Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Zeit über trotzig lachend.
Macsen schrie am lautesten, während sie durch die hell erleuchteten Tunnel gerissen wurden, als würden sie aus den Sternennebeln selbst auf Querencia stürzen.
»Edeard, was tust du?«, fragte Finitans Longtalk, als sie nicht weit von der zentralen Brücke über den Cloud Canal in einer verlassenen Gasse wieder zum Vorschein kamen.
»Ich muss die Miliz aufhalten, Sir«, erwiderte Edeard, nicht wenig beeindruckt, wie rasch der Großmeister sie gefunden hatte. Dann sah er einen Ge-Hund am anderen Ende der Gasse.
»Hör mir zu, Edeard, wende keine Gewalt an gegen die Miliz. Du hast unter ihren Hauptmännern keine uneingeschränkte Zustimmung. Und Owain hat ihnen freie Hand gelassen, um mit den Unruhestiftern fertigzuwerden.«
»Warum?«, fragte Edeard. »Warum macht er das?«
»Wie die Stadt es sieht, bereinigt er das Chaos, das du heraufbeschworen hast«, entgegnete Finitan. Er klang unendlich müde. »Indem er das tut, spricht er dir den Status der Exekutive im Dienste von Recht und Ordnung ab und zerschlägt gleichzeitig die Banden. Und sollten dabei Menschen getötet werden, werden die Bürger der Stadt dir die Schuld dafür geben. Und weil das so ist, werden sie bei jeder Wahl für die nächsten einhundert Jahre ihm ihre Stimme geben.«
»Es geht bei alldem nur um Stimmen ?«
»Nein, Edeard, wie ich dir bereits ganz zu Anfang sagte, es geht um Politik. Immer. Die, die an der Macht sind, lassen sich nicht so leicht verdrängen. Sicherlich nicht durch gute Absichten.«
»Aber was ist mit Bise? Er hat den Familien Zuflucht in seiner Distriktresidenz angeboten, während die Miliz gegen die Aufrührer vorgeht. Er macht alles nur noch schlimmer.«
»Bise ist ein Opfer, das Owain hinzunehmen bereit ist. Bis zu diesem Morgen waren sie Verbündete im Rat. Beide wollten sich deine Niederlage als ihren Verdienst anrechnen lassen. Aber Bise hat Owains Entschlossenheit unterschätzt. Owain hat den Bruch perfekt inszeniert. Er spricht bereits davon, dass der Rat Bise wegen Komplizenschaft den Prozess machen soll; und Bise hat genug Verwandte, die nur darauf warten, nach seinem Amt als Distriktmeister zu greifen, sollte es ihm aberkannt werden. Das Einzige, was Bise noch bleibt, ist, seine Haltung des Widerstands nach außen hin zu demonstrieren, in der Hoffnung, die Lage damit für Owain zu verschlimmern.«
»Denkt ihr, er wird es schaffen?«
»Ich hab keine Ahnung. Mag sein, dass sie noch zu einer Einigung kommen, bevor der Punkt überschritten ist, an dem es kein Zurück mehr gibt. Aber ob sie es tun oder nicht, niemand wird noch für mich stimmen wollen, nicht nach dem heutigen Tag – wahrscheinlich nicht mal ich selbst. Ich denke ernsthaft darüber nach, Owain meine Unterstützung anzubieten, auf die Weise gelingt es mir möglicherweise, etwas von meinem politischen Einfluss zu erhalten. Vielleicht kann ich, wenn ich mit ihm zusammenarbeite, mäßigend auf ihn einwirken.«
»Nein, das könnt Ihr nicht machen.«
»Wir müssen alle der Realität ins Auge blicken, Edeard. Er vereinigt die Stadt hinter sich, so wie wir es eigentlich gehofft hatten zu tun.«
»Indem er die Menschen sterben lässt! Die Volksmassen wurden von Familienagenten infiltriert, die bereit sind, diesen Zusammenprall mit der Miliz zum Eskalieren zu bringen.«
»Dann sollten wir die Herrin um ein Wunder bitten, denn ich sehe keinen anderen Ausweg aus dieser Krise. Wir stehen von jeder Seite her unter Druck. Und du, mein tapferer Freund, du wirst alles verlieren, was du jemals erreicht hast.«
»Das darf nicht geschehen.«
»Das ist es bereits. Ich werde dich, so gut ich kann, schützen, aber ich bezweifle, dass dir das morgen noch viel nützt.«
Edeard ließ den Kopf sinken, nachdem er seine Longtalkunterredung mit dem Großmeister beendet hatte.
»Was ist los?«, fragte Dinlay.
»Wir sind komplett auf uns allein gestellt«, ließ Edeard sie wissen. »Owain hat gewonnen. Er hat gerade den Rest von uns beiseitegefegt, als hätte es uns nie gegeben.«
»Aber es gibt uns«, sagte Macsen eindringlich. »Ich bin hier, um dir zu helfen, die Miliz daran zu hindern, Menschen zu töten. Gehen wir und packen wir’s an.«
Edeards Fernsicht sah, wie die erste Reihe der Miliz, gerade über die Brücke von High Moat marschierte. »Na schön«, sagte er ohne viel Überzeugung. »Ein letzter Versuch.«
Kaum hatten sie sich in Richtung Brücke in Bewegung gesetzt, da wurden sie auch schon entdeckt. Tausende
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