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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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»Er besitzt kein Schiff, obschon er sich in aller Regel so aufführt, als wäre er der Kapitän eines Handelsschiffs. Ivarl ist der Besitzer des House of Blue Petals.«
    Edeard hatte bereits von diesem Etablissement gehört; ein Bordell im Myco-Distrikt, in der Nähe des Hafens.
    Captain Ronark war vorgetreten und stand nun Schulter an Schulter mit Edeard. »Wenn man behaupten kann, dass die Banden in dieser Stadt einen Anführer haben«, sagte er, »dann ist es Ivarl. Zumindest bezeichnet er sich selbst gern als Meister unserer Kriminellen-Zunft. Höchstwahrscheinlich ist er es gewesen, der Arminel zurückgeschickt hat, um dich in einen Hinterhalt zu locken.«
    »Ah«, sagte Edeard. Er lächelte höflich und neigte seinen Kopf in Richtung des Bösewichts.
    Ivarl erwiderte die Geste und zielte dabei jovial mit der vergoldeten Spitze seines Gehstocks auf Edeard. Meister Cherix tauchte hinter ihm auf und murmelte ihm irgendetwas ins Ohr. Ivarl lächelte knapp und kam sodann zu den Konstablern herüber.
    »Meinen Glückwunsch zu einem vorbildhaften Fall«, sagte er. Seine Stimme war rau, und Edeard ahnte, dass durch die Verletzung, die ihm das schiefe Kinn beschert hatte, irgendein tiefer gehender Schaden angerichtet worden war.
    »Verbindlichsten Dank«, entgegnete Edeard mit einem ordentlichen Schuss Ironie.
    »Diese Stadt ist um so viel schöner ohne diese Leute«, fuhr Ivarl fort. »Sie sind wertloses Geschmeiß; sie bereichern unser Leben um nichts. Ihr jedoch, Ihr seid ein bemerkenswerter Mann, Konstabler Edeard.«
    »Ich tue mein Bestes.« Edeard war sich unangenehm der unzweideutigen Art bewusst, in der sich Macsen und eines von Captain Ivarls Mädchen angrinsten. Am liebsten hätte er seinem Freund eine runtergehauen.
    »Wie wir alle«, sagte Ivarl. »Jeder trägt auf seine eigene bescheidene Weise zum Lauf der Dinge in dieser hübschen Stadt bei. In diesem Sinne möchte ich Euch und Eure Freunde einladen, die Gastfreundschaft meines Hauses zu genießen.«
    Edeard konnte fast körperlich spüren, wie alle auf seine Antwort warteten. Also davor hat Finitan mich gewarnt. Ich hab den Banden gezeigt, dass nicht alle Konstabler Schwächlinge sind, dass ihnen ihre übliche Gewalt nichts nützt gegen mich. Also wollen sie jetzt wissen, wie weit ich in dieser Sache bereit bin zu gehen. Politik!
    Er gestattete es einem alten, zutiefst persönlichen Bild, aus seinen Gedanken herauszusickern: den schwelenden Ruinen Ashwells, einschließlich der Leichen, die unter den Trümmern lagen.
    »Ich bin noch nicht unten in Eurem Distrikt gewesen«, sagte Edeard. »Aber ich beabsichtige, ihn bald zu besuchen.«
    Enttäuscht presste Ivarl seine wulstigen Lippen zusammen und zuckte gekünstelt die Achseln. »Ich freu mich darauf, Euch dort zu sehen, junger Mann.« Und mit diesen Worten wandte er sich ab und stolzierte davon, ein besitzergreifend sich anklammerndes Mädchen an jedem Arm.
    Erst jetzt bemerkte Edeard die Blicke, mit denen die anderen ihn ansahen. »Was denn?«
    Captain Ronark lächelte. »Guter Mann, Edeard. Ich wusste, du würdest dir nicht selbst untreu werden.«
    Chae seinesteils schenkte Edeard ein anerkennenden Grinsen und ging dann mit dem Captain hinaus.
    »Was war das für ein Ort?«, fragte Boyd beklommen.
    »Das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin«, antwortete Edeard.
    »Herrin, es nur zu sehen hat mir schon Angst eingejagt.«
    »Mir ging’s dabei um ein bisschen Emphase. Ich wollte sichergehen, dass Ivarl begreift.«
    »Nun, ich denke, er hat’s kapiert. In diesem Punkt brauchst du dir wohl keine Sorgen zu machen.«
    »Obwohl, eine Schande ist es schon«, meinte Macsen wehmütig. »Habt ihr die kleine Blonde gesehen?«
    »Sei nicht so primitiv«, fauchte Kanseen ihn an.
    »Hey! Ich kann auch noble und schmerzvolle Opfer bringen, hörst du? Man muss gewisse Standards einhalten, wenn man zum Trupp des Waterwalkers gehört.«
    »Nenn mich nicht so«, sagte Edeard müde.
    »Zu spät«, entgegnete Boyd. »Viel zu spät.«
     
    Es war bereits Nachmittag, als sie wieder in der Jeavons-Wache eintrafen. Im Speisesaal okkupierten sie ihren üblichen Tisch, und die Ge-Affen brachten eilig Tabletts mit belegten Broten und dampfenden Teetassen herbei. In letzter Zeit hatte sich das Essen in der Wache merklich verbessert; die ansässigen Ladenbesitzer waren ganz versessen darauf, die Konstabler mit bester Ware zu annehmbaren Preisen zu beliefern – als Dankeschön für den spürbaren Rückgang von Bandenaktivitäten in

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