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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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jetzt, da die Sonne tief am Himmel auf der anderen Vulkanseite stand, im Schatten. Er stützte sich auf das Geländer auf und schaute hinaus auf die Stadt. Allein ihr Anblick versetzte seinem Herzen einen quälenden Stich; er wollte zurückkehren, die Dinge wieder ins Lot bringen. Aber zu viel war geschehen. Owain hatte alles, was von Wert war, zerstört. »Kein Feuer«, sagte er. »Und auch kein Licht. Sie suchen sicher nach uns.«
    Sie kam auf die Veranda hinaus und legte ihren Arm um seine Schulter. »Natürlich. Ich hab nicht drüber nachgedacht. Was wollen wir tun?«
    »Abhauen«, sagte er. »Nach Osten reisen und uns eine Provinz suchen, wo der Waterwalker nur ein Märchen aus der Stadt ist, das dort kein Mensch wirklich glaubt.«
    »Willst du nicht hierbleiben und kämpfen?«
    »Nein. Nun sind Owain und seinesgleichen an der Macht.«
    »Niemand will sie. Die Menschen werden erwarten, dass du irgendwas unternimmst.«
    »Buate hat recht gehabt, alles, was ich jetzt noch tun kann, ist töten. Und das kann nicht die Antwort sein.«
    »Aber, Edeard –«
    »Nein.«
    »Ich verstehe«, sagte sie ernst. »Komm rein.«
    Er ließ sich von ihr in das große Schlafzimmer führen. Edeard lehnte sich auf der dicken Matratze zurück und starrte an die Decke, während Salrana sich wieder daranmachte, die Küche zu durchstöbern. Jetzt, da er ein wenig zur Ruhe kam, plagte ihn der Schmerz in seinen Beinen und Oberschenkeln. Der Ritt zurück nach Makkathran war brutal gewesen. Als er die empfindlichen Stellen abtastete, merkte er, dass seine Hosen klamm waren von Blut und nässender Haut. Es tat weh, ließ ihn zusammenzucken.
    »Ich spüre das«, sagte Salrana, die mit ein paar großen Obstgläsern in der Hand im Türdurchgang stand.
    Er wusste, dass sich ihre Fernsicht auf ihn konzentrierte, und ließ es zu.
    »Edeard! Was hast du dir angetan?«
    »Ich musste doch nach hier zurück«, sagte er. »Wir dachten, dass uns vielleicht noch Zeit blieb.«
    Er fühlte, wie ihn abermals die Tränen zu übermannen drohten. Doch selbst jetzt wollte er nicht, dass Salrana ihn weinen sah.
    »Iss erst mal was«, sagte sie und stellte ein Glas neben ihm auf das Bett. »Ich schau mal, ob ich irgendwas finde, das dir helfen kann. Und falls nicht, hab ich draußen noch ein paar Falanpanblätter gesehen. Ich kann dir damit einen Umschlag machen.«
    Edeard hatte nicht mehr die Kraft, Widerspruch zu erheben. Das Glas enthielt in zuckrigem Sirup eingemachte Pflaumen. Er aß einige davon, bevor sie zurückkehrte, eine Tube mit Salbe in die Höhe haltend.
    »Ich hab gar nicht gemerkt, was ich für einen Hunger gehabt hab«, gab er zu. Dann musste er die Zähne zusammenbeißen, als sie ihm vorsichtig die Hosen von den Beinen zog. Ihre Miene beim Anblick des rohen Fleisches war nicht gerade beruhigend. Tapfer wischte sie ihre eigene Besorgnis beiseite.
    »Das könnte jetzt brennen«, warnte sie ihn und begann die Salbe aufzutragen.
    Edeard musste die Lippen fest aufeinanderpressen, um zu verhindern, dass er vor Schmerz aufheulte. »Herrin!« Seine Finger krallten sich in die Matratze.
    »Fertig«, sagte sie eine schier endlose Zeit später. »Das sollte die Schmerzen bald lindern.«
    »Ich glaub, das tut es schon. Entweder das, oder du hast mir die Nerven weggeätzt.« Der Schmerz in seinen Oberschenkeln war definitiv etwas zurückgegangen.
    »Sei nicht so frech«, erwiderte sie kess und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Dann zog sie ein Möbellaken über ihn. »Ruh dich jetzt aus. Ich seh mich draußen vor dem Haus mal etwas um.«
    »Halt die Augen offen«, sagte er. »Und sag mir sofort Bescheid, wenn jemand kommt.«
    »Keine Sorge«, beruhigte sie ihn. »Niemand weiß, dass wir hier sind. Niemand weiß, dass wir überhaupt hier sein können.«
    Edeard machte sich über eine weitere Pflaume her. Er war eingeschlafen, noch bevor er sie aufgegessen hatte.
    Träume erhoben ihren Anspruch auf ihn. Nicht seine gewöhnlichen bizarren Visionen von einem Leben irgendwo anders. Dies hier waren seine eigenen.
    Er träumte hauptsächlich von Kristabel. Kristabel, umgeben von Flammen. Männer mit Schnellfeuerpistolen kreisten sie ein, das Brüllen ihrer Waffen ließ ihm fast den Schädel zerspringen. Kristabel, die floh … und fiel: Ihr Nachtgewand flatterte um sie herum. Genau dasselbe weiße Hemd, das sie am Tag ihrer ersten Begegnung getragen hatte. Sie fiel die Mitteltreppen in der Zikkurat hinab. Die gleichen Treppen, die er begonnen hatte umzugestalten.

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