Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Bahnhof«, brummte ich zu mir selbst, rief aber laut: »Herein.«
»Es ist abgeschlossen.«
Ich kletterte aus dem Bett und machte die Tür auf.
Peyton betrat das Zimmer. Sie kam mit mir zum Bett, setzte sich neben mich und gab noch nicht einmal vor, nur belanglos plaudern zu wollen.
»Was hat meine Mutter getan? Du musst es mir sagen.«
Lainules Befehl fiel mir wieder ein, und ich schüttelte den Kopf. »Ich will nicht.«
»Ich weiß, dass es schlimmer war, als du uns weismachen willst. Ich weiß, dass sie dich auf irgendeine gemeine Art übers Ohr gehauen hat, und ich weiß, dass es etwas mit mir zu tun hat.« Ihre Augen blitzten auf. »Ich werde endgültig ausziehen. Ich habe mit Rhiannon gesprochen, und sie hat mir gesagt, dass ich herkommen kann. Ich ziehe in das ehemalige Dienstbotenzimmer unten. Ich kann meiner Mutter nicht mehr vertrauen, und wenn ich herausfinde, dass sie dich in Gefahr gebracht hat …«
»Stopp! Hör auf.« Ja, ich war wütend auf Anadey, aber das Letzte, was wir gebrauchen konnten, war eine tobende Tochter. »Ich kann dir im Augenblick nicht mehr sagen, aber – ja, sie hat versucht, mich übers Ohr zu hauen. Und ja, es hat etwas mit dir zu tun.« Ich hielt inne, als ich an Anadeys Schimpftirade auf Peytons Vater dachte. »Hast du schon mit deinem Vater telefoniert?«
Peyton schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber ich werde demnächst mit ihm ein Treffen vereinbaren.«
»Ruf ihn jetzt an, aber schieb das Treffen noch ein paar Tage hinaus. Erzähl niemandem davon und benutz nicht unser Haustelefon hier. Am besten, du nimmst Kaylins.« Anadey hatte die Möglichkeit gehabt, an Rhiannons Handy zu kommen, als sie ihr bei dem Feuerzauber geholfen hatte, und zu Peytons Handy hatte sie natürlich auch oft genug Zugang gehabt. Und wer weiß, vielleicht hatte sie auch meins verwanzt, während ich im Zirkel gefesselt gewesen war. »Geh und frag ihn, ob du es dir ausleihen kannst, und dann komm wieder her.«
Ich wartete, und nach ein paar Minuten war sie zurück. Ich betete stumm, dass ihr Vater noch antworten würde. Wenn Anadey mich dazu benutzt hatte, um …
»Dad? Hier ist Peyton …« Eine Pause, dann zog sie die Brauen zusammen. »Was? Wo bist du? Ja, ich … okay …« Wieder eine Pause, dann noch eine. Einen Augenblick später flüsterte sie: »Pass gut auf dich auf. Ich rufe dich wieder an, wenn mir etwas eingefallen ist.« Sie drückte das Gespräch weg und blickte zu mir auf. »Du hast gewusst, dass er in Gefahr war, richtig?«
Ich biss mir auf die Lippe. »Ich habe es vermutet. Ich weiß nichts Genaues, und wie ich schon sagte, kann ich dir im Moment nicht alles erklären, aber du musst ihm sagen, dass er vorsichtig sein soll. Versuch im Augenblick nicht, dich mit ihm zu treffen. Er soll sich verbergen und niemandem sagen, wo er steckt. Und was immer du tust, sprich mit ihm nicht über dein oder Rhiannons Handy.«
Peyton starrte einen Moment lang ins Leere, dann leuchteten plötzlich ihre Augen auf. »Mutter. Mutter steckt dahinter. Er hat mir erzählt, dass ihm seit zwei Tagen jemand auf den Fersen ist und er heute fast von einer schwarzen Limousine abgedrängt wurde. Er konnte sich im letzten Augenblick auf einen Parkplatz retten und in der Menschenmenge untertauchen. Inzwischen hat er sich versteckt.«
»Ich denke, dass Anadey tatsächlich dahintersteckt, aber sie arbeitet mit jemandem zusammen, und wir müssen herausfinden, mit wem. Du darfst absolut nichts verraten, okay? Jeder kann es sein!«
»Mit jeder meinst du Leo. Schwarze Limousine? Ich bitte dich, da steht doch ganz fett ›Vampire‹ drauf.«
Ich begriff, dass sie glaubte, Leo könne den Wagen gefahren haben, der Rex abzudrängen versucht hatte. Der Gedanke war mir noch nicht gekommen; ich war eher davon ausgegangen, dass Anadey irgendeinen Vampir dafür bezahlt hatte. Doch nun ragte die Vorstellung von Leos Mittäterschaft doppelt so groß in meinem Kopf auf. Anadey hatte versucht, meine Verbindung zu Grieve zu löschen, und Leo war in den vergangenen Tagen wegen desselben Themas auf einem wahren Kreuzzug gewesen. Vielleicht hatte er ihr etwas als Gegenleistung versprochen – zum Beispiel, dass Rex es niemals schaffen würde, sich mit Peyton zu treffen.
»Ich hoffe sehr, dass du falschliegst. Ich möchte Leo lieber als einen von den guten Jungs betrachten. Ich möchte lieber, dass er uns Rückendeckung gibt. Aber …« Unwillkürlich rieb ich mir die Wange, auf die er mich geschlagen hatte. »Ein
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