Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
»Wenn ich in dein Universum komme, würdest du mich zum Nukleus führen?«
»Das werde ich.«
»Jetzt gleich?«
»Sobald du Erfüllung erlangt hast.«
»Aha. Du willst es einfach nicht tun, hab ich recht? Keiner von euch will.«
»Ich bin erfreut von deinem Begehren, den Nukleus zu erreichen. Ich werde dich geleiten.«
»Als unsere Leute zum ersten Mal in euer Universum kamen, wohin habt ihr sie geführt?«
»Meinesgleichen hat ihnen gezeigt, wo sie leben und Reife erlangen können.«
»Also bringt ihr sie zu Planeten, nicht nur zum Nukleus? Interessant.«
»Ich werde jene geleiten, die Erfüllung erl –«
»Ja, ja, ich hab’s kapiert.«
»Kommst du?«
»Viele meiner Art werden versuchen, euch zu erreichen.«
»Ich harre ihrer mit Freude.«
»Und indem sie zu euch kommen, werden sie Milliarden anderer Menschen niedermetzeln, Billionen von Leben werden verloren sein, wenn euer Universum die Galaxis zerstört. Sag, was hältst du davon?« Ihr war klar, dass sie riskierte, eine weitere Expansionsphase auszulösen. Andererseits war es ihr beim letzten Mal gelungen, ihn zu besänftigen.
»Nicht alle erlangen Erfüllung. Deine Spezies wird erstarken. Nur wenige werden bleiben, um in das Gefüge allein aufzusteigen.«
»Begreifst du überhaupt, dass da noch ein anderes Universum außerhalb von eurem ist?«
»Es gibt nur das Hier, das Universum und den Nukleus. Einst – jetzt wirst du hier erscheinen.«
»Déjà vu«, knurrte Araminta. »Also gut«, sagte sie zu dem Skylord. »Vielleicht werd ich das.«
»Ich erwarte dich«, sagte er, als sie ihr Bewusstsein zurückzog.
Hastig sondierte sie aus dem Taxi heraus die Umgebung. Der Abend brach bereits herein, und das tiefe Sonnenlicht verwischte hinter dem Kraftfeld die Wetterkuppel zu einem schmierigen Fleck. Sie spähte nach oben, konnte jedoch keine der Ellezelin-Kapseln zu ihr herabschießen sehen, also hatten sie ihr Gespräch mit dem Skylord wahrscheinlich nicht bemerkt.
»Tolle Sache«, schnaubte sie. »Ich kann die Leere nicht davon abhalten, sich uns einzuverleiben. Diese Scheißkerle haben so gut wie gewonnen.«
Weshalb ihr nichts anderes übrig blieb, als einige Entscheidungen zu treffen. Sie befahl dem Taxi, einen Schwenk um den Bodant Park herum zu machen und die Strecke auf der Jachthafenseite zu benutzen, fernab von ihrem Apartment. Es war nicht so waghalsig, wie es schien. Naja, gut, vielleicht ein bisschen bekloppt. Aber sie wollte nicht ohne einen letzten Blick auf das von hier verschwinden, was sie als ihr erstes richtiges Zuhause ansah, seit sie – nun ja, Langham verlassen hatte.
Es war klar, dass sie irgendwie hier rauskommen musste. Die einzige Möglichkeit, Living Dream daran zu hindern, sie zu benutzen, bestand darin, außerhalb ihrer Reichweite zu gelangen. Das beschnitt ihre Optionen beträchtlich. Cressidas Angebot eines Raumflugtickets schied eindeutig aus, die Ereignisse der letzten paar Tage hatten deutlich gemacht, dass nicht einmal ein Diplomatenschiff sie von Colwyn City würde forttragen können. In diesem Moment fiel ihr Cressidas Bemerkung ein, dass es im Francola-Wald einen Silfen-Pfad gab. Nun, das war definitiv eine Möglichkeit. Aber vielversprechender schien ihr die Idee, dass Laril für sie als Vermittler einspringen könnte. Er war jetzt zum Teil Higher, er kannte bestimmt eine vertrauenswürdige Fraktion, eine, die gegen die Pilgerfahrt war. Jeder wusste, dass die Fraktionen Agenten mit allen möglichen Enrichments hatten; und Gore hatte gesagt, sie wären auf der Suche nach ihr. Wenn irgendjemand sie aus Colwyn City heraus- und von Viotia wegschaffen konnten, dann sie.
Ihre Überlegungen gingen mit dem kleinmütigen Gedanken einher, dass sie, wenn sich eine Fraktion ihrer annahm, die große Entscheidung nicht mehr würde selbst treffen müssen.
Vergiss das. Du musst jetzt erst mal hier raus.
Es war bereits dunkel, als das Wurung-Transport-Taxi die Aeana Street entlangglitt, parallel zum Cairns. Helles weißes Licht, das aus den großen Marina-Gebäuden fiel, schien durch eine Seite der Fensterblase hinein. Sie konnte jetzt die Menge hören, das entnervende Stimmengewirr so vieler Menschen, die ihre Wut miteinander teilten.
Das Taxi hielt an einem Anlegesteg an, und Araminta stieg aus. Sie war überrascht, wie viele Leute im Park waren, es mussten inzwischen Tausende sein. Auf dieser Seite liefen sie in verstreuten Gruppen umher; drüben indessen, in der Nähe ihres Apartmentblocks, ballten sie sich
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