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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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wurde. »Kommt, lasst uns das Tempo anziehen und zum Portal gelangen. Chatter, du voran.«
    Als wir uns immer tiefer in den Wald schlugen, verblasste die Außenwelt, und bald gab es nichts mehr außer kahle, nackte Bäume, immergrüne Pflanzen mit dicken Schneehauben, Steine und Gestrüpp, das unter der weißen Decke verborgen war. Wir mussten ungefähr eine halbe Stunde marschiert sein, als ein Geräusch mich erstarren ließ. Ich bedeutete den anderen stehenzubleiben.
    »Habt ihr das gehört?«, fragte ich so leise ich konnte. Mit Chatter hätte ich mich auch im Windschatten verständigen können, aber mit Peyton nicht.
    Chatter nickte und deutete nach links. Das Geräusch kam tief aus dem Wald und schien sich auf uns zuzubewegen. Ich dachte nach. Wir konnten das Tempo beschleunigen und auf diese Art versuchen, dem zu entgehen, was immer dort kam, aber es näherte sich schnell, und im Schnee würden wir nicht weit kommen. Wir konnten ihm entgegentreten und in die Offensive gehen, oder wir konnten warten. Verstecken konnten wir uns jedenfalls nirgendwo – es sei denn, Peyton und ich verwandelten uns und Chatter verschwand. Aber zumindest ich würde dann in der Kälte nackt sein, und der Gedanke behagte mir wenig.
    Ich tastete nach meinem Springmesser und dem Fächer, und Peyton packte ihren Wanderstock fester. Chatter holte tief Luft und stellte sich in Kampfposition.
    In diesem Augenblick brach das Wesen durchs Unterholz, und mein Herz sank. Es war kein Schattenjäger, aber was da auf uns zukam, mochte viel schlimmer sein. Ich hatte schon von solchen Wesen gehört, aber sie lebten normalerweise auf eisigen Berggipfeln oder Wäldern ganz oben im Norden.
    Ulean, bist du bereit?
    Ich bin hier. Pass auf. Sie ist gefährlich. Alt und erprobt.
    Chatter schnappte nach Luft. »Eine Schneevettel!«
    Sie sah aus wie eine verwitterte alte Frau, aber sie war weit mehr als das. Als Angehörige der Wildling-Feen, die zum Bösen tendierten, wurden Schneevetteln meistens von mächtigen Wesen beschworen. Wesen wie Myst zum Beispiel. Viel, viel gefährlicher als jeder Tillynok oder Goblin, verfügten Schneevetteln über Kräfte schwarzer Magie. Und die hier sah aus, als sei sie auf Krawall gebürstet.

5. Kapitel
    D reck!« Ich wich so hastig zurück, dass ich über eine Wurzel stolperte. Wildlinge, uralt und ursprünglich, waren immer unberechenbar und höllisch gefährlich.
    Doch obwohl sie aussah, als sei sie zu allem bereit, griff sie nicht an. Sie beäugte uns drei und rieb sich mit ihrer knorrigen Hand das Kinn. Ihre Glieder waren lang und klapperdürr, ihr Gesicht war eingefallen, und ein Zahn ragte aus ihrem Mund und über ihre Unterlippe. Ihr Haar war streifig weiß und sah aus wie Watte, und sie trug graue Lumpen, aus denen dünne Beine mit großen, spitz zulaufenden Füßen herauslugten.
    »Was haben wir denn hier?« Ihre Stimme pfiff wie der Wind durch trockene Hülsen. »Ich rieche Cambyra-Fee bei euch beiden.« Sie deutete auf Chatter und mich. Ich bedachte Chatter mit einem neugierigen Blick. Ich hatte gewusst, dass er ein Feenmann war, aber dass er auch vom Volk der Cambyra abstammte, war mir neu, und nun fragte ich mich, in welche Gestalt er sich verwandeln konnte.
    »Aber du, hübsches Ding, was bist du? Ich wittere …« Die Hexe hob die Nase, trat näher und schnüffelte geräuschvoll an Peyton. »Eine große Katze. Wandlerin, aber Werwesen. Habe ich recht?« Ihre scharfen Augen blickten durchdringend.
    Peyton sah mich fragend an. Ich war nicht sicher, was zu tun war, also blieb ich einfach stumm stehen, wo ich war, und beobachtete Chatter, der sich nun zwischen sie und uns stellte.
    »Schneevettel, was tust du hier?« Plötzlich wirkte er größer und gebieterischer, als ich ihn je erlebt hatte.
    »Das würdest du nur zu gern wissen, nicht wahr? Aber du wirst es dir denken können. Mich binden dieselben Ketten wie euch. Doch immerhin gibt sie mir für meine Dienste Fleisch zu essen. Ja, gebunden bin ich, solange mich kein anderer befreit, was mir ein willkommener Gedanke ist.« Ihre Augen glitzerten. Ich traute ihr nicht, aber Chatter nickte.
    Er wandte sich zu mir um und flüsterte im Windschatten. Sie hat uns ein Angebot gemacht. Sie will sich von Mysts Herrschaft befreien.
    Was sollen wir ihr denn anbieten? Wie geht man überhaupt mit Schneevetteln um? Ich habe zwar schon von ihnen gehört, aber nie mit ihnen zu tun gehabt. Was kein Wunder war, da ich die meiste Zeit meines Lebens in Großstädten gelebt

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