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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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unbemerkt durch den ganzen Goldenen Wald spazieren, wenn man sich verstecken müsste.«
    Chatter schnippte mit den Fingern. »Aber natürlich – den hatte ich ganz vergessen! Es gibt einen Tunnel, der von Hügelgrab zu Hügelgrab führt. Es gibt ihn schon länger, als ich am Leben bin, und ich habe keine Ahnung, wozu er einst angelegt worden ist, aber die Königin von Schilf und Aue hat ihn vor langer Zeit geschlossen und uns verboten, uns dort herumzutreiben. Ich glaube …« Er blickte sich suchend um, dann wandte er sich wieder der Vettel zu. »Verrate mir eins … falls es einen solchen Gang gäbe, müsste er doch auch einen Einstieg haben.«
    Sie rülpste laut und wischte sich die Nase. »Die Vermutung, dass ein solcher Einstieg unter den Zweigen einer Stechpalme verborgen ist, wäre sicher nicht ganz falsch.«
    »Aha!« Chatter sprang zu einer Ansammlung von Bäumen, zwischen denen das Grün einer Stechpalme hervorlugte.
    Die Schneevettel räusperte sich und spuckte einen Schleimklumpen aus. Dann schnupperte sie in der Luft. »Reisende wären heute gut beraten, nicht länger zu zaudern. Und Wildling-Feen tun gut daran, an den eigenen Herd zu eilen, bevor die geöffnete Falle entdeckt wird.« Eine Schneefontäne wirbelte plötzlich um sie herum, und fort war sie.
    »Schnell, kommt!« Chatter winkte uns zu dem Busch, hob die Zweige an und schnitt eine Grimasse, als die Blätter ihn stachen. Ich sah nichts außer Erde, von der die Äste den Schnee abgehalten hatten, aber Chatter flüsterte etwas, und da, versteckt hinter dem Stamm des Bäumchens, begann schwach ein grünes Viereck zu leuchten. In rascher Folge schlug Chatter dreimal auf den Boden, und das Licht – und die Erde! – verschwand.
    »Runter mit euch beiden. Dort unten dürften wir sicher sein, und der Gang bringt uns dicht an das Portal zum Hof der Träume, ohne dass man uns bemerken wird.« Er winkte mir. »Du zuerst, Miss Cicely. Ich gehe als Letzter, denn ich muss den Zugang wieder verschließen.«
    Zögernd ließ ich mich hinab. »Gibt es eine Leiter …« Ich brach ab, als mein Fuß auf eine Sprosse traf. Silber! Sobald ich sie berührte, spürte ich die Schwingung des Metalls in meinem ganzen Körper.
    Silber hatte ich schon immer gemocht, aber seitdem ich mich zum ersten Mal in eine Eule verwandelt hatte, war die Wirkung des Metalls auf mich immer stärker geworden. Auch Gold berührte mich, wenn auch nicht so sehr. Ich wusste, dass Feenmagie durch Silber beeinflusst wurde, und wenn eine Fee mit Silber in Berührung kam, löste es ein angenehmes Gefühl – eine Art wohligen Schauderns – aus. Blieb nur zu hoffen, dass ich mich nur in positiver Hinsicht an meine Artgenossen anglich und nicht mit der Zeit die feentypische Unverträglichkeit für Eisen entwickelte.
    Ich hielt mich an den Sprossen fest und ließ mich langsam in die Erde hinab, aber es war nicht Erde, die mich umgab. Auch dies hier war eine Art Portal, und ich bewegte mich durch einen Dimensionskorridor. Alles um mich herum war in ein dunstiges Grün getaucht, das wie Seide flatterte, und es roch nach Himbeeren und Limonade, nach trägen heißen Nachmittagen, und plötzlich wollte ich nur noch tief einatmen und diesen Geruch nie wieder aus meinen Lungen lassen.
    Nach einer halben Ewigkeit erreichte ich schließlich den Grund und sprang von der Leiter. Peyton kam direkt nach mir, über ihr Chatter. Als er unten angekommen war, sah er sich um. Ich wusste nicht, wie viel er sehen konnte, da es hier unten dunkel war, aber nach einem kurzen Moment hielt er seine Hand auf, und eine winzige Flamme erschien. Sie verbreitete ein Licht wie die Sonne, die durch eine Baumkrone scheint, und tanzte fröhlich, als er seine Hand ausstreckte.
    Die Flamme leuchtete uns den Weg, aber plötzlich fing ein anderes Licht, ein Blitzen, meinen Blick ein. Ich nahm mir einen Moment Zeit, um die Wand zu untersuchen. Ich hätte gedacht, dass sie aus Erde oder Lehm bestünde, aber sie war tatsächlich gemauert – solide Handarbeit, um einen Tunnel abzustützen, der Tausende von Jahren halten sollte. Und obwohl wir uns tief unter der Erde befinden mussten, roch die Luft hier unten so frisch wie draußen. Die Mauern funkelten: Zwischen Stein und Mörtel befanden sich Splitter von farbigem Glas. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass das Licht aus dem Innern der Splitter drang.
    »Was ist das?« Ich deutete auf einen bestimmten Edelstein, der feurig leuchtete.
    »Diese Wände werden durch Magie

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