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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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das Gemälde brachte. Konnte ich unbesorgt aussprechen, was mir aufgefallen war? Langsam dämmerte mir, dass ich vielleicht einen ernsten Fehler begangen hatte. Leo hätte das Bild holen sollen, und Leo hatte noch nie … Moment mal!
    Leo hatte Myst gesehen. Er wusste, wie sie aussah, und Geoffrey musste sich dessen bewusst sein. Wenn Leo also das Bild hätte abholen sollen, hätte er Myst darauf erkannt und gewusst, dass …
    Verdammt! Ich rammte meinen Shake in den Becherhalter. Leo verteidigte Geoffrey ständig. Allein das deutete doch schon darauf hin, dass er mehr wusste, als er mir sagte. Ich fragte mich vorübergehend, ob Geoffrey sich ihm anvertraut hatte, aber eigentlich konnte ich mir das nicht vorstellen – das sah Geoffrey nicht ähnlich. Aber andererseits stand Leo schon lange auf der Gehaltsliste der Vampire. Wahrscheinlich vergaß Geoffrey häufig, dass Leo sich im Raum befand. Für die Vampire hatten Magiegeborene und Menschen etwas Möbelartiges.
    Erneut musste ich mir das Bild ansehen. Ich presste die Lippen zusammen. Irgendetwas an dieser Sache wollte mir nicht in den Kopf. Bestimmte Teile passten nicht zusammen, die Rechnung ging nicht auf, und ich hatte Angst, dass es zu spät sein würde, wenn ich endlich begriff, was hier eigentlich gespielt wurde.
    Ich trank den Shake aus, und als mir klarwurde, dass ich einfach nicht weiterkam, wie ich die Fakten in meinem Kopf auch drehte und wendete, startete ich den Wagen und fuhr nach Hause. Nun musste ich nur noch entscheiden, ob ich Leo auf die Sache ansprechen oder mich bedeckt halten sollte. Aber ganz bestimmt würde ich Kaylin das Bild zeigen – und Peyton. Meiner Cousine vorerst nicht, denn sie liebte Leo immerhin noch. Allerdings war ich mir dessen nicht mehr sicher. Ich war mir im Grunde über nichts mehr sicher.
    Wenigstens musste ich mir keine Sorgen darum machen, dass Leo sich klammheimlich vom Acker machen würde: Er schlief wie ein Stein, nachdem man ihm ausreichend von Heathers Erkältungsmedizin verabreicht hatte. Kaylin und Peyton waren nicht zu Hause, also half ich Luna, die Küche aufzuräumen, erkundigte mich, ob sie alles hatte, was sie brauchte, und ging schließlich hinauf, um mich für den Abend bei Geoffrey umzuziehen.
    »Wie geht’s Leo?«, fragte ich, als ich in sein Zimmer spähte. Rhiannon nahm gerade Schüssel und Waschlappen auf und bedeutete mir, dass wir draußen reden sollten.
    »Er hat einen ganz wunden Hals, aber ich glaube nicht, dass es Streptokokken sind. Ich habe das Fieber auf ein erträgliches Maß heruntergedrückt, und jetzt braucht er vor allem Schlaf. Viel Schlaf. Dennoch wird er wohl ein paar Tage im Bett bleiben müssen. Könntest du nachher Geoffrey sagen, dass …?« Sie brach ab und sah mich prüfend an. »Was ist passiert?«
    »Nichts. Oder, na ja … ich weiß nicht so recht. Ich brauche ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken.«
    »In letzter Zeit gibt es hier zu viele Geheimnisse für meinen Geschmack. Anadey und Peytons Vater und jetzt das …« Rhia schüttelte den Kopf. »Ich bin halb krank der Schatten …«
    »… sagte die Lady von Shalott.« Ich lächelte. Als wir noch Teenager waren und ich zu Besuch gekommen war, hatten wir in einem Jahr eine Poesiephase gehabt und uns gegenseitig Gedichte vorgelesen. Tennysons Ballade hatte zu unseren Lieblingstexten gehört.
    »Wir haben seit einer Ewigkeit nichts mehr einfach nur zum Spaß gemacht«, sagte sie, und ihre Rehaugen blickten sanft. »Ich habe dich immer so vermisst, wenn du wieder fort warst. Ich hasste Krystal, weil sie dich uns jedes Mal aufs Neue weggenommen hat. Und als du anriefst, um uns zu sagen, dass sie tot war, hoffte ich insgeheim, dass du jetzt zurückkommen würdest. Ich malte mir in den schönsten Farben aus, wie du wieder einziehen und Grieve heiraten würdest, und ich würde Cha… würde auch jemanden heiraten, und dann würden wir immer in der Nähe der anderen sein, unsere Babys zusammen aufziehen und uns irgendwann im Alter als Dorfhexen niederlassen.«
    »Chatter? Hast du eben Chatter sagen wollen?« Ich legte den Kopf schief. »Rhia, bitte versprich mir, dass du dich nicht so schnell bindest. Gib dich nicht mit jemandem zufrieden, wenn du dir seiner nicht wirklich sicher bist.«
    Sie presste die Lippen zusammen und blickte zu Boden. »Ich weiß … ich weiß ja … aber was ist Liebe? Liebe bringt immer nur Leid und Kummer. Ist es nicht viel besser, jemanden zu heiraten, der ein guter Freund ist, dir aber

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