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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ihm.
    Buate wurde vom Boden hochgehoben. Voller Grauen sahen seine Wachen dabei zu, wie er mitten in der Luft heftig zu zittern anfing. Dann warf er seinen Kopf zurück und heulte auf; sein Geist flutete den Innenhof mit qualvollem Schmerz. Winzige Blüten aus Blut sprossen auf seinem Ornat, wurden zu roten Rinnsalen, die herabflossen und aufs Hofpflaster spritzten. Das war der Moment, in dem die Wachen sich umdrehten und rannten. Sie mussten sehr weit laufen, bevor Buates Schreie nicht mehr ihre Ohren zermarterten.
    Schließlich blickte Buates Seele auf ihren eigenen Leichnam hinab, als Edeard den toten Körper zu Boden fallen ließ.
    »Siehst du sie jetzt?«, fragte Edeard.
    »Du hast verloren«, sagte Buate. »Das ist alles, was du jetzt noch tun kannst: töten. Und indem du das tust, indem du auf diese Weise wieder die Macht an dich reißt, wirst du wie wir.«
    Abermals füllten sich Edeards Augen mit Tränen, als die Seele himmelwärts glitt. Buate hatte die Wahrheit gesprochen. Er konnte nichts mehr tun. Owain und seinesgleichen hatten gewonnen. Sie zu töten würde nichts daran ändern. Die Welt gehörte ihnen. Und es war keine, in der er zu leben wünschte.
    Macsen und Kanseen schwebten durch die Innenhofmauer.
    »Bijulee und Dybal sind tot«, sagte Macsen. »Bise ist zurück nach Sampalok gekommen.«
    »Wir haben unser Baby verloren«, sagte Kanseens Seele, sie war schwächer als die ihres Mannes. »Vielleicht ist mein Sohn im Herzen. Ich kann nicht bleiben. Nicht hier. Nicht einmal für dich, Edeard. Ich muss wissen, ob er dort ist. Ich muss wissen, was mit meinem Kind ist.«
    »Das verstehe ich«, versicherte ihr Edeard.
    »Mein Freund, ich muss mit meiner Frau gehen«, sagte nun Macsen.
    »Natürlich musst du das.« Edeard hob zum Abschied die Hand. »Ihr werdet die Ersten von uns sein, die Odins See erreichen. Haltet Ausschau nach uns. Am Ende werden wir dort alle wieder vereint sein.«
    »Das wird der Tag sein, an dem wir wieder lächeln.«
    Edeard sah zu, wie sie am Himmel dahinschwanden, dann wandte er sich den zurückgebliebenen Seelen zu. »Wir haben verloren. Ich habe verloren. Es ist niemand mehr übrig außer mir selbst.« Seine Hand wanderte zu dem Pistolenholster an seinem Gürtel hinab. »Ich will hier nicht alleine sein.«
    »Salrana«, sagte Dinlay. »Er sagte, sie sei noch am Leben, sagte, dass sie ihnen gehören würde.«
    Edeard hob den Kopf. »Oh Herrin.« Wie einen Blitz schickte er seine Fernsicht gen Ysidro-Distrikt aus, wagte nicht zu hoffen.
     
    Ysidros Kirche war gezwungenermaßen zu einem notdürftigen Hospital umfunktioniert worden. Vor der Statue der Herrin lagen mehrere Reihen von Verletzten auf behelfsmäßigen Betten. Drei erschöpft wirkende Doktoren gingen zwischen ihnen hindurch und taten, was sie konnten, um die Schusswunden zu versorgen. Novizinnen hasteten umher, halfen den Doktoren beim Anlegen von Verbänden und sprachen Trost und Mut zu, wo es nur ging. Die Kirchenmutter, eine freundliche grauhaarige Frau in der zweiten Hälfte ihres zweiten Jahrhunderts, kümmerte sich um die Scharen von Gemeindemitgliedern, die verängstigt auf den Kirchenbänken saßen. Tapfer bot sie an Segen dar, was immer sie an Segen darbieten konnte, aber an ihrem Gesicht ließ sich deutlich erkennen, dass sie ebenso schockiert und verängstigt war wie alle anderen.
    Das Kirchenportal war geschlossen. Besorgte Angehörige derer, die drinnen lagen, bildeten vor dem Tor einen trotzigen Schutzring, die unvermeidliche Rückkehr der Milizmänner erwartend oder – schlimmer noch – die Wachen der Waffengilde, die mit ihren tödlichen neuen Pistolen durch die Straßen stolzierten. Bis jetzt hatte die Unantastbarkeit der Kirche Bestand gehabt.
    Sanft glitt Edeard durch den Boden der Kirche nach oben. Menschen keuchten auf bei seinem Erscheinen. Ausgenommen Salrana. Die stieß einen durchdringenden Freudenschrei aus und rannte zu ihm. Er fing sie in seinen Armen auf und umarmte sie fest.
    »Sie haben gesagt, du wärst tot«, schluchzte sie.
    »Nein«, erwiderte er. »So einfach ist es nicht, mich umzubringen.«
    »Oh, Edeard, die Regimenter haben auf Menschen geschossen. Und da sind Männer mit schrecklichen Pistolen – genau solche, wie wir sie in Ashwell gesehen haben –, die behaupten, sie wären vom Bürgermeister selbst eingesetzt.«
    »Ich weiß«, sagte er und drückte sie noch einmal fest an sich. Ihre Novizinnentracht war befleckt von Blut, einiges davon war Tage alt. »Bist du in

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