Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Vampiren stammte, so viel stand fest. Der Nachricht entströmte Feenenergie, und nun sah ich auch, dass Lainule unterschrieben hatte.
Cicely, ich werde mit Geoffrey reden. Bleib stark. Halte dich an unsere Abmachung.
Ich versteckte die Nachricht in meiner Schreibtischschublade und starrte in den Spiegel. Ich sah regelrecht hager aus. Mein Wolf grollte, und ich rieb ihn sanft und sandte Grieve beruhigende Gedanken. Ich dankte den Göttern, dass Anadey den Zauber nicht zu Ende hatte bringen können, denn sonst wäre ich vermutlich schon tot.
Mit diesem Gedanken im Kopf duschte ich rasch, zog mich an und rannte hinunter. In der Küche kam ich fast rutschend zum Stehen: Alle – Rhia, Leo, Kaylin, Chatter und Peyton – waren um den Küchentisch versammelt und blickten auf, als ich hereinkam. Ihre Mienen drückten bange Erwartung aus, als warteten sie nur darauf, dass ein Gewitter niederging.
»Was? Was ist los?«
»Wie geht’s dir?«, fragte Rhia. Sie sah aus, als fühlte sie sich nicht wohl.
Ich zuckte mit den Achseln. »Gut, denke ich. Ein bisschen wirr vielleicht, aber das liegt sicher noch an den Nachwirkungen von Anadeys Magie. Sie zaubert anders als ich.«
»Wolltest du heute bei Geoffrey traumwandeln?« Kaylin betrachtete mich nachdenklich, und mir wurde bewusst, dass er mir nicht glaubte.
Ich schüttelte den Kopf und seufzte. »Nein, ich denke, im Augenblick würden wir zu viel riskieren.« Bevor noch jemand etwas sagen konnte, wandte ich mich an Peyton. »Wir sollten zusehen, dass unsere Geschäftsräume sauber und aufgeräumt sind. Unsere Anzeige erscheint heute in der Zeitung, und ich könnte mir vorstellen, dass wir heute einiges zu tun haben werden.«
Zumindest hoffte ich das innig, denn dann musste ich wenigstens nicht nachdenken. Ich schlang mein Frühstück – Waffeln mit Eiern und Schinken – herunter, ohne die anderen anzusehen, obwohl ich mir nur allzu bewusst war, dass mich alle verstohlen musterten.
»Aber ich dachte, du wolltest so bald wie möglich das Gegengift für Grieve holen«, wandte Rhia schließlich zögernd ein.
»Ich habe beschlossen, lieber noch zu warten – es war wohl doch keine so gute Idee. Leo hatte recht.« Ich sah ihn an und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. »Es ist einfach zu gefährlich.«
»Und ich hätte gedacht, dass eher die Hölle zufriert, als dass ihr Frauen mir recht gebt«, erwiderte Leo. Dann blickte er aus dem Fenster. »Was tatsächlich eingetreten zu sein scheint. Ich gehe besser wieder raus und schaufle weiter die Wege frei. Ich fühle mich zwar ziemlich mies, aber es muss ja sein.«
»Lass mich das machen«, sagte ich. »Ich kann etwas Bewegung gebrauchen.« Eigentlich wollte ich vor allem noch eine Weile allein sein. »Peyton, könntest du die Stellung halten? Und mich rufen, falls jemand reinkommt und ich noch immer mit der Schaufel beschäftigt bin?«
»Ja, klar.« Sie runzelte die Stirn. »Cicely, bist du sicher, dass alles okay ist?«
Ich nickte mit Nachdruck und zwang mich zu einem Lächeln. »Ja, ja, alles okay. Leckeres Frühstück. Dank an den Koch oder die Köchin.« Als ich die Hände auf den Tisch legte und mich hochstemmte, bemerkte ich Leos nachdenklichen Blick. Ich erwiderte ihn, wusste jedoch, dass meiner zu feindselig war, und blickte wieder weg.
Die Schneeschaufel stand an der Tür, und ich nahm sie und trat hinaus. Die Kälte raubte mir den Atem, doch unverzüglich begann ich, die Treppenstufen vom Schnee zu befreien und Steinsalz auf die Eisschicht darunterzustreuen.
Mysts Winter hatte die Gegend unter seine Knute gezwungen. Gut einen halben Meter Schnee deckte unseren Vorgarten zu, doch dort, wo wir den Weg freigeschaufelt hatten, türmten sich bereits Schneebänke von ungefähr einem Meter Dicke. Ich schob die Schaufel unter eine Lage Schnee und schaffte sie beiseite. Ärgerlich, dass wir kein verdammtes Gebläse hatten. Vielleicht sollte ich Regina danach fragen – sicher würde sie uns so ein Ding besorgen, wenn ich sie freundlich darum bat.
Mit jeder Schaufel, die ich hochhievte und zur Seite schleuderte, wurde ich ruhiger. Die Anspannung beim Frühstück war belastend gewesen, aber eigentlich war die Situation nicht viel anders als die vielen Momente damals mit Krystal, in denen wir die Männer, die auf sie flogen, ausgetrickst hatten. Es ging bloß darum, eine Rolle zu spielen, und im Laufe der Jahre hatte ich mich zu einer ziemlich guten Schauspielerin entwickelt. Auf diese Art hatte ich auch meinen
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