Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
verändern, machst du ’nen Rückzieher.«
»Ja, aber ich hatte nicht die Absicht – Oh Herrin, nimm sie zu dir! Wisst ihr was? Ich kann auch bis nach der Auszählung warten. Und dann ist das sowieso alles euer Problem.«
»Besten Dank«, sagte Macsen.
Edeard senkte seine Stimme und legte einen starken Zurückgezogenheitsschleier um sie herum. »Wie kommt ihr beiden eigentlich zurecht?«
»Du sagst es«, erwiderte Kanseen. »Wir kommen zurecht. Was bleibt uns auch für eine verdammte Wahl? Bises Belegschaft scharwenzelt katzbuckelnd um uns herum, um ihre alten Posten wiederzubekommen, wenn die Residenz erst mal fertig ist. Mir gefällt die Vorstellung nicht, Leute zu beschäftigen, die sich einst das Haus Diroal zur Lebensaufgabe gemacht haben, aber wie sollten wir sonst verhindern, dass alles wieder so wird wie zuvor? Und wenn wir im kommunalen Rat sitzen, müssen wir rasche Entscheidungen treffen, die sich auf das Leben der Menschen auswirken werden, ohne Rücksicht darauf, was früher mal war. Bis jetzt haben wir es geschafft, nicht allzu vielen Bürgern auf die Füße zu treten.«
»Klingt, als hättet ihr alles im Griff und würdet mit gutem Beispiel vorangehen. Mehr kann ich nicht verlangen. Wie hat der Oberste Rat eure Ernennung aufgenommen?«
»Owain hat uns begrüßt, als gehörten wir schon seit fünfhundert Jahren dazu«, erwiderte Kanseen. »Der Rest hat sich ihm daraufhin angeschlossen. Allerdings haben seit den Unruhen erst drei Sitzungen stattgefunden. Mal sehen, was nach der Wahl passiert.«
»Es war einfach herrlich, das Gesicht meines lieben Halbbruders zu sehen, als ich in meiner Robe an ihm vorbeispaziert bin«, sagte Macsen mit verträumtem Blick. »Ich bin jetzt genauso wohlhabend wie er. Und ich hab einen Sitz im Rat und er nicht.«
» Wir haben einen Sitz im Rat«, korrigierte ihn Kanseen.
»Ja, Liebes.«
Ihre dritte Hand kniff ihn empfindlich in die Seite. Edeard lachte, als er Macsens gekränkten Gesichtsausdruck sah. »Ah, die Freuden der Ehe. Darauf darf ich mich ja auch schon freuen.«
Kanseen verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Und was ist mit dir? Was sind deine großen Pläne?«
»Das hängt davon ab –«
»Nehmen wir einfach mal an, Finitan schafft es heute Abend«, unterbrach sie ihn brüsk. »Was hast du dann als Nächstes vor?«
»Nichts Dramatisches«, entgegnete er und wies auf den Platz und dessen im Werden begriffenes Gebäude. »Ich will Finitan unterstützen, weil ich glaube, dass er recht hat. Zuerst die Stadt konsolidieren und dann alles tun, was nötig ist, um die Herrschaft des Rechts einzusetzen. Es wird nicht allzu lang dauern. Der Große Rat hat zwar einiges schleifen lassen, aber die Organisationen und Konzepte, die Rah begründet hat, sind alle noch vorhanden, wir müssen sie nur revitalisieren, mehr nicht.«
»Die Menschen sind im Allgemeinen viel zufriedener jetzt, da die Banden geschlagen sind«, stimmte Kanseen ihm zu. »Du hast ihnen gezeigt, dass die Dinge wieder ins Lot kommen können, ganz gleich, wie schlimm sie auch scheinen. Aber Edeard, du hast den Menschen auch gezeigt, was du bist und was du fertigzubringen vermagst.«
»Ich hab das Vertrauen, das mir die Stadt geschenkt hat, niemals missbraucht. Das wisst ihr.«
»Ja, das wissen wir, aber hoffentlich sieht das der Rest der Stadt auch rechtzeitig ein. Ich schätze, du wirst daran arbeiten müssen.«
»Ich weiß. Das ist einer der Gründe, warum ich Marcol gedrängt hab, Konstabler zu werden.«
»Apropos«, sagte Macsen, setzte sich auf und beugte sich neugierig vor. »Das musst du mir noch mal erklären. Ich hab mit Dinlay gesprochen. Er meint, dass der Junge nicht wirklich zum Konstabler taugt.«
»Da bin ich anderer Meinung. Er tut sein Bestes«, widersprach Edeard. »Er wird seinen Abschluss machen, er ist ungeheuer motiviert.«
»Aber warum?«
»Weißt du noch, wie wir uns alle gefragt haben, wieso ich von der Herrin auserwählt wurde, um zu tun, was ich tun kann? Was, wenn ich nicht auserwählt wurde? Was, wenn stattdessen einfach ihre Lehren angefangen hätten zu greifen? Ich meine, wirklich zu greifen.«
»Ich kann nicht fassen, dass ausgerechnet du das sagst«, rief Kanseen aus. »Ein ganzes Jahr lang haben wir uns in den Straßen mit diesen verfluchten Banden rumgeschlagen. Die wären ihren Lehren niemals gefolgt.«
»Die Bandenmitglieder sicher nicht, nein. Aber was ist mit allen anderen? Jeder wusste, dass da was entschieden schiefläuft, auch wenn sie
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