Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
vorbeizukommen und zu helfen. Vielleicht fand Melissa, dass ihre Zeit für eine menschliche Bedrohung zu kostbar war.
    „Nun ja“, fuhr Constanza fort, „vielleicht lenken dich die Gerüchte des Tages von deiner Physiktragödie ab. Die Mutter von irgendwem arbeitet im Büro des Sheriffs. Sie ist Expertin für Forensik oder Polizeipsychologie oder so was. Jedenfalls gab es gestern Nacht draußen in Las Colonias eine Art dämonischen Vandalismus.“
    Jessica schob ihr Trigonometriebuch in ihren Rucksack und fragte sich, was sie zur Lernstunde noch mitnehmen sollte.
    „Dämonischen was?“
    „Vandalismus“, wiederholte Constanza und fügte dann flüsternd hinzu: „Aber mit abgedrehten Ritualen. Passiert ist Folgendes: Die Familie schläft tief, und plötzlich geht die Alarmanlage los – ganz genau um Mitternacht.“
    Jessicas Hand erstarrte, der Reißverschluss ihres Rucksacks blieb zur Hälfte offen. „Mitternacht?“
    „Exakt. Jemand ist bei ihnen eingebrochen – als sie geschlafen haben – und hat den ganzen Psychokram veranstaltet, ohne sie zu wecken.“
    Jessica holte langsam tief Luft. „Und das war gestern Nacht?“
    „Genau, gestern Nacht“, bekräftigte Constanza. „Pass auf, Jess. Jetzt kommt der gruselige Teil. Als die Alarmanlage losgeht, wacht die Familie auf und sieht sich um, aber die Einbrecher oder Teufelsanbeter oder was sie auch waren, sind weg.
    Wie vom Erdboden verschwunden.“

    Jessica nickte bedächtig, weil sie wieder Ohrensausen bekam, wie immer, wenn Midnight in die Tageslichtwelt einbrach. Constanza war ihre einzige echte Freundin hier in Bixby, die kein Midnighter war. Als sie ihr zuhörte, wie sie von Dingen erzählte, die nur in der geheimen Stunde passiert sein konnten, wurde Jessica schwindelig.
    „Was für Sachen haben sie denn angestellt?“, fragte sie.
    Constanza hakte Jessica unter und zog sie in Richtung Bibliothek. „Seltsam ist, dass sie nichts gestohlen haben. Haben einfach nur das Haus auf den Kopf gestellt und diese ganzen Psychosymbole hinterlassen. Da war beispielsweise diese Tür, in der zwölf Messer steckten. Und an dem einen war Blut. “
    „Zwölf? Keine dreizehn?“
    Constanza blinzelte. „Das sagen jedenfalls alle. Warum?“
    „Einfach weil …“ Jessica zuckte mit den Schultern und versuchte ihrer Stimme einen beiläufigen Klang zu geben. „Dreizehn hört sich dämonischer an als zwölf.“
    „Äh, lass mich raten.“ Constanza kicherte. „Vielleicht waren das Teufelsanbeter, die nicht zählen konnten.“
    „Hoffentlich nicht“, murmelte Jessica vor sich hin. Wo Melissa und Rex gestern Nacht gewesen waren, schien ziemlich offensichtlich. Beängstigend fand sie, dass sie ihr heute Morgen noch nicht über den Weg gelaufen waren.

    In der Bibliothek lief Constanzas Tisch bereits auf Hochtouren. Details über den dämonischen Vandalismus der letzten Nacht wurden ausgetauscht und analysiert – Besteck, Töpfe und Pfannen auf mysteriöse Weise im Computerraum arrangiert, Blutflecken auf dem Teppich und auf einem der Messer; ein von außen eingeworfenes Fenster im ersten Stock oder, alternativ, die aufgebrochene Eingangstür. Nur in einer Sache waren sich alle einig: Es hatten genau zwölf Messer in der Tür gesteckt.
    Während Jessica dem Gerede zuhörte, schielte sie zu Dess in ihrer gewohnten Ecke hinüber. Jessica fragte sich, ob sie wissen konnte, was gestern Nacht wirklich geschehen war.
    „Wenn man sich vorstellt, dass sie geschlafen haben, während das alles passiert ist“, sagte Jen. „Das ist vielleicht gruselig.“
    „Vielleicht sind sie betäubt worden“, meinte Liz.
    „Vielleicht waren sie es selbst“, schlug Maria vor.
    „Wer? Die Familie?“ Constanza sah skeptisch aus. „Da draußen in Las Colonias? Da draußen stehen ein paar echt nette Häuser rum. Ich glaube, eins davon gehört meinem Cousin. Teufelsanbetung ist da nicht unbedingt üblich.“
    Maria zuckte mit den Schultern. „Kann sein, aber es macht eigentlich keinen Sinn, wenn es jemand anderes war. Wie hätten sie das alles völlig lautlos hinkriegen sollen?“
    Eine Stimme ertönte vom Pult der Bibliothekarin. „Wo wir gerade über völlig lautlos reden – habt ihr Mädchen eigentlich nichts zu lernen?“
    „Doch, Ms Thomas“, antwortete Constanza, dann verdrehte sie die Augen. „Wo wir gerade von Dämonen reden.“
    Jessica sah zu Dess hinüber. Möglicherweise hörte sie zu, ihr Gesichtsausdruck blieb hinter einer Sonnenbrille verborgen.
    Jessica fiel bei

Weitere Kostenlose Bücher