Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
sie suchte, und spürte schließlich, wie sich ihre dahinrasenden Gedanken beruhigten. Jetzt konnte sie sich völlig auf den Körper, der neben ihr lag, konzentrieren.
Die ganze Stunde lang, die nun folgte, gab es weder Ablenkung noch fremden Gedanken noch Zweifel. Es tat so gut, Skylords und Zweite Träumer und Living Dream zu vergessen und sie einzutauschen gegen guten, schmutzigen menschlichen Sex.
»Verzeih mir, vor allem nach einem Morgen wie diesem, aber du siehst irgendwie nicht so gut aus«, sagte Mr Bovey.
Araminta nickte widerwillig, während sie endgültig aus der großen Badewanne stieg. Es war solch ein Luxus, einfach in mit ätherischen Ölen versetztem, wohlriechendem Wasser zu liegen, anstatt mal eben unter die Sporendusche zu springen. Etwas, das ihr armer Körper verdiente. »Deine Schuld«, neckte sie ihn. Allerdings gelang es ihr nicht, die nötige Emphase in ihre Worte zu legen. Mit der Verlässlichkeit von Ebbe und Flut drifteten ihre Gedanken zurück zu den Offenbarungen der gestrigen Nacht.
Es war der junge, keltische Bovey, der ihr ein riesiges Handtuch reichte. »Alles in Ordnung mit dir? Du überlegst es dir doch nicht etwa noch anders?«
»Ozzie, nein! Dies ist vermutlich die einzig wirklich gute Entscheidung, die ich jemals getroffen hab.«
Er lächelte stolz, konnte jedoch nicht ganz seine Unruhe verbergen. »Du wirkst … bekümmert. Ich mach mir Sorgen.«
Sie begann, sich die Beine abzutrocknen. »Es war eine schwere Woche. Ich bin okay, hab einfach nicht gut geschlafen, das ist alles. Ich nehme irgendeinen Muntermacher, wenn ich nach Hause komme.«
»Nach Hause?« Er legte die Stirn in Falten.
»Ich hab immer noch die Apartments fertig zu machen. Du weißt genauso gut wie ich, dass ich das Geld brauche.«
»Ja, genau.« Er kratzte sich am Kopf, machte einen einigermaßen ratlosen Eindruck. Araminta war das nicht gewohnt. Wann immer ein ernsthaftes Gespräch mit Mr Bovey anstand, zog er es vor, seinen dunkelhäutigen Körper mittleren Alters dafür zu benutzen, den, mit dem sie ihre erste Verabredung gehabt hatte und der viel von einer Vaterfigur an sich hatte. Sie hatte niemals herausgefunden, ob er diesen Eindruck mit Absicht hatte hervorrufen wollte.
»Hör zu«, sagte er. »Ich hasse es, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein, aber offensichtlich hast du heute Morgen noch nicht auf die Unisphäre zugegriffen.«
Allein die Art, wie er es sagte, ließ ihr das Herz sinken. Bevor sie am vergangenen Abend ins Bett gegangen waren, hatte sie ihren U-Shadow angewiesen, jeden Unisphärenkontakt zu unterbrechen; jetzt verband er sie wieder und begann, die wichtigsten Neuigkeiten zu extrahieren. »Grundgütiger Ozzie«, keuchte sie. Es war alles da. Die Invasion durch Ellezelins Streitkräfte unten bei den Docks. Paramilitärische Truppen, die in die Stadt vorrückten. Große Kapseln, die im Luftraum patrouillierten und jeglichen Zivilverkehr anhielten.
Als sie zum Fenster hinübereilte, konnte sie mehrere der Kapseln träge über dem Cairns River schwebend erkennen, heimtückisch schwarze Ovoide vor den grau-dunklen Wolken des heranbrechenden Tages. Colwyns Wetterschutz-Kraftfeld war aktiviert und spannte sich über die komplette Stadt. Doch es war kein Unwetter, das die Eindringlinge interessierte, ihre Absicht war es, jedwede Kapsel daran zu hindern, die Stadt zu verlassen.
Und schlimmer, viel schlimmer noch: Die Nachricht von Sektionsleiter Trachtenberg auf Centurion Station über die Leere begann sich zu verbreiten. Eine »Expansionsphase« nannten es die Kommentatoren. Und gleichermaßen stand für sie zweifelsfrei fest, dass dies die Schuld des Zweiten Träumers war, der den Skylord so brüsk zurückgewiesen hatte. Das konnte unmöglich ein Zufall sein – diese Worte hallten unablässig in ihrem Kopf wider. Eine Floskel, die in aller Munde war.
»Ich kann hier nicht bleiben«, stöhnte Araminta.
»Machst du Witze? Da draußen ist die Hölle los. Sie kontrollieren die Berichterstattung, aber glaub mir, unsere Mitbürger nehmen die Sache nicht auf die leichte Schulter. Es hat bereits mehrere Zusammenstöße gegeben, und dabei ist noch nicht einmal Frühstückszeit.«
Sie sind wegen mir hier , wurde ihr klar. Eine ganze Welt okkupiert, kontrolliert, vergewaltigt allein wegen mir. Ozzie, vergib mir.
»Ich geh einfach auf kürzestem Wege nach Hause«, meinte sie störrisch. »Ich muss zu den Apartments. Sie sind alles, was ich habe, das verstehst du doch,
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