Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
gelaufen?«
»Relativ vorbildlich, denke ich«, erwiderte Kanseen. »Jedenfalls gab’s in der Distrikthalle keine Schlägereien. Ab und zu mussten die Konstabler eingreifen, um die eine oder andere hitzige Wohnsitzfrage zu klären, aber nichts, womit sie nicht zurechtgekommen wären.«
»Irgendeine Ahnung, welcher Abgeordnete das Rennen gemacht haben könnte?«, fragte Edeard.
»Nö. Da wirst du dich wohl wie der Rest der Stadt noch ein bisschen gedulden müssen.«
»Zum Honious! Wie halten die Kandidaten das bloß aus?«
Macsen musterte ihn träge. »Die Herrin stehe uns bei, wie soll das erst werden, wenn du selbst mal als Bürgermeister kandidierst?«
»Das werde ich nie. Nicht, nachdem ich nun weiß, wie das ist.«
»Ha!« Macsen nippte an seinem Wein.
»Ich hörte, unser alter Freund Cherix ist wieder aus seinem Loch hervorgekrochen«, sagte Kanseen.
»Ja.« Edeard betrachtete den Wein in seinem Glas. »Das Leben wäre ohne ihn einfach nicht dasselbe.«
»Du musst deine sentimentale Ader im Griff behalten«, sagte sie. »Irgendwann werden sie das ausnutzen.«
»Wen meinst du denn mit sie?«, sagte Macsen indigniert. »Es ist niemand mehr übrig, um die Banden wiedereinzusetzen. Owain ist im Begriff zu verlieren. Die Familien werden Edeard akzeptieren und sich anpassen, so wie sie es immer tun. Für sie wird sich herzlich wenig ändern, aber für die normalen Bürger werden sich die Dinge gewaltig zum Besseren wenden. Und das Beste von allem: Bise wird langsam, aber sicher seinen Einfluss verlieren, genau wie seine sogenannten Freunde. Argian hat mir erzählt, seine alten Verbündeten würden seiner allmählich überdrüssig werden. Diese Wahl sollte sein Ende besiegeln.«
»Herrin, bitte gib, dass es so ist«, murmelte Edeard. »Hat Bise irgendwas retten können?«
»Das weiß keiner«, erwiderte Macsen säuerlich. »Die Schreiber sind seit zwei Wochen dabei, das Diroal-Vermögen zu prüfen. Und alles, was sie bis jetzt sagen können, ist, dass es Jahre dauern wird, alles bis auf den letzten Heller aufzustöbern. Aber ich schätze, dass so einiges nie wieder auftauchen wird. Bise und seine Vorfahren waren ziemlich gut darin, ihre Schäflein ins Trockene zu bringen. Darin standen sie den anderen Großen Familien, die den ganzen Tag damit beschäftigt sind, die Steuer zu umgehen, in nichts nach. Das ist einer der Hauptgründe, wieso sie alle so stinkreich geworden sind.«
»Ich nehme an, er wird Reserven haben, auf die er zurückgreifen kann, um bis ans Ende seiner Tage teure Kleider zu tragen und erlesene Weine zu süffeln«, sagte Kanseen. »Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, das seinen alten Freunden gegenüber mal durchblicken zu lassen. Ich bin sicher, die Gilmorns wären nicht halb so freigiebig, wenn sie wüssten, dass Bise Ländereien und Geld beiseitegeschafft hat.« Sie grinste boshaft. »Möchtest du, dass ich das Ranalee bei Gelegenheit mal stecke?«
Edeard neigte leicht sein Glas in ihre Richtung. »Ich denk drüber nach.«
»Auch ohne komplette Inventarisierung sind wir immer noch ungeheuer reich«, sagte Macsen. »Genau wie die Geschäfte, die bei den Unruhen Schaden genommen haben. Die Schreiber zahlen nach wie vor anteilsmäßige Entschädigungen aus. Ich hab gehört, dass einige Leute sogar ihre eigenen Wohnungen demolieren und behaupten, es sei während der Unruhen passiert, nur um an neue Möbel und Kleider zu kommen. Derzeit fließt so viel Geld in den Distrikt, dass es die ganze Wirtschaft auf den Kopf stellt. Die Pro-Bise-Kandidaten behaupten gar, du hättest mit dieser Aktion nur versucht, dir die Stimmen von Sampalok zu erkaufen.«
»Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht«, gab Edeard zu. »Und auch nicht darüber, was für Auswirkungen es auf Sampalok hat, wenn wir Bises Geld unter die Leute bringen. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach ist es während der letzten paar Generationen ohnehin den Bürgern hier abgepresst worden, also denke ich, ist es wohl eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, es ihnen wiederzugeben.«
»Sieht man einmal davon ab, dass die, die keine Entschädigungen erhalten, ziemlich angepisst sein dürften«, seufzte Kanseen.
»Wieder eine noble Geste, die gehörig danebengeht«, sagte Macsen.
»Mir war überhaupt nicht bewusst, wie hoch die Hälfte des Diroal-Vermögens sein würde. Vielleicht sollte der Rest des Geldes in eine Art Fonds zugunsten Sampaloks gehen?«, schlug Edeard vor.
»Ach? Jetzt, wo du dabei bist, wirklich was zu
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