Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
ertragen, dass sie zum Vampir gemacht wurde.«
Ich senkte den Kopf. Plötzlich fühlte ich mich zutiefst deprimiert. Alles schien so unglaublich verquer, dass ich kein Licht am Ende des Tunnels mehr erkennen konnte. Ich zog meine Cousine in die Arme, tätschelte ihr den Rücken und drückte ihr einen Kuss aufs Haar.
»Ich würde alles hergeben – sogar Grieve –, wenn ich damit Heather zurückholen könnte. Du weißt, dass auch ich sie geliebt habe. Sie war neben Ulean die einzige verlässliche Konstante in meinem Leben. Bitte glaub nie, dass ich auf dich böse sein könnte. Ich spare mir meine Wut für Leute auf, die sie verdient haben. Myst, Lannan … auch Leo. Im Moment könnte ich jeden von ihnen eiskalt umbringen. Na gut, Leo vielleicht nicht, aber in den Hintern treten würde ich ihm schon gern. Aber du, Chica … wir sind doch eine Familie. Wir sind Zwillingscousinen, weißt du noch?«
Sie lächelte mit Tränen in den Augen. »Ich weiß noch, wie es war, als wir noch Kinder waren. Wir hatten so viel Spaß miteinander. Das Leben schien so viel Gutes für uns auf Lager zu haben, bis Krystal dich uns weggenommen hat. Ja, ich hatte danach auch noch Spaß, aber mir fehlte immer etwas – jemand, und dieser Jemand warst du. Cicely, wir sind Sonnenwend-Kinder. Ich bin das Licht, du die Dunkelheit. Zusammen sind wir im Gleichgewicht.«
Ich nickte. »Trockne dir die Augen. Und mach dir etwas zu essen. Bis später. Schauen wir mal, was Anadey bewirken kann.«
Ich ließ sie los und wandte mich zum Gehen, aber sie umklammerte meine Hand. »Ich weiß, wie schwer es für dich sein muss …«
»Das Schwerste, was ich je getan habe.«
Sie ließ mich los, und ich fuhr zu Anadey, um mich von etwas zu befreien, von dem ich um keinen Preis befreit werden wollte.
Anadey trug einen langen schwarzen Mantel, als sie die Tür öffnete, und sie sah so müde aus, wie ich mich fühlte. Sie trat zurück und ließ mich eintreten. Peyton saß im Wohnzimmer in einer Couchecke und las ein Buch, und als ich hereinkam, winkte sie mir zu.
»Bist du sicher, dass du jetzt in der Stimmung dafür bist, nach dem, was vorhin im Diner passiert ist?« Ganz sicher wollte ich ihr nicht noch mehr Probleme bereiten.
»Ja. Damit kann ich mich sogar ein wenig von dem heutigen Tag ablenken.« Ihre Stimme war ernst. Sie bedeutete mir, mich zu setzen. »Erzähl mir alles.«
Also tat ich es und ließ auch nicht meinen Plan aus, Grieve zu befreien und in einem sicheren Haus unterzubringen. Anadey ließ mich reden, ohne mich zu unterbrechen, blinzelte jedoch hin und wieder überrascht. Als ich endete, lehnte ich mich zurück und sah sie abwartend an.
»Ich denke, ich kann dir helfen. Tatsächlich ist es sogar gar nicht so schwer. Aber du musst mir vertrauen. Vertraust du mir, Cicely?« Mit ihren strahlenden Augen sah sie mich prüfend an. Anadey, Tochter der mächtigsten Hexe, die je in New Forest gelebt hatte. Anadey, Peytons Mutter und eine der wenigen Verbündeten, die wir hatten. In ihre Hände sollte ich mich begeben, auf ihre Magie sollte ich mich einlassen.
Eine Weile lang sah ich sie stumm an. Dann nickte ich langsam. »Ich vertraue dir.«
»Dann geh ins Badezimmer und in die Wanne. Ich habe ein rituelles Bad für dich bereitet. Wenn du fertig bist, komm nackt zurück. Peyton, du musst gehen. Du solltest währenddessen nicht im Haus sein. Aber pass auf dich auf, die Schattenjäger könnten sich überall herumtreiben.« Sie bedachte ihre Tochter mit einem bedeutungsvollen Blick.
Peyton biss sich auf die Lippe und wandte sich an mich. »Bist du sicher, dass du das tun willst, Cicely? Überlege es dir genau …«
»Glaubst du etwa nicht, dass ich deiner Freundin helfen kann?« Anadey fuhr zu Peyton herum. »Nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben, zweifelst du meine Fähigkeiten an? Habe ich das deinem Vater zu verdanken? Hat er in dem Brief, den er dir geschickt hat, Lügengeschichten über mich verbreitet?« Ihre Stimme klang hart und bitter.
»Nein, verdammt noch mal. Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun – oder meinem Vater!« Peyton riss ihre Jacke an sich und drehte sich noch einmal zu mir um. »Sag es, und ich verschwinde. Ich unterstütze, was immer du dir vornimmst, aber ich will es von dir selbst hören. Ich habe einfach kein besonders gutes Gefühl bei dieser Sache.«
Ich lächelte schwach. »Du bedeutest mir auch sehr viel, Peyton, und danke, dass du dir solche Gedanken um mich machst. Aber ich muss es
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