Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Zitrone ein.
»Trink. Ich gebe dir mein Ehrenwort, dass der Trank dir helfen, nicht dir schaden wird. Überlasse Anadey mir. Ich werde mich um die Sache kümmern.«
»Sie hat erwähnt, dass es etwas mit ihrem Ex-Mann Rex zu tun hat, der inzwischen ›mächtige Verbündete‹ habe und wieder in der Stadt sei. Offenbar hat sie Angst, dass er Peyton nach all den Jahren zu sich holen könnte.« Zögernd hob ich den Becher an die Lippen und nippte an der Flüssigkeit. Der Geschmack war wie der von süßem Wein, und ich setzte den Becher an und leerte ihn in einem Zug.
Der Trank strömte durch mich hindurch und schien dabei Knoten und Verdickungen in meiner Aura zu lösen, und ich entspannte mich ein wenig. Unwillkürlich begann ich zu lächeln, als das Gefühl der wiedererlangten Freiheit sich in mir festsetzte, und ich spürte, wie der Wolf warm wurde. Ich legte meine Hand auf die Tätowierung, und sie regte sich verhalten.
»Grieve ist wieder da …«
Lainule packte meine Schulter und schüttelte mich leicht. »Ich habe den Zauber umgekehrt, aber du musst mir zuhören. Du darfst deinen Plan, Grieve zu retten, nicht weiterverfolgen. Ich biete dir einen Handel an: Wir befreien ihn, doch auf unsere Art und zum richtigen Zeitpunkt. Bis dahin tust du so, als habe Anadeys Zauber die erwünschte Wirkung gehabt. Wir müssen herausfinden, mit wem sie zusammenarbeitet, aber wenn diese Leute erfahren, dass es nichts gebracht hat, könnten sie sich zurückziehen, um nicht bemerkt zu werden.«
Das schien ein guter Plan, obwohl irgendetwas in der Argumentation nicht stimmte, aber ich konnte nicht wirklich erfassen, was.
»Also gut, ich verspreche es.« Und wieder hatte ich das beklemmende Gefühl, eingesperrt zu werden, in meiner Bewegungsfreiheit eingeengt zu sein. Versprechen an Feen, selbst wenn sie von einer Halbfee gegeben worden waren, waren bindend.
Und es bedeutete, dass ich Rhiannon und die anderen belügen musste; ich durfte kein Risiko eingehen, dass einer von ihnen vielleicht auch gegen mich arbeitete. Leo zum Beispiel. Ich konnte nicht ausschließen, dass er derjenige war, der hinter der Sache mit Anadey steckte. Und nun, da ich wusste, dass selbst Anadey nur allzu bereit war, mich zu verraten, konnte ich mir niemandes mehr sicher sein. Mit dem plötzlichen Gefühl, verdammt einsam zu sein, ließ ich den Kopf hängen.
»Ich darf niemandem mehr vertrauen, nicht wahr?«
»Du kannst dir selbst vertrauen, Kind.« Wrath klopfte mir auf die Schulter. »Ich bin stolz auf dich. Du hast in den vergangenen Jahren gegen so viel Unbill kämpfen müssen, und sieh nur, wie stark du geworden bist. Du machst mich stolz, dein Vater zu sein.«
Ich sah zu ihm auf und entdeckte das freundliche Leuchten in seinen Augen. Ja, er war kein Vater gewesen, der sein Kind in den Arm nahm oder Sonntagnachmittag Ball mit ihm spielte, aber er schien aufrecht zu meinen, was er sagte, und das bedeutete mir mehr als alle Vater-Tochter-Tage dieser Welt.
»Danke«, wisperte ich. »Aber was soll ich den anderen sagen? Ich bin aus Anadeys Haus geflohen.«
»Halt dich von ihr fern. Sie hat versucht, deine Verbindung zu Grieve aufzulösen. Tu so, als sei sein Bann über dich zerstört. Demonstriere ihnen allen, dass du dadurch deinen Rettungsplan in Zweifel gezogen hast. Kümmere dich um dein Geschäft. Falls Grieve Kontakt zu dir aufnimmt, sag niemandem etwas davon und weise ihn an, es ebenso zu halten.«
Ich erzählte ihnen, was geschehen war, als Myst Grieve geschlagen hatte. »Seine Wunden gingen auf mich über.«
Lainule presste die Lippen zusammen und seufzte dann tief. »Augenscheinlich können wir ihn nicht einfach bei ihr lassen. Nicht, wenn du darunter leiden musst. Ich hatte fast befürchtet, dass es so weit kommen würde. Wir müssen schnell handeln. Geh nach Hause, wie wir es gesagt haben, und wir melden uns bald bei dir. Und erzähle niemandem von deiner Herkunft. Falls Myst erfährt, dass du Wraths Tochter bist, könnte sie alles mobilisieren, um dich in die Finger zu kriegen. Dann ignoriert sie die Vampire und wendet sich direkt gegen dich.«
»Habt Ihr mir deshalb nicht gesagt, wer mein Vater ist? Weil Ihr befürchtetet, ich könnte meinen Mund nicht halten?«
»Nein, Cicely«, antwortete Lainule sanft. »Ich befürchtete, sie würde versuchen, es mit Folter aus dir herauszubekommen, und dann wäre alles verloren.«
Wrath brachte mich zurück zum Portal. »Bei allem, was geschehen ist, musst du dich sehr behutsam vorantasten.
Weitere Kostenlose Bücher