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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Ihnen rasch das Bild, dann können Sie sagen, ob Sie mit der Einrahmung zufrieden sind.« Und schon war sie durch eine Tür verschwunden.
    Nervosität überfiel mich. Was, wenn ich mein Okay zu etwas gab, das nicht gut war? Geoffrey würde bestimmt wütend werden, und dann steckte Leo in Schwierigkeiten.
    Tu es einfach. Hier gibt es etwas Wichtiges zu erfahren, wenn ich auch nicht weiß, was es ist. Die Energie, die den Laden umgibt, knistert.
    Ich nickte und ließ mich auf den Stuhl sinken, auf den die Frau gezeigt hatte. Während ich wartete, blickte ich mich um. An den Wänden hingen alle Arten von Rahmen – von billigem Kunststoff bis zu aufwendig vergoldeten Holzschnitzereien war alles dabei. Neben der Kasse befand sich ein großer Tisch, auf dem verschiedene Maßbänder und Instrumente zum Messen angeordnet waren, außerdem auch Bilder und Drucke, die gerade in Arbeit waren.
    Einen Augenblick später kehrte die Frau mit einer Tüte zurück. Sie zog ein Gemälde hervor, das ohne Rahmen ungefähr fünfundzwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter groß war, und legte es vor mich hin.
    »Ich hoffe, dass Sie und Ihr Auftraggeber es mögen. Es war uns ein Vergnügen, für den Regenten zu arbeiten, und wir möchten uns bedanken, dass er unser Geschäft mit diesem Auftrag betraut hat.« Sie hielt inne, blickte auf das Bild, dann auf mich. »Sie hatten ein wunderschönes Kostüm an.«
    »Was?« Ich nahm das Bild und betrachtete es. O ja, darauf war ich zu sehen – oder vielmehr jemand, der mir enorm ähnlich sah. Sie trug ein traumhaftes Kleid, und neben ihr stand Geoffrey in Kleidung, die aus lang vergessenen Zeiten zu stammen schien. Er hatte seine Arme um die Taille der Frau gelegt, und beide lachten. Ich konnte seine Reißzähne sehen, und – heiliger Strohsack! Jetzt erkannte ich die Frau. Sie war runder als jetzt, nicht so schrecklich dünn, nicht so gestreckt, aber sie war es definitiv: Myst, nur ohne den bläulichen Schimmer der Haut.
    Je länger ich fassungslos auf das Bild starrte, desto klarer wurde mir, dass man es gemalt hatte, bevor Myst verwandelt worden war. Aber, Moment. Ich berührte die Leinwand vorsichtig. Ja, es war ein Druck. Das Original steckte wahrscheinlich irgendwo sicher in einem Safe.
    »Vielen Dank«, murmelte ich. »Muss die Rechnung noch beglichen werden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben bereits von Ihrem Konto abgebucht. Oder vielmehr vom Konto des Regenten. Und falls es ein Problem gibt, zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren.«
    Ich nahm die Quittung, schob das Gemälde zurück in die Hülle und kehrte damit langsam zu Favonis zurück. Nachdem ich hinterm Steuer saß, warf ich erneut einen Blick auf das Bild. Es mochte sein, dass sie damals von den Dunklen Feen gewesen war, aber auf dem Bild wirkte sie weit menschlicher, als sie es jetzt tat. Und die Art, wie Geoffrey sie im Arm hielt … als seien sie Liebende.
    Ein Gedanke kam mir, und ich versuchte, ihn zu verdrängen, aber er kam hartnäckig zurück. Hatte Geoffrey sie vielleicht mit ihrer Erlaubnis verwandelt? Hatte er sie vielleicht gar nicht gefangen genommen? Vielleicht war dieses Gerücht aus anderen Gründen aufgekommen. Vielleicht war sie seine Geliebte gewesen und hatte sich von ihm verwandeln lassen wollen!
    Noch einmal musste ich mir das Bild ansehen, bevor ich endlich den Wagen startete. Myst und ich sahen uns tatsächlich ähnlich, daran gab es nichts zu rütteln. Und Geoffrey hatte sich mir als Erzeuger angeboten. Ich war mir nicht sicher, was genau hier vor sich ging, aber ich hatte kein gutes Gefühl dabei.

    Keine der anderen Dinge, die ich an Leos statt erledigte, erbrachte weitere nützliche Informationen, außer dass Geoffrey oder sein unmittelbares Umfeld Chocolate Mints mochten – fünf Pfund davon holte ich in einem anderen Geschäft ab. Als ich fertig war, überlegte ich, ob ich beim Diner halten und Anadey zu Tode erschrecken sollte, aber das kurze Kichern, das mir der Gedanke entlockte, wurde rasch von Trauer und Zorn ersetzt. Wir hatten sie gebraucht, und sie hatte sich gegen uns gewandt. Gegen mich.
    Ich entdeckte einen Drive-In ein paar Blocks weiter und bog ein. Da ich nicht wusste, ob der Fritten-Frittierer hingebungsvoll auf seine Stäbchen achtete oder vielleicht ab und zu auch Fischfilet in seine Fritteuse ließ, bestellte ich nur einen Erdbeermilchshake mit Keks. Während ich mir den Zuckerschock verabreichte, überlegte ich, was Geoffrey wohl sagen mochte, wenn ich ihm am Abend

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