Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

dicht zusammen, brüllten Beschimpfungen und kühlten ihr Mütchen an der Absperrung, die entlang der Straße errichtet worden waren.
    Plötzlich wurde Araminta klar, was das Problem war. Der Kordon, den die Paramilitärs um ihren Apartmentblock herum errichtet hatten, wirkte wie eine riesige Provokation.
    Meine Schuld. Schon wieder.
    Sie ging weiter in die Menge. Das Gaiafield war jetzt ein einziger Strom aus Hass und Feindseligkeit. Ihre makrozellularen Cluster meldeten eine ungeheure Zahl von durch den Park schwirrenden Pings. Richtungslos, ohne jeden Absendercode, nicht durch die Cybersphären-Nodi geroutet und daher auch nicht rückverfolgbar.
    »›file‹ Bindefrequenz am zweiten Abschnitt.«
    »Kontern mit einem Patch von Etol, sie haben die Fixpunkte.«
    »Einen von dem scheiß Abschaum mit Maser-Impuls erwischt.«
    »Jubel.«
    »Jubel.«
    »Jubel.«
    »Jubel.«
    »Linke Gebäudeseite, Straße zerbröckelt an einem Segment.«
    »Leute dort zusammenziehen.«
    »Freiheit für Viotia.«
    »Bots bereit zur Attacke. Kann sein. Hört ihr das, ihr Arschlöcher? Glaubt ihr, wir machen Spaß?«
    »Arschlöcher, wir kommen euch holen.«
    »Freiheit für Viotia.«
    »Wir werden euch die Memorycells aus euren Living-Dream-Hirnen hobeln.«
    »Keiner von euch wird je ein Relifing erleben.«
    »Bei Abschnitt fünf zusammenziehen. Gebt ihnen Saures, Leute.«
    Araminta war rasch klar, dass mit den Abschnitten Teile der Straßensperre gemeint waren, die die Paramilitärs aufgebaut hatten. Der Mob organisierte sich für einen Angriff. Es gab keinen Anführer – jedenfalls keinen erkennbaren –, sie reagierten wie Antikörper auf die Invasionstruppen.
    »Hab hier ein paar Disruptorgewehre, die durch ihre Panzerung schneiden.«
    »Gut.«
    »Astrein.«
    »Gelächter.«
    »Gewehre verteilen.«
    »Hey, Schweinebrut in Rüstung! Wenn ihr glaubt, dass euer Waterwalker stark genug ist, um euch vor uns zu retten, dann fangt schon mal an, nach ihm zu brüllen.«
    »Gelächter.«
    »Gelächter.«
    »Gelächter.«
    »Bereit? Los.«
    Araminta spannte sich an. Die Paramilitärs schickten ein Sperrfeuer aus Jangle-Impulsen durch die Barrikade. Schreie hallten über den Park.
    »Ihr habt mir echt geglaubt. Ihr dämlichen Hosenkacker.«
    »Gelächter.«
    »Gelächter.«
    »Okkupieren Sie jetzt, sterben Sie später.«
    Vielleicht war das hier keine so gute Idee , dachte sie, auf das Meer von aufgewühlten Menschen blickend. Aber hier zu sein, hatte auch etwas Beruhigendes.
    Wenn sie den Hals reckte, konnte sie gerade den sechsstöckigen Apartmentblock sehen. Seltsam düster wirkte er hinter dem Ausbruch von purpurnem Licht entlang der Barrikaden. Allein seine Silhouette funkelte aufgrund der blauen und violetten Glassäulenecken.
    Okay, gesehen. Und jetzt nichts wie weg.
    Araminta drehte sich um und begann sich durch die rauflustige Menge zurück zum Hafen zu kämpfen. Emotionaler Druck baute sich im Gaiafield auf, eine überwältigende Gewissheit trat an die Stelle nervöser Erwartung. Irgendetwas war im Begriff zu geschehen – was immer irgendetwas auch war. Sie hielt an, warf einen Blick über die Schulter und sah, dass die flackernden Lichter auf ganzer Länge der Absperrung konstant wurden.
    Gebrüll und Hurrageschrei wuchsen an zu einem einzigen animalischen, den Park erfüllenden Heulen. Die Pings potenzierten sich zu einem nicht mehr entschlüsselbaren Getöse aus elektronischem Rauschen. Überall um sie herum begannen ihre Leute auf die Barrikaden zuzustürmen.
    Schüsse waren zu hören.
    Ein einzelner Ping überschrie den allgemeinen Lärm: »Hab einen!«, weitergegeben von jedermanns makrozellularen Clustern. Boshafte Schadenfreude blühte inmitten des Gaiafields auf.
    »Oh nein«, murmelte Araminta.
    Menschen starrten sie an, als sie vorbeirannte – offenbar leicht verärgert darüber, dass sie sich ihnen nicht anschloss.
    Einige drängten sie. »Los, komm.«
    Sie zögerte, unentschlossen.
    Grellviolette kleine Punkte erhoben sich von mehreren Ecken des Parks in die Luft, schwebten herüber, um sich bei den Paramilitärs hinter den schwankenden Barrikadensegmenten zu sammeln. Noch mehr Waffenfeuer schlug ihnen entgegen. Sie sah das unverwechselbare blaugrüne Aufblitzen von Disruptorimpulsen. Eine zweite Salve aus roten Sternen jagte nach oben.
    Das hier ist gut geplant , wurde ihr klar.
    Eine Sektion des fliederfarbenen Scheins, der von den strapazierten Absperrungen ausging, wurde dunkel. Von dort, wo sie stand, konnte sie