Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
gespeist worden war. »Ich … ich muss nach Hause …«
Geoffrey winkte Leo zur Seite. »Ich trage sie. Ihr könntet sie nicht durchs Haus bringen. Sie trieft ja förmlich vor Pheromonen, und jeder Vampir hier würde sofort über sie herfallen. Sie wäre blutleer, bevor ihr noch die Tür erreicht hättet.« Er wandte sich an Regina. »Ruf den Wagen. Ich bringe sie über die Terrasse hinaus. Lannan, du gehst mit, um dafür zu sorgen, dass niemand protestiert. Wir werden später darüber reden.«
Lannan nickte und sah mich einen langen Augenblick an. Dann beugte er sich vor. »Wir bringen das noch zu Ende, Cicely. Von hier aus gibt es kein Zurück, glaub mir das. Ich habe einen Vorgeschmack von dir bekommen, und ich hole mir auch den Rest. Ich werde für immer und ewig dein Engel der Dunkelheit bleiben.«
Ich biss mir auf die Lippe, als Geoffrey mich in eine Decke einhüllte und schweigend durch die Terrassentüren hinaustrug. Die anderen folgten ebenso schweigend. Wir bogen auf ein Stück der Auffahrt ein, das wie ausgestorben dalag, und nur Sekunden später fuhr ein Wagen vor. Nachdem Geoffrey mich auf die Rückbank gesetzt hatte, kletterte Regina neben mich und bedeutete Leo und Rhiannon, vorn einzusteigen.
Auf meinen fragenden Blick hin sagte sie: »Nur um sicherzugehen, dass der Fahrer sich an seine gute Erziehung erinnert.« Und ohne dass noch jemand ein weiteres Wort äußerte, fielen die Türen zu, und wir waren auf dem Heimweg. Und ich konnte nichts anderes denken, als dass ich dringend Erleichterung brauchte, denn das Feuer brannte noch immer hell.
12. Kapitel
R egina sagte nichts, aber ich spürte ihre Spannung, als sie mich sanft dazu brachte, mich auf die Rückbank zu legen, und meinen Kopf auf ihren Schoss drückte. In meinem Magen tobte es; es war, als würde das innere Feuer alles andere verkrampfen. Ich wollte nicht über Lannan sprechen. Obwohl mein Verstand rebellierte, wollte mein Körper ihn noch einmal spüren, und die Sehnsucht danach war wie ein Schmerz, der durch meinen Körper raste.
Plötzlich überkam mich eine Woge der Panik. »Crawl kann doch nicht aus dem Tempel, nicht wahr? Er kann mich nicht suchen?«
Sie blickte stirnrunzelnd auf mich herab. »Was meinst du damit?«
»Er hat von mir getrunken. Er hat mich auf die Plattform gezerrt und dort auf den Boden gedrückt …«
Regina fluchte leise. »Ich hätte meinem Bruder niemals gestatten dürfen, dich dorthin zu begleiten. Ich liebe ihn über alles, aber er ist für delikate Missionen einfach nicht geeignet. Erzähl mir, was geschehen ist.«
Also tat ich genau das: Ich erzählte ihr, wie Crawl mich ausgesaugt und Lannan mich befreit hatte und wie ihr Bruder mich schließlich dazu gebracht hatte, sein Blut zu trinken. »Ich wollte nicht, aber er sagte, ich wäre zu schwach und würde sterben, wenn ich es nicht nähme.«
Ich hörte, wie Rhiannon vorn auf dem Beifahrersitz einen kleinen Laut des Entsetzens ausstieß.
»Damit hat er recht gehabt«, sagte Regina. »Du hast also von meinem Bruder getrunken. Kein Wunder, dass du innerlich brennst. Wir hätten dich dein Techtelmechtel beenden lassen sollen. Eine der wenigen Möglichkeiten, ein Blutfieber einzudämmen, ist Vögeln bis zur totalen Erschöpfung. Cicely, ich fürchte, dass du krank wirst, wenn du nicht heute noch Sex haben kannst. Soll ich Lannan zu dir nach Hause schicken?«
»Nein … Ich kann nicht … ich wusste nicht … ich kann nicht mehr klar denken.«
»Wir kümmern uns um sie«, erklang Leos Stimme von vorn. »Machen Sie Ihrem Bruder keine Mühe, Abgesandte.«
»Ich bezweifle, dass er es als Mühe betrachtet.« Regina schüttelte den Kopf. »Ihr investiert zu viele Gefühle in den Akt. Sex ist eine Körperfunktion.«
Aber ich schüttelte den Kopf. »Nein. Bitte nicht.«
»Wie du willst, aber dennoch sollte entweder Leo oder einer deiner Freunde deine Lust stillen, ansonsten wirst du morgen ein sehr, sehr krankes kleines Mädchen sein.« Regina stieß ein Lachen aus. »Wenigstens ist Lannan eingefallen, wie man den Durst des Blutorakels zügelt.«
»Würden Sie … würden Sie mir sagen, warum er gegen das Gesetz verstößt, wenn er von Lebenden trinkt?« Ich blickte in ihr Gesicht auf, konnte aber ihrer Miene nichts entnehmen. Sie streichelte mein Haar und spielte fast liebevoll damit.
Dann presste sie abrupt die Lippen zusammen. »Das hätte in deiner Gegenwart niemals Thema sein dürfen. Am besten vergisst du es ganz schnell wieder. Aber du
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