Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
seine Leute in jedem Distrikt, wo sie Ladeninhaber und Budenbesitzer einschüchtern. Die will ich zuallererst vertreiben. Und den Anfang möchte ich in Jeavons machen, den Bezirk vollkommen säubern und dann in dieser Weise fortfahren. Ich will sie dazu zwingen, sich immer weiter zurückzuziehen, bis wir sie in Sampalok zusammengepfercht haben.«
»Und dann?«, meinte Kanseen. »Und wie willst du sie überhaupt dazu bringen, sich dahin zurückzuziehen? Etwa durch Drohungen? Sie würden ziemlich schnell zurückschlagen.«
»Über die Details hab ich mir noch keine Gedanken gemacht. Auf jeden Fall müssen wir mit Großmeister Finitan Rücksprache halten und ihn fragen, wie man so ein Vorhaben anfängt, sodass es auch politisch wasserdicht ist. Natürlich bräuchten wir Rückendeckung durch den Großen Rat, vielleicht sogar ein neues Gesetz.«
»Na schön«, sagte sie. »Nehmen wir mal an, du kannst ihn dazu überreden, dich im Rat zu unterstützen, und wir bekommen alle Wachhauptmänner dazu mitzuspielen und schaffen tausend andere beschissene Schwierigkeiten und Problemchen aus der Welt; wie wollen wir sie finden? Ist ja nicht so, als ob wir ’ne Liste von Namen hätten oder so. An diesen Erpressungen müssen Hunderte von Bandenmitgliedern beteiligt sein. Sollen wir jetzt alle im House of Blue Petals rumschnüffeln?«
»Ah«, entgegnete Edeard und sah seine Freunde mit einem reichlich selbstgefälligen Grinsen an. Er griff in seinen Waffenrock und zog ein dickes schwarzes Notizbuch hervor, das er zwischen all die Biergläser legte. »Du sprichst bestimmt von dieser Liste. Hier stehen all die Namen drin, die ich dort zufällig aufgeschnappt hab.«
»Eine große Allianz gegen die Bandenkriminalität«, sagte Großmeister Finitan. »Nette Idee.« Er wandte auf seinem hohen Arbeitsstuhl den Kopf, um aus seinem Amtsstubenfenster zu schauen.
Edeard und der Trupp saßen auf niedrigen Stühlen vor dem großen Schreibtisch und versuchten angesichts der Aussicht, die sich aus dem Arbeitszimmer bot, keine Stielaugen zu bekommen.
»Glaubt Ihr, der Rat wird sie befürworten, Sir?«, fragte Edeard. Wären nicht der Tee und die Biskuits gewesen, die ihnen die Ge-Affen servierten, Edeard hätte sich fast als Angehöriger einer unteren Lehrlingsklasse gefühlt, der vom Großmeister belehrt wurde.
»Würdest du zu jedem einzelnen Meister und Abgeordneten gehen und ihm um Hilfe beim Ausräuchern der Banden bitten, würde wohl jeder dir geradewegs in die Augen sehen und dir seine uneingeschränkte Unterstützung zusichern, mit Ausnahme von Bise selbstverständlich. Doch würde, unter uns gesagt, jedes neue Gesetz, um mutmaßlichen Bandenmitgliedern das Handwerk zu legen, im Rat nicht einmal vorgelegt werden, von Beschließung gar nicht zu reden.«
»Warum nicht?«
»Zu aufwendig. Einem Mann auf juristischem Wege Bandenmitgliedschaft nachzuweisen würde eine Menge Zeit vor Gericht verschlingen, und noch mehr Advokatenzeit, was nie ganz billig ist. Und wessen willst du sie eigentlich rechtskräftig anklagen? Kannst du den Beweis für eine Mitgliedschaft führen, ist zugleich auch der Tatbestand eines Schwerverbrechens erfüllt, wofür sie ohnehin in die Minen kommen würden. Nein, ihr müsst euch schon was anderes einfallen lassen.«
Edeard stöhnte. Es schien so eine gute Idee gewesen zu sein.
Finitan wandte ihnen wieder sein Gesicht zu. »Gib nicht auf, Edeard. Du bist der Waterwalker. Wir erwarten jetzt alle große Dinge von dir.« Er lächelte hintergründig. »Mehr jedenfalls, als des Nachts in Freudenhäusern rumzuschleichen.«
Edeard errötete.
»Wozu würdet Ihr also raten, um sie loszuwerden?«, fragte Kanseen.
»Wenn ihr irgendetwas erreichen wollt, müsst ihr es zu jedermanns Nutzen machen. Rückhalt ist das Wichtigste, und je größer der Rückhalt, desto größer eure Chance auf Erfolg.«
»Aber der Rat muss doch schon seit Jahren versuchen, mit den Banden aufzuräumen«, protestierte Edeard. »Warum hat es dabei keinerlei Fortschritt gegeben?«
»Auf die Gefahr hin, dass ich bezüglich dieses Themas langweilig klinge: zu aufwendig. Nicht bloß in finanzieller Hinsicht. Bedenkt nur mal, wie Ivarls Leutnants die Hafenarbeiter kontrollieren. Die Kaufmannsfamilien haben ein hübsches kleines Arrangement mit Ivarl. Sie bezahlen ihn dafür, dass er die Hafenarbeiter auf Linie hält. Fällt diese Kontrolle weg, werden die Hafenarbeiter sofort nach anständiger Entlohnung schreien, und dies zudem völlig zu
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