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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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tun. Tue ich es nicht, bringe ich jeden, den ich liebe, in Gefahr.«
    Sie nickte. »Mehr wollte ich nicht hören. Wir sehen uns später, Lady.« Ihre Mutter bedachte sie mit einem weiteren finsteren Blick, fügte aber hinzu: »Ich passe auf mich auf. Du aber auch.«
    Als wir allein waren, seufzte Anadey. »Ich wünschte, sie würde endlich aufhören, mir vorzuwerfen, dass ich wütend auf ihren Vater bin. Aber er war durchtrieben und versoffen. Er hat uns im Stich gelassen und sich nie die Mühe gemacht, sich nach seiner Tochter zu erkundigen. Von Hilfe in Form von Geld ganz zu schweigen. Ich musste uns allein durchbringen. Und nun taucht er plötzlich wieder auf und tut, als sei er ein Vater. Ich bin sicher, dass er sie mir wegnehmen will.«
    Leicht legte ich ihr meine Hand auf den Arm. »Hör auf. Das hast du gar nicht nötig. Du weißt sehr gut, dass Peyton dich liebt und vergöttert. Wie kommst du nur darauf, dass ein praktisch Fremder es schaffen könnte, eure Beziehung zu zerstören?«
    Sie schwankte, und ich konnte sehen, dass sie über das, was ich gesagt hatte, nachdachte, aber schließlich schüttelte sie den Kopf. »Es ist mir einfach zu heikel. Ich will nicht riskieren …«
    »Was riskieren?«
    »Ach, schon gut.« Ihr Lächeln kehrte zurück, und sie zeigte aufs Badezimmer. »Und trink das hier. Es versetzt dich in die richtige Stimmung. Tauch ins Bad, das ich eingelassen habe, und wasch dich mit der Seife, die dort liegt. Dann komm nackt zurück.«
    Ich kippte das Getränk herunter – es schmeckte nach Apfelsaft – und ging ins Bad. Die Wände waren in einem sanften Roséton gehalten, Wanne und Armaturen aus Porzellan. Das Wasser war bereits eingelassen, und der duftende Schaum beruhigte mich augenblicklich. Ich streifte meine Sachen ab, ließ mich behutsam in die Wanne sinken, und die Wärme drang in meine Muskeln und Knochen, und die Kräuter entfalteten ihre Wirkung.
    All meine Sorgen, meine Ängste schienen aus mir herausgespült zu werden, und zum ersten Mal seit Tagen entspannte ich mich wirklich. Das Blutfieber war offenbar ganz versiegt. Ich nahm das goldbraune Seifenstück, das Anadey mir hingelegt hatte, und roch Honig und Weizen, Baldrian und Beinwell, Lavendel und frisch gemähtes Gras. Ich schäumte mich damit ein, hielt die Luft an, schloss die Augen und tauchte unter, ließ das Wasser über mir zusammenschlagen und stieß wieder durch die Oberfläche. Luftschnappend griff ich nach einem Handtuch, um mir die Augen zu wischen.
    Cicely, irgendwas stimmt hier nicht.
    Ulean? Ich wusste nicht, dass du mit mir gekommen bist.
    Ich glaube, du musst sofort hier raus.
    Ich biss mir unschlüssig auf die Lippe. Was spürst du denn? Kommt irgendwas im Windschatten heran?
    Eine Pause. Nein. Ich habe einfach nur ein ungutes Gefühl. Bitte geh nach Hause.
    Verwirrt stieg ich aus der Wanne und trocknete mich ab. Als ich mir meinen Mondstein um den Hals hängte, merkte ich, dass mir leicht schummerig war. Ich ließ mich auf ein Bänkchen neben dem Waschtisch nieder und versuchte, mich zu konzentrieren.
    Ulean, ich fühle mich gar nicht gut. Mir ist so schwindelig.
    Cicely, du musst von hier verschwinden. Sofort!
    Ich kam taumelnd hoch, versuchte, meine Kleider einzusammeln, ließ sie jedoch immer wieder fallen. Schließlich versuchte ich, die Jeans anzuziehen, schaffte es aber nicht einmal, einen Fuß durch das Hosenbein zu stecken. Also warf ich mir nur meine Jacke über und sparte mir BH und Top, die irgendwo auf dem Boden liegen mussten. Als ich die Tür öffnete und hinaustorkelte, wartete Anadey schon auf mich.
    »Anadey, etwas stimmt nicht. Mir ist ganz komisch. Ich glaube, ich geh besser nach Hause.«
    »Nein, es ist alles in Ordnung. Ich musste nur dafür sorgen, dass du wirklich entspannt bist. Der Zauber ist heikel. Jetzt zieh deine Jacke aus und lass uns fortfahren. Wir haben nicht unbegrenzt Zeit.«
    Alles schien schrecklich normal, aber als ich in Anadeys Augen sah, entdeckte ich ein Flackern, das mir nicht gefiel – das Leuchten von Verrat. Ich wollte mich an ihr vorbeidrücken, aber wieder stolperte ich, und sie packte mich am Arm und zerrte mich zurück. In meinem benebelten Zustand erschien sie mir entsetzlich stark.
    Ich verlor das Gleichgewicht und ging zu Boden. Der Raum drehte sich um mich herum, und ich versuchte blinzelnd, meine Sicht zu klären, doch es gelang mir nicht. »Was hast du getan, Anadey? Was war in dem Saft?«
    Sie zog mir die Jacke aus, packte mich unter den Armen

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