Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
verletzt worden. Die Menschen, die sich auf der Brücke befanden, schienen dieses Gefühl zu teilen. Viele Einwohner hatten beschlossen, zu Fuß zur Arbeit zu gehen, um durch ihr starrköpfiges Beharren darauf, so gut es ging, ihren normalen Alltag fortzusetzen, ihren Trotz zum Ausdruck zu bringen. Nach wie vor summten öffentliche Verkehrskabinen die zentralen Gleisführungen entlang, vollgestopft mit Pendlern. Auch erstaunte es sie, wie viele Menschen ein Trikepod besaßen; offensichtlich hatten die meisten es einfach seit Jahren nicht mehr aus der Garage geholt.
Als sie den Apex der langen Brücke hinter sich gelassen hatte, gestattete es sich Araminta, in das lokale Gaiafield einzutauchen. Sogleich wurde sie von den schrillen Emotionen ihrer Mitbürger empfangen, der Erbitterung und der Wut, die sie ausstrahlten und mit denen sie sich einander bestätigten. Es war wie eine Art Familienbande, wenngleich sie es auch nicht wagte, irgendeines ihrer eigenen Gefühle durchsickern zu lassen. Nicht, so lange es Leute wie Danal gab, die sich in die Konfluenznester gruben und versuchten, irgendeinen Hinweis auf ihre Gedanken, ihren Aufenthaltsort, ihre Identität zu ermitteln. Und was für eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet einer ihrer Häscher ein Apartment von ihr kaufte, ja, im Grunde Tür an Tür mit seinem Opfer lebte und nichts davon ahnte. Sie fragte sich, ob er wohl imstande war, ihre Schuldgefühle zu wittern.
Vor sich konnte sie drei Kapseln über dem anderen Brückenende schweben sehen. Dutzende der uniformierten Paramilitärs waren dort positioniert und überprüften jeden, der hinüberkam. Beinahe hätte sie hier und jetzt kehrtgemacht, doch damit hätte sie nur die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Natürlich überwachten die Kontrolleure die Brücke auf genau so eine Reaktion hin, dessen war sie sich gewiss. Also fuhr sie tapfer weiter und fragte sich, was ihre Vorfahrin Mellanie wohl an ihrer Stelle tun würde: sie, die Araminta und ihrem einfachen Leben das alles eingebrockt hatte. War sie eine Art toughe Regierungsagentin, eine Kriegsheldin gewesen? Und wieso war sie ein Freund der Silfen? Araminta beschloss, als erstes etwas über die Frau zu recherchieren, deren Schuld dies alles war, wenn sie erst wieder bei den Apartments angekommen war.
In einschüchternden Reihen standen die Paramilitärs mit ihren langen Gewehren vor der Brust einfach nur da, während alle, die über die Brücke kamen, an ihnen vorbeifuhren oder -gingen. Der Unisphärennodus am Ende der Brücke fragte die U-Shadows ab. Araminta übermittelte ihren Identitätsnachweis, schaute nervös auf die massigen Gestalten und fragte sich, wie wohl ihre Gesichter aussehen mochten. Sie teilten absolut nichts mit dem Gaiafield, was seltsam war, da doch jeder, der zu Living Dream gehörte, ganz sicher Gaiamotes besaß. Waren sie nervös? Sie mussten sich dessen bewusst sein, dass ein ganzer Planet sie hasste.
Welchen Smartcore die Living-Dream-Streitkräfte auch immer benutzten, um den Zweiten Träumer zu identifizieren, er schien jedenfalls nicht übermäßig interessiert an Araminta zu sein. Keiner der Soldaten schenkte ihr irgendeine Art von Beachtung, als das Trike an ihnen vorbeitrudelte. Direkt auf der anderen Seite des Checkpoints hatte sich eine Gruppe Jugendlicher zusammengeschart. Rufe hallten durch die kaltfeuchte Luft, adressiert an die Paramilitärs. Verschiedene Baustellenbots watschelten und rollten in Richtung der finsteren Reihen, wedelten drohend mit Elektrowerkzeugen und spulten Schadprogramme mit Streuwirkung ab, mit denen sie die Cybersphären-Nodi störten und blockierten.
Araminta war gerade hundert Meter die Gathano Avenue heruntergefahren, da beschloss der Befehlshaber des paramilitärischen Trupps schließlich, Maßnahmen gegen die Verspottungen und die streitlustigen Bots zu ergreifen. Die Rufe nahmen an Wut und Lautstärke ab, und in den Pausen war das unangenehm hohe Summen auf die Bots gerichteter Energiewaffen zu hören. Als von oben auch noch zwei Kapseln zur Verstärkung eintrafen, beschleunigte Araminta ihr Tempo. Das Letzte, was sie brauchen konnte, war in Gewahrsam genommen zu werden.
Als sie vierzig Minuten später bei ihren Apartments im Bodant District ankam, hatte die Zahl der Menschen, die draußen im Park herumliefen, etwas geradezu Beunruhigendes. Natürlich war sie voreingenommen, aber für sie hatten die meisten von ihnen etwas von diesen Gangmitgliedern, von denen die Unisphären-News
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