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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ihn.«
    Edeard wollte unbedingt etwas über Kristabel erfahren, aber der Karawanenführer konnte ihm nichts über sie sagen. »Ich brauche frische Pferde. Ich kann sie bezahlen.«
    Der alte Mann sah ihn ernst an, dann nickte er. »Wir werden nicht vor einem Jahr wieder hier entlangkommen, also, denke ich, dass wir von einer Strafe verschont bleiben.«
    »Strafe?«
    »Der Oberste Rat hat Euch für vogelfrei erklärt, Waterwalker. Ich … wir haben gehört, Ihr seiet tot.«
    »Noch nicht«, stieß Edeard hervor. »Man hat bereits festgestellt, dass das nicht so leicht ist.«
    »Gut. Wir wechseln Eure Pferde. Ich brauche kein Geld von Euch.«
    »Danke.«
    »Finitan tot«, sagte Dinlay düster, als Edeard auf einem langbeinigen Ge-Pferd über die Iguru-Ebene ritt. »Wie konnten sie es wagen, eine solche Tat zu begehen? Die Menschen haben ihn gewählt.«
    »Das hier wurde von langer Hand vorbereitet, vermutlich über Jahre«, erwiderte Edeard benommen. »Die ganzen Banditenüberfälle, die Angst in den Provinzen, sogar die Bandenzerschlagung in der Stadt; alles war darauf ausgelegt, Querencia dazu zu nötigen, eine einzige Regierung zu akzeptieren, und zwar eine mit Owain an der Spitze. Und dann bin ich gekommen. Was für eine Ironie, sein eigener Feldzug des Terrors hat mich einst in die Stadt flüchten lassen.«
    »Aber was kannst du jetzt tun?«
    »Ihn aus dem Bürgermeisteramt rausschmeißen und die rechtmäßige Regierung wieder einsetzen.« Noch während er sprach, wurde ihm bewusst, wie abwegig das klang.
    »Gut«, sagte Dinlay, aber in dem Ton des Schemen schwang Unsicherheit. »Das ist gut.«
    Edeard machte sich nicht die Mühe, sich in Verstohlenheit zu hüllen, nicht einmal in einen Zurückgezogenheitsschleier. Es war ihm egal, ob die Leute ihn sahen. Er wollte sogar, dass die Kunde sich in der Stadt herumsprach. Wollte, dass die Menschen wieder Hoffnung hatten. Er wollte, dass sie wussten, dass der Waterwalker kam.
    Alles würde wieder gut werden.
    Auf der Straße herrschte reger Verkehr. Ausschließlich von Makkathran fort. Gruppen zerlumpter Menschen blieben stehen, um ihn anzustarren, als er vorbeigaloppierte. Einige brachen in Jubel aus, doch die meisten schüttelten bei seinem Anblick nur niedergeschlagen den Kopf. Longtalkgemurmel raunte die ganze Straße entlang.
    »Der Waterwalker lebt.«
    »Der Waterwalker kommt zurück.«
    »Der Waterwalker wird dem ein Ende bereiten.«
    »Der Waterwalker kommt zu spät.«
    »Zu spät.«
    Letzteres war am häufigsten zu hören. Es entmutigte ihn aus dem einfachen Grunde, weil es seiner eigenen Befürchtung entsprach. Abgesehen von Kristabel und ein paar wenigen Freunden, was gab es für ihn denn noch hier? Er würde die Stadt und die Welt niemals von Menschen wie Owain erlösen. Das Einzige, was jetzt noch blieb, war ein Rettungsversuch – und ein Leben im Exil.
     
    Es war Nachmittag, als er die Stadt schließlich erreichte. Im schnellen Ritt jagte er unter der Mannigfaltigkeit der Bäume, die die Straße säumten, dahin. Er war jetzt der einzige Reisende, und seine Fernsicht eilte voraus, um zu sehen, welcher Empfang ihm bereitet werden würde.
    Als er aus dem Ende des uralten Gehölzes hervorbrach, waren sogar die Schafe von der Viertelmeile Grasland, die die Kristallmauer umgab, verschwunden. Das Nordtor war zu. Eine rasche Fernsicht-Überprüfung ergab, dass die beiden anderen Tore ebenfalls geschlossen waren. Ein halbes Milizregiment war in einem schützenden Halbkreis um das mächtige Tor herum in Aufstellung gegangen, hundert Pistolenmündungen waren auf die Straße gerichtet. Ganz vorn stand ein Trupp Wachen in der Uniform der Waffengilde. Sie trugen Schnellfeuerwaffen.
    Owains Fernsicht entdeckte die einsame Gestalt, die ihr Pferd scharf vorantrieb, ein Strang unter vielen Tausenden. »Kehrt um, Waterwalker, hier gibt es für Euch nichts mehr zu tun. Kehrt um. Ihr bringt nur Tod, denn diese tapferen Männer werden Euch töten, ganz gleich, wie viele von ihnen Eure Kraft zuerst einfordern wird. Ihr könnt keine ganze Stadt voller Gegner auslöschen.«
    »Das ist nicht Eure Stadt«, entgegnete Edeard über Longtalk.
    »Wie Ihr wollt. Möge die Herrin Eurer Seele gnädig sein.«
    Als er kaum dreihundert Meter von den ersten Milizreihen entfernt war, riss Edeard plötzlich sein Ge-Pferd herum und preschte von der Straße, schlug einen Bogen parallel zur Kristallmauer ein. Augenblicklich stürmte ein Kavalleriezug durch die Milizmänner und jagte ihm hinterher.

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