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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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biss mir auf die Lippe und versuchte zu rekapitulieren, was geschehen war. Vieles war verschwommen – die Droge, die sie mir gegeben hatte, war stark gewesen, doch das Reich des Sommers schien ihre Wirkung zu negieren, und meine Fähigkeit, mich zu konzentrieren, gewann rasch wieder an Kraft.
    Lainule blickte zu Wrath auf, und ich spürte, dass die beiden wortlos kommunizierten. Nach ein paar Minuten erhob sie sich. »Bleib hier. Rede ein Weilchen mit deinem Vater. Ich hole etwas, das dir helfen wird.«
    Und damit glitt sie davon wie ein Nebelschatten in der Nacht.
    Wrath sah ihr nach, und sein Blick war liebevoll und sehnsüchtig. Und während ich ihn betrachtete, drängte sich mir nur eine einzige Frage auf. »Wieso meine Mutter? Wieso hast du mit meiner Mutter geschlafen, wenn du Lainules Gemahl bist?«
    Er wandte sich lächelnd zu mir um. »Weil meine Liebe es erfordert hat. Seit Jahren hatten wir über deine Familie gewacht. Der Knochenleser sagte uns, du solltest in dieser Familie als Halbblut zurückkehren, daher suchten wir Zeit und Ort für deine Geburt aus. Myst hatte seit Grieves – Shys – Tod auf deine Rückkehr gewartet. Wenn sie dich zuerst gefunden hätte … das wäre nicht gut ausgegangen.«
    Ich blieb stumm. Meine Geburt war also geplant gewesen. »Du hast meine Mutter verführt?«
    »Was mir nicht schwerfiel. Sie war hübsch, wenn auch sehr schüchtern und gehemmt. Natürlich konnte ich nicht bei ihr bleiben. Noch ihr sagen, wer ich bin. Dass sie weglaufen und dich mitnehmen würde, konnten wir jedoch nicht vorhersehen. Aber vielleicht war das nur zum Besten, denn als Myst herkam, um dich und Geoffrey aufzuspüren, warst zumindest du nicht hier. Sie richtete ihren Fokus auf die Vampire und beließ es eine Weile dabei.«
    »Ulean hat mir gesagt, dass sie zu Lainule gehört hat, bevor man sie an mich band.«
    »Ulean war sogar Lainules persönliches Elementarwesen – genau wie der Fächer, den du bei dir trägst, ihr persönlich gehört hat. Den Anhänger habe ich verzaubert. Wir wussten, dass du nach Hause zurückkehren würdest, und taten alles, was wir konnten, um dich vorzubereiten.«
    Ich zog die Knie an, schlang die Arme darum und blickte in den Himmel. »Kann ich hierbleiben? Können Rhiannon und ich nicht einfach ins Sommerreich kommen und uns hier niederlassen?« Es war eine Frage voller Sehnsucht und eine sinnlose dazu, aber ich hatte sie einfach stellen müssen.
    »Du hast dich vertraglich an die Vampire gebunden, daher nein – wir dürfen nicht zulassen, dass du dich deinem Eid entziehst. Außerdem müsst Grieve und du euch wiederfinden.«
    »Wie sind wir uns denn zum ersten Mal begegnet? Wenn meine Mutter damals Myst war …«
    »Du wirst dich zur rechten Zeit daran erinnern. Dies ist kein Krieg, den wir leicht gewinnen können. Es handelt sich nicht um ein kleines Scharmützel. Wir müssen langen Atem beweisen und sollten uns momentan darauf konzentrieren, unsere Verluste so klein wie möglich zu halten.« Lächelnd streckte er sich neben mir im Gras aus. »Du bist zu einer reizenden Frau herangewachsen, meine Liebe. Ich freue mich, dass ich es dir endlich sagen kann. Cicely Waters, du bist Tochter eines Königs. Und doch hast du noch um nichts gebeten – nicht um Geld, Schmuck, Macht.«
    Verbittert blickte ich in die Dunkelheit. »Grieves Freiheit kann ich weder mit Geld noch mit Schmuck erkaufen. Und Macht … Macht korrumpiert. Ich verabscheue den Kampf, an dem ich beteiligt bin, aber ich werde ihn überstehen. Weil es keine andere Option für mich gibt. Ich bin nicht die Tochter eines Königs, Eure Majestät – bei allem Respekt. Ich möchte mich lieber als Tochter einer Hexe und eines Gestaltwandlers betrachten. Das passt weit mehr zu meinem Charakter als die Kleider einer Prinzessin.«
    Er streckte den Arm nach mir aus und nahm meine Hand. Seine Finger waren lang und dünn, die Nägel scharf. Sanft drückte er meine Hand. »Deine Antwort macht mir mehr Freude, als du dir vorstellen kannst. Und nur, damit du es weißt: Lainule hasst dich keinesfalls. Ich spreche die Wahrheit, wenn ich sage, dass die Idee deiner Geburt von ihr kam. Wir sind hier im Reich von Schilf und Aue nicht so eng und ausschließlich an jemanden gebunden. Du und Grieve seid eine Art Sonderfall.«
    In diesem Moment kehrte Lainule zurück. In ihrem Gefolge kam ein Dienstmädchen, das einen Becher mit dampfender Flüssigkeit trug. Sie reichte ihn mir, und ich atmete den Duft von Himbeeren und

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