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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Konfluenznester abgegeben worden waren; allesamt leicht zu identifizieren aufgrund ihrer unverwechselbaren, pathetischen Bezeichnungen. Und jeder von ihnen würde in ihr Bewusstsein dringen, dem Ruf einer passenden Stimmung oder eines geeigneten Bildes folgend. Ein Vorgang, der genau wie die Erinnerungen in ihrem eigenen Kopf ablief – durch simple Assoziation. Wenngleich Inigos Träume die stärksten Marker zu haben schienen und am leichtesten zugänglich waren.
    Und so fügte sich Araminta, während das Taxi von Larils zwielichtiger Software gesteuert weitertrudelte, in das Unvermeidliche und durchlebte Inigos erste Träume, nur um sich Stunden später wieder freizuschütteln, noch immer lächelnd darüber, wie Edeard über den Birmingham Pool schritt, um Arminel zu besiegen. Am liebsten hätte sie in dem Taxi einen lauten Jubelschrei ausgestoßen. Makkathran war eine solche Freude, mit seiner fremdartigen Architektur und den absonderlichen Genistars, bevölkert von reichen und aufgeblasenen Lords und Ladies, die genausogut aus einem schrecklich alten Märchenbuch stammen konnten. Sie fragte sich, ob Edeard am Ende wohl Kanseen oder doch Salrana heiraten würde; beides wäre ein herrlich romantischer Ausgang. Und sie war sich sicher, dass die Geschichte ein lächerlich kitschiges Happy End haben würde; nicht, dass sie jemals in einer so rückständigen Zivilisation leben wollte.
    Außerhalb von Inigos Träumen verbreiteten die Stimmen den Atem purer Emotion: die alltäglichen Emissionen ihrer Miteinwohner in Colwyn City. Doch das Gaiafield jenseits des Taxis war ein freudloses Ding, die inbrünstigen Hoffnungen der Living-Dream-Anhänger, dass ihr Zweiter Träumer wahrhaftig ganz in der Nähe war, wurden von der Angst und Sorge der Mehrheit fast übertönt.
    Vielleicht lag es an ihrem Silfen-Erbe, das ihr anstelle von Gaiamotes – wie alle anderen sie besaßen – Zugang zu dem Gaiafield verschaffte, aber dieses ganze seltsame Universum aus Erinnerungen und ungefilterten Gefühlen schien Araminta bemerkenswert überschaubar. Es kostete sie wenig Mühe, sich über das emotionalen Getöse hinwegzusetzen, um in ruhiger und sachlicher Weise den Aufbau dieses sonderbaren Kosmos zu studieren.
    Und während sie dies tat, anstatt sich einfach unbekümmert hineinzustürzen, nahm sie etwas wahr, das ihr Verstand als kleine neutrale Zonen interpretierte. Streifen aus Nichts, die überall zwischen dem Gemurmel verankert waren. Und was das Merkwürdigste war, sie schienen sich tatsächlich an sie zu wenden; ihre äußeren Schichten hallten wider von einem emotionalen Zustand, der nahezu identisch mit ihrem eigenen war. Allein der mentale Sirenengesang ließ sie vorsichtig sein. Sie in ihrem Geist emporhaltend, konnte sie die unterschwelligen Bande zu den Konfluenznestern der Stadt erspüren.
    Ozzie! Living Dream versucht mich wirklich auf Biegen und Brechen zu finden.
    Behutsam trennte sie sich wieder von den tückischen Fallen. Plötzlich nahm sie hinter der aufdringlich hellen Konstellation menschlicher Gedanken die omnipräsente Gleichmut des Silfen-Mutterholms wahr.
    »Kennst du mich?«, fragte sie nervös.
    Die Antwort war nicht konkret, nicht nach menschlichen Begriffen, mehr ein warmes Gefühl der Bestätigung und des Willkommens.
    »Kannst du mir helfen?«
    Betrübtheit, nicht gleichgültig – es war mehr Bedauern denn Zurückweisung.
    »Ich könnte es so richtig vermasseln.«
    Die angenehme Wärme einer mütterlichen Umarmung.
    »Ich wünschte, ich hätte so viel Vertrauen in mich. Hast du eine Ahnung, was hier auf dem Spiel steht?«
    Ein leuchtend goldenes Licht badete jede Zelle ihres Körpers, als wäre das Lächeln eines Engels durch Colwyn Citys Nebel des Elends gebrochen.
    »Oh, um Ozzies willen; ja, gut, ich frag ihn noch mal.« Und dann griff sie über den Silfen-Mutterholm hinaus nach dem Wesen, das am Rand ihrer Wahrnehmung lauerte. Vorsichtig diesmal, den aufmerksamen Wächtern ausweichend, und leise ihre Geistesstimme erhebend, anstatt über dreißigtausend Lichtjahre zu brüllen. Ein Besuch, der sie in ein Leuchten ähnlich dem der Leerensternennebel tauchte und sie den sanften Strom des sie umgebenden Universums schmecken ließ.
    »Hallo«, sagte sie zu dem Skylord.
    »Ich warte auf dich.«
    »Warst du das bei meiner Freundin? Der, die sich in deinem Universum aufhält?«
    »Ich habe schon seit Langem niemanden deiner Art mehr geleitet.«
    »Das will nicht viel heißen«, murmelte Araminta säuerlich.

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