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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Grenze. Missbilligend schüttelte er den Kopf, doch andererseits war solch eine gehässige Trotzreaktion typisch für Ranalee.
    Zu guter Letzt war sie es gewesen, die sich bei der Überprüfung des ganzen widersetzlichen Papierkrams als legitime Eignerin des Bordells herausgestellte hatte. Und mehr war es nun auch nicht mehr, ein anstößiges Etablissement, das seine Steuererklärungen bei der Schreibergilde einreichte wie jedes andere Geschäft auch. Edeard hatte beschlossen, den Laden und seine Besitzerin fortan in Ruhe zu lassen. Ranalee schien ihren Platz im Leben gefunden zu haben, und inzwischen galt es, neue Brücken zu bauen. Der Waterwalker konnte es sich nicht leisten, in solchen Dingen nachtragend zu erscheinen. Er und Finitan waren sich darüber einig, dass, wenn die Stadt vorankommen sollte, ein Strich unter den Tag der Verbannung gezogen werden musste.
    Nachdem er einige Stunden in der Halle herumgelungert und nichts getan hatte, übertrug Edeard Dinlay das Kommando und machte sich auf in Richtung Haxpen.
    Finitans Fernblicke fanden ihn, als er gerade den Flight Canal überquerte. »Und hast du schon gewählt, Jung Edeard?«
    »Ja, Sir.«
    »Hab ich deine Stimme bekommen?«
    »Die Wahl ist geheim, Sir.«
    Finitans Belustigung war durch seinen Longtalk zu spüren. »Das ist sie wohl. Leider.«
    »Irgendeine Prognose, wie sie ausgeht, Sir?«
    »Ersten Anzeichen zufolge sieht es ganz gut aus. Jedenfalls sind die, die mit den Beobachtern gesprochen haben, recht zuversichtlich. Den Hochrechnungen von vor einer Stunde nach liege ich vorn.«
    »Aber das sind doch gute Nachrichten.«
    »Weißt du noch, wie du nach Sampalok rein bist, um Buate zu verhaften? Alles schien absolut problemlos zu laufen, und dann war Owain auf einmal verdammt nah daran, uns einen Strich durch die Rechnung zu machen. Man sollte ihn also nie unterschätzen.«
    »Ich werd’s mir merken, Sir.«
    »Äh … tut mir leid, Edeard. Aber ich hab seit Tagen nicht mehr geschlafen. Ich mache mir einfach Sorgen. Was, wenn ich verliere? Ich hab alles auf diese Wahl gesetzt.«
    »Sir, ich erinnere mich noch daran, was Ihr mir bei unserer ersten Begegnung gesagt habt. Ihr meintet, dass nicht mal die in Spitzenämtern jemals in der Lage sein würden, etwas zu ändern. Nun, ich denke, Ihr seid gerade dabei, Euch das Gegenteil zu beweisen.«
    »Danke, Edeard. Zumindest wissen du und ich, dass wir unser Bestes gegeben haben. Und an dem wird man uns letztlich messen.«
    »Ja, Sir.«
    Als er an der Culverit-Residenz ankam, war dort nicht allzu viel Geschäftigkeit zu spüren. Tatsächlich war sie, abgesehen von den Wachen, die ihn herzlich begrüßten, beinahe verlassen.
    Kristabel erwartete ihn in einem der Salons in der oberen Etage. Sie saß an einem großen, lederüberzogenen Schreibtisch mit hohen Aktenstapeln, die sich zu beiden Seiten vor ihr auftürmten. Ihr Haar war zu einem strammen Zopf geflochten, der ihr den Rücken herabhing. Sie trug ein Kleid in blassem Zitronengelb, zu dem sie ein ausladendes Goldcollier mit Panzerkette angelegt hatte. Es stand ihr perfekt.
    Als er hereinkam, schrieb sie gerade, die Spitze ihres langen, onyxfarbenen Füllfederhalters zuckte wütend hin und her. Ein wundervoll angestrengtes Stirnrunzeln lag auf ihrem Gesicht. Edeard wünschte, er hätte dieses Bild für immer einfangen können.
    »Du siehst aus, als würdest du gerade ein Todesurteil unterzeichnen«, sagte er.
    Sie sah ihn missbilligend an. »Das tu ich auch.«
    »Was?«
    »Siehst du das alles hier?« Mit wildem Gesichtsausdruck deutete sie auf die Dokumentenstöße. »Das ist meine Familie, die auch deine Familie sein wird, sobald wir verheiratet sind.«
    »Äh, richtig.«
    »Papa hat entschieden, dass du und ich den ganzen zehnten Stock für uns haben sollen, was ich sehr süß von ihm finde. Allerdings heißt das auch, dass er und Mirnatha im neunten Stock unter uns wohnen werden, mitsamt Tante Rishia und Cousin Gorral, zusätzlich zu Onkel Lorin und seiner Frau und den Kindern und den ersten drei Enkeln. Onkel Lorin ist davon alles andere als begeistert. Er und Papa hatten gestern Abend schon einen Riesenkrach deswegen. Papa behauptet, Onkel Lorin habe gewusst, dass es unumgänglich sei, und er solle es gefälligst akzeptieren. Und Onkel Lorin wirft Papa vor, er würde vor dir klein beigeben. Aber Papa ist immer noch Meister, also zieht er runter in den neunten, was bedeutet, dass sich eine ganze Reihe Leute ebenfalls eine Etage tiefer werden

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