mitten durch sein Herz getrieben worden. Edeards Mund öffnete sich zu einem erschrockenen O. Es war, als ob durch die Berührung sein eigenes Leben aus ihm hinausströmte. Dann stürmte das reale Universum wieder auf ihn ein, um ihn zu umschließen.
    Kanseen keuchte auf, als Boyds Spektralgestalt über seiner Leiche Form annahm. Edeard taumelte, zwang sich, einen Atemzug zu tun. Die Kälte breitete sich in ihm aus. Lähmend.
    »Boyd?«, sagte Dinlay.
    »Meine Freunde.« Mit mildem Blick schaute Boyd auf sie hinab.
    »Geh nicht«, sagte Kanseen.
    »Ich muss. Ich kann die Sternennebel hören, die nach mir rufen. Es ist wunderschön. Ich hab nur darauf gewartet, dass Edeard mich findet.«
    »Wir brauchen dich auch.«
    »Dinlay, sprich mit Saria für mich. Sei nett, sie wird viel Trost brauchen.«
    »Ich versprech’s.«
    »Kanseen, Macsen; versteckt euch nicht, nicht so. Das Leben ist zu kostbar, um auch nur einen einzigen Augenblick des Glücks verlorengehen zu lassen.«
    »Ich …« Kanseen sah Macsen hilflos an. »Ja. Ja, du hast recht.«
    Boyd betrachtete Argian. »Du, der Zweifler. Hab Vertrauen in Edeard, er ist stärker als wir alle. Ich kann es sehen. Ich kann sehen, wie er dieses Universum bewegt. Es fließt nach seinem Willen.«
    Edeard verzog gepeinigt das Gesicht, seine Knie gaben nach. Die Kälte wurde allmählich unerträglich.
    »Es tut mir leid, Edeard«, sagte Boyd. »Ich erschöpfe dich. Ich bin eines der Muster, die du nicht aufrechterhalten kannst.«
    »Muster?«, keuchte Edeard.
    »Aber ja. Das ist es, was dieses Universum darstellt, eine wunderschöne Erinnerung. So viele Muster sind in seine Struktur eingebettet; sie reichen zurück bis in die Ewigkeit.« Er ließ Edeards Hand los und begann augenblicklich durchscheinender zu werden. Gleichzeitig erschien auf seinem Gesicht ein wissendes Grinsen. »Mir war nie klar, dass die Stadt auf so eine Weise lebt, Waterwalker. Aber du weißt es, nicht wahr? Du kannst ihre Träume fühlen. Überrede sie, dir zu helfen, gerade heute. Zögere nicht länger. Es braucht mehr als Wasser, dies zu Ende zu bringen. Sei mutig und kühn.«
    Edeard konnte nicht mehr aufhören zu zittern. »Das werde ich«, versprach er.
    »Ihr müsst denken, ich sei zu schwach, um zu gehen«, sagte Boyd, während sich seine verblassende Geistgestalt in den Himmel erhob.
    Edeards Wahrnehmung folgte ihr. »Nein«, sagte er. Und dann hörte er: »Wir müssen noch bleiben, er ist alles, was wir haben.«
    »Was?«, fragte Edeard.
    Der Sinneseindruck eines Lächelns drang aus Boyds Essenz. »Ich verstehe.« Dann war er verschwunden, aufgestiegen zu den Nebeln.
     
    Kanseen ließ ihren Tränen freien Lauf, als sie wieder aus der Zulmal Street traten. »Tut mir leid.« Sie wischte sich mit der Rückseite einer Hand über die Augen. »Ich fang mich schon wieder.«
    »Ihr seht tatsächlich Seelen«, sagte Argian erstaunt.
    »Ja«, erwiderte Edeard. Er war unglaublich müde. Es wäre so leicht, sich hinzusetzen und einfach die Augen zu schließen, sich einen kleinen Augenblick auszuruhen. Schließlich hatte Walsfol ihn zurück nach Jeavons beordert. Nichts von alldem hier war noch sein Problem.
    Ja, genau.
    »Was willst du nun tun?«, fragte Macsen.
    Edeard sah ihn mit verzweifeltem Blick an. »Keine Ahnung.«
    »Mein Volk«, ertönte in diesem

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