Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Moment Bises Longtalkstimme.
Wie ein Mann drehte sich der Trupp zum Haus des Distriktmeisters im Herzen Sampaloks um. Bise stand auf seinem Dach, in seine wallende violette Robe gekleidet, die pelzbesetzte Kapuze über die linke Schulter geworfen. Salbungsvoll hielt er seine Arme ausgestreckt, während er sich an seine riesige Zuhörerschaft wandte. »Ich spreche zu uns allen in Sampalok, zu jenen, deren Familien seit Generationen hier leben, und denen, die erst vor Kurzem eingetroffen sind, einen sicheren Hafen vor den Nachstellungen des Waterwalkers suchend.«
Augenblicklich hatte Edeard Mühe, an sich zu halten.
»Sag nichts«, befahl Kanseen ihm streng. »Lass dich nicht dazu herab, öffentlich mit ihm zu streiten.«
»Hört auf, euch gegenseitig zu bekämpfen«, sagte Bise sanft. »Unser Feind befindet sich draußen, und dieser Zwist macht ihn nur stärker. Gerade in diesem Moment versammeln sich die Truppen, die eure Freiheit bedrohen, in High Moat. Ich beschwöre euch, nicht vor ihnen zu weichen. Wehrt euch dagegen, dass sie eure Häuser besetzen, den letzten Ort in der Stadt, an dem ihr, wie Rah versprochen hat, freie Menschen sein könnt. Ich biete euren Familien Zuflucht innerhalb der Mauern meines eigenen Hauses an. Hier werden sie sicher sein, während ihr darum kämpft, gegen die Unterdrückung, die der Waterwalker über uns alle gebracht hat, eure Freiheit zu behaupten. Uns bleibt nur noch wenig Zeit. Hört auf jene, die unter euch sind und im Namen meiner Autorität sprechen. Widersteht der Invasion derer, die danach trachten, euch aus dieser Stadt zu verbannen, die nach dem Geburtsrecht eure verbriefte Heimatstadt ist.« Bise lächelte huldvoll, dann trat er wieder zurück in seinen Turm.
»Was zum Honious war das?«, fragte Dinlay. »Irgend so ’ne Art Wahlkampfnummer?«
»Ich hab keine Ahnung«, grunzte ein nicht minder perplexer Edeard. Fragend sah er Argian an. »Könnte er am Ende der Oberbandenbaron sein?«
»Nein«, entgegnete Argian. »Das wohl nicht. Die Diroals haben starke Verbindungen zu den Banden. Sie profitieren davon, wenn Geschäftskonkurrenten geschwächt werden, aber Bise ist klug genug, seinen Abstand zu wahren. Das hier ist etwas vollkommen anderes.«
»Oh Herrin«, stöhnte Kanseen. Ihr Gesicht war Richtung Norden gewandt, die Augen geschlossen, während ihre Fernblicke hin und her zuckten. »Die Miliz rückt an.«
»Was?«, keuchte Edeard.
»Die Miliz. Ein ganzes Regiment, so wie’s aussieht. Sie kommen über High Moat.«
Edeard brauchte einen Augenblick, bis er mit seiner eigenen Fernsicht die lange Reihe von Männern ausgemacht hatte, die soeben am Karawanenhof vorbeimarschierte. »Was machen die da? Unsere Brückenposten haben doch alles im Griff, die Randalierer kommen nicht aus Sampalok raus.«
»Innerhalb von Makkathran ist es zu einem kompletten Zusammenbruch von Recht und Ordnung gekommen«, stellte Macsen tonlos fest. »Wie würdest du das finden, wenn du Bürgermeister wärst? Die Miliz denkt nicht daran, die Brücken zu befestigen, die rücken an, um die Krawalle zu beenden.«
»Wie?«, fragte Edeard. »Das hier ist keine Aufgabe für die Miliz. Die Konstabler sind viel besser ausgebildet, um Pöbelhorden aufzulösen.«
»Sie sind bewaffnet«, sagte Kanseen ruhig.
Eine Eiseskälte, ähnlich der, die Edeard bei Boyds Berührung gespürt hatte, ergriff von ihm Besitz; von allen Konstablern, die er organisiert hatte, um bei dem heutigen Einsatz zu helfen, waren nur Sergeanten und Korporale befugt, Pistolen zu tragen. »Aber die Leute auf den Straßen …«
»Schlimmer noch. Bise hat ihnen gerade gesagt, sie sollen den Eindringlingen erbitterten Widerstand leisten«, sagte Dinlay.
»Sie müssen aufgehalten werden«, sagte Edeard. »Es kann nicht sein, dass die Miliz auf Zivilisten schießt, auch wenn sie gegen das Gesetz verstoßen.«
»Unter den Randalierern sind ebenfalls einige bewaffnet«, sagte Argian. »Es kann sein, dass die Miliz zuerst das Feuer eröffnet. Das wäre … praktisch.«
»Werden Eure Leute auf Euch hören? Könnt Ihr sie dazu bringen, das hier zu verhindern?«
»Auf den Straßen lässt sich vermutlich nicht viel ausrichten«, erwiderte Argian. »Aber ich will versuchen, mit denen aus meiner Gemeinschaft zu sprechen, die heute nach Sampalok gekommen sind. Allerdings sind es Motluk und seinesgleichen, die das letzte Wort haben.«
»Redet mit ihm«, sagte Edeard. »Wir dürfen nicht zulassen, dass das hier passiert.«
»Ich werde
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