Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
telekinetischen Kräften noch nie richtig Gebrauch gemacht. Nicht auf diese offensive Weise.
Hinter ihm erschauerte die Oberfläche des Mid Pools. Zwei Wasserfontänen schossen hoch in die Luft. Ihre beiden Kronen richteten sich drohend auf Sampalok aus. Dann peitschten sie voran und verharrten schon im nächsten Moment über der Promenade, direkt über Edeard ineinander verschmelzend. Die Konstabler, die unter den gewaltigen luftgetragenen Wogen standen, keuchten auf und kauerten sich entsetzt auf den Boden.
Edeards Gesicht verzog sich zu einem mitleidlosen Grinsen. Dann schickte er das Wasser in einer einzigen mächtigen Welle auf den Mob. Vor der Zulmal Street schlug sie in einer gigantischen Wolke aus Gischt aufs Pflaster. Die Flut brandete weiter hinein in die Straße und riss jeden, der ihr im Weg stand, brutal von den Beinen.
Dritte Hände begannen verzweifelt, Körperschilde zu formen, und versuchten, den donnernden Schaum von Mündern und Nasen fernzuhalten. Edeard ließ die Wasser weiterströmen, stand regungslos da, während über ihm der gewaltige reißende Sturzbach brodelte. In die Enge getriebene Filratten quiekten panisch auf, bevor sie in der unnatürlichen Flut durch die Luft getrieben wurden. Die Hauptwelle raste fünfzig Meter die Straße hinunter – siebzig – hundert. Nur allmählich verlor sie an Kraft und an Größe, während kleinere Ströme sich in die Seitengassen ergossen.
Der Beckenspiegel des Mid Pool fiel rapide ab, während Edeard fortfuhr, ihn auszupumpen. Wasser aus den Verbindungskanälen strömte nach, um das Defizit abzugleichen.
Ruhig und tief holte Edeard Luft und senkte langsam seine Arme. Über ihm stürzte die letzte Wasserwoge in sich zusammen und klatschte auf die Straße.
Die Randale hatte aufgehört. Wasser gurgelte die Gassen und Abflussrinnen hinab. Edeard schaute auf ein Heer durchnässter Körper. Menschen, die sich an Gebäuden oder aneinander festklammerten und zappelten wie gestrandete Fische. Von überall waren Husten und raues Keuchen zu hören. Sonnenlicht sickerte durch die behäbigen Altocumulifelder und tauchte die glitzernden Flächen in einen seltsam zauberhaften Schein.
»Ich hab’s euch ja gesagt«, verkündete Edeard gelassen. »Und jetzt geht nach Hause.«
Konstabler gingen durch die Zulmal Street, halfen Menschen auf die Beine, vergewisserten sich, dass sie unversehrt waren. Die häufigsten Verletzungen waren gebrochene Arme oder Beine. Über ein Dutzend wurde zur Promenade getragen, wo sich mehrere Doktoren eingefunden hatten. Zwei Verhaftungen wurden vorgenommen, als sie bei dieser Gelegenheit ein paar von den Leuten fanden, die auf Edeards Liste der Hundert aufgeführt waren. Abgesehen davon wurden keine Anklagen erhoben. Die Randalierer trollten sich und schlichen in ihren durchnässten Sachen davon. Und in der Mislore Avenue blieb es ebenso ruhig.
»Was, in der Herrin Namen, ist da los?«, verlangte Hauptkonstabler Walsfol über an Edeard gerichteten Longtalk zu erfahren.
So leise und knapp die telepathische Anfrage auch war, so sehr konnte Edeard die Verärgerung und Sorge des Mannes spüren. »Ich musste etwas unternehmen, Sir. Die Krawallmacher haben die ganze Straße auseinandergenommen.«
»Ihr mögt vielleicht Euren Abschnitt beruhigt haben, aber der Rest von Sampalok ist dabei, in verdammte Anarchie zu verfallen.«
»Ich weiß«, erwiderte Edeard betrübt. Seine Fernsicht konnte die Horden sehen, die durch die Straßen und Gassen in den anderen Gegenden von Sampalok tobten. Rauch stieg in den Morgenhimmel auf und verdunkelte das helle Sonnenlicht über dem Distrikt. Anstatt ihnen eine Atempause zum Nachdenken zu verschaffen, hatte seine Maßnahme sogar wie eine Art Ansporn auf die randalierenden Meuten gewirkt. »Ich geh sofort zur Galsard Street rüber, sie liegt am nächsten. Dann rücke ich weiter zur –«
»Ihr werdet nichts dergleichen tun«, fiel ihm Walsfol ins Wort. »Wir machen uns Sorgen, dass Euer Vorgehen die ganze Situation nur verschärft. Ihr haltet Euch zurück, Waterwalker, ich erwarte Euch bis Mittag in der Jeavons-Wache zurück. Ich befehle allen Konstablern, sich hinter die Brücken zurückzuziehen.«
»Aber es wurden Menschen verletzt«, protestierte Edeard.
»Darüber hättet Ihr vielleicht nachdenken sollen, bevor ihr diesen Einsatz begonnen habt. Ihr habt mir versichert, dass die Unruhen minimal sein würden. Ich hab keine Ahnung, wer die Bandenanführer nach Sampalok gezwungen hat, aber es hat
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