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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Fernsichtblicke richteten sich auf sie. Mehr und mehr Menschen stellten sich auf ihren Aufenthaltsort ein, während sich die Kunde über jeden Distrikt verbreitete. Wie die Schwüle eines Sommertags lastete ihre Aufmerksamkeit auf den vier Freunden, während sie unbeirrt weiter voranschritten. Nichts anderes war noch von Belang in der Stadt, jedermann verfolgte gebannt die Ereignisse, die in Sampalok stattfänden. Ein gewaltiges Sperrfeuer aus Lonktalkspötteleien und -kommentaren prasselte auf sie ein. Edeard blendete sie alle aus, versuchte sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag.
    Ein Wunder der Herrin, das brauchen wir, hat Finitan gesagt. Und er hat recht. Aber die Herrin hat seit Menschengedenken nur ein einziges Wunder in der Stadt vollbracht: ihre Kirche. Ich frage mich … Nun, das wäre noch kühner, als selbst Boyd es sich vorgestellt hat.
    Die zentrale Brücke von High Moat über den Cloud Canal war ein flacher, aus Stadtsubstanz bestehender Bogen von stämmigen smaragdgrünen Säulen, gesäumt mit orangeroten, sich spiralförmig nach oben windenden Furchen. Sie führte zu einer kleinen Plaza, wo zu jeder Gebäudeseite hohe Obstbäume wuchsen und die gewölbten Wände mit dichten Blütenstreifen bedeckten. Der milde Duft von Pflaumen und Pfirsichen, der sonst die Luft erfüllte, wurde nun überdeckt von beißendem Rauch, der von den Barrikaden aufstieg. Sowohl die Burfol Street wie auch die Jankai Lane, die beide zurück ins Herz von Sampalok führten, wurden durch Stapel von Möbeln blockiert, die die Massen in Brand gesetzt hatten. Die Läden und Geschäfte hier waren restlos geplündert.
    Edeard und sein Trupp konnten mehrere Personen ausmachen, die auf der Liste der Hundert standen und sich nun unter den Aufständischen bewegten, Freunden gratulierten und getuschelte Anweisungen gaben. Er entdeckte auch zahlreiche offen getragene Pistolen. Im Innern der Gebäude war es ein trauriges Bild. Verletzte Ladenbesitzer und Händler waren dabei, ihre Wunden zu verarzten, während ihre Angehörigen mit düsteren Gedanken und einer Menge unterdrückter Wut das triumphalistische Volksfest vor ihren Türen verfolgten.
    Edeards Longtalk suchte Kristabel. »Kannst du das hier alles sehen?« fragte er.
    »Ja, Liebster. Alle Blicke der Stadt sind jetzt auf Sampalok gerichtet. Niemand kann es fassen, dass die Miliz hinzugezogen wurde. Vater befürchtet das Schlimmste, aber es sind so wenige Stimmen im Rat, die es wagen würden, sich gegen den Bürgermeister zu erheben. Oh, Edeard, was für eine Katastrophe, und ich bin daran schuld.«
    »Nein.«
    »Doch«, beharrte sie. »Es war meine Idee, sie alle nach Sampalok zu treiben, und jetzt sieh nur, wie viele Anständige bereits zu Schaden gekommen sind.«
    »Es war eine gute Idee. Stell dir vor, so etwas würde sich in jedem Distrikt wiederholen. Genau das wäre nämlich passiert.«
    »Wäre es das? Ich bin nicht mehr so sicher.«
    »Die Verantwortung liegt allein bei mir. Kristabel, ich muss die Stadt vielleicht bald schon verlassen. Das heißt, falls ich nicht in die Trampello-Minen geschickt werde.«
    »Ich komme mit dir, das weißt du. Wohin immer du gehst.«
    »Nein, Schatz, du bist die künftige Meisterin von Haxpen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das sein möchte, nicht, wenn es ein Haxpen unter Owains Eine-Nation-Herrschaft ist.«
    »Lass uns vor morgen keine Entscheidungen fällen, wir sollten nichts überstürzen.«
    »Wie du meinst. Gibt es nichts, was ich tun könnte, um dir zu helfen? Bitte. Ich möchte bei dir sein.«
    »Nein. Aber es sind ziemlich viele Menschen verletzt worden. Sie brauchen Doktoren.«
    »Ich kümmer mich drum. Ich werde mit dem Großmeister der Medizinergilde sprechen. Zumindest er ist kein Verbündeter Owains.«
    »Also gut.«
    Die Gasse mündete auf den Weg zum Cloud Canal, kurz vor der Brücke. Konstabler standen an jeder Seite und sahen hilflos zu, wie das Milizregiment über sie marschierte. Noch immer trafen Soldaten von High Moat ein und formierten sich auf der Plaza in sorgfältigen Linien. Abgesehen von einem Infanteriezug, der sich in einer Viererreihe längs des Wegs aufgebaut hatte. Achtundzwanzig Revolver wurden auf Edeard gerichtet, als er sich näherte.
    »Ich möchte mit Eurem Leutnant sprechen«, sagte er.
    Die vordere Reihe teilte sich, um den Leutnant hindurchzulassen. Er war hochgewachsen, in seinen späten Dreißigern und hatte blondes Haar, das sich unter einer schwarzen Mütze hervorkräuselte. Jeder

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