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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Hoffnung besteht, solange du dich erhebst und dich wehrst. Und deshalb jagen sie dich auch – weil sie dich fürchten!«
    »Na, hoffentlich hast du recht.« Russell starrte aus dem offenen Fenster. Hier, 12 000 Kilometer von der Heimat entfernt, brannte der Staub in seinen Augen. »Wo fahren wir hin?«
    »Wie haben sich eure Krieger die Waffen für den Kampf gegen die Amerikaner beschafft?«
    »Sie nahmen meist das, was der Feind zurückgelassen hatte.«
    »So halten wir es auch, Marvin.«
     
    Auf halbem Weg über den Atlantik wachte Fowler auf. Eine Sensation, dachte er, im Flugzeug hab’ ich’s noch nie getrieben. Ob das je ein Präsident schon mal fertiggebracht hat – auf dem Weg zum Papst und mit seiner Sicherheitsberaterin, fragte er sich. Er schaute aus dem Fenster. Es war hell, so hoch im Norden – die Maschine flog dicht an Grönland vorbei –, und er überlegte kurz, ob es nun schon Morgen war oder noch Nacht. In einem Flugzeug, mit dem sich die Zeit schneller änderte, als die Uhr anzeigte, war das eine fast metaphysische Frage.
    Metaphysisch war auch seine Mission, die unvergessen bleiben würde. Fowler hatte Geschichtssinn genug, um das zu wissen. Ein einmaliger Coup, etwas noch nie Dagewesenes. Vielleicht der Beginn des Prozesses, vielleicht auch das Ende. Wie auch immer, seine Absicht war eindeutig und klar. J. Robert Fowler, dessen Name mit dem Abkommen untrennbar verbunden bleiben würde, wollte den Krieg abschaffen. Es war auf die Initiative seiner Administration hin zustande gekommen. Er hatte in seiner UNO-Rede die Vertreter der Völker in den Vatikan gerufen. Seine Untergebenen hatten die Verhandlungen geführt. Sein Name stand auf dem Vertragsdokument ganz oben. Seine Streitkräfte sollten den Frieden garantieren. Er hatte seinen Platz in der Geschichte verdient, die Unsterblichkeit, die nur wenigen zuteil wurde. Kein Wunder also, daß ich aufgeregt bin, sagte er sich.
    Die Entscheidung, die ein Präsident am meisten fürchtet, brauchte nun nicht mehr getroffen zu werden. Schon als er noch Staatsanwalt war, der in Cleveland die Mafia verfolgte und insgeheim präsidentiale Ambitionen zu entwikkeln begann, hatte er sich gefragt: Was tust du, wenn du Prüsident bist und auf den Knopf drücken mußt? Würde er das fertigbringen? Würde er, um die Sicherheit seines Landes zu garantieren, Millionen Menschenleben opfern? Vermutlich nicht. Es war seine Aufgabe, Menschen zu beschützen, zu führen, ihnen den rechten Weg zu weisen. Sie mochten nicht immer begreifen, daß er recht hatte und sie nicht, daß seine Vision die korrekte und logische war. Fowler wußte, daß er kalt und arrogant war, wenn es um solche Angelegenheiten ging, aber er war davon überzeugt, daß er recht hatte. Er mußte sich selbst und seiner Motive sicher sein. Traf er eine Fehlentscheidung, konnte man ihm höchstens Arroganz vorwerfen, was ihm schon oft genug passiert war. Zweifel hatte er nur an seiner Fähigkeit, sich mit der realen Möglichkeit eines Atomkriegs auseinanderzusetzen.
    Aber diese Möglichkeit war doch nun gewiß nicht mehr real? Er gestand öffentlich nie ein, daß Reagan und Bush diese Möglichkeit eliminiert hatten, als sie die Sowjets zwangen, sich mit ihren Widersprüchen auseinanderzusetzen und in der Folge einen neuen Kurs einzuschlagen. Diese Veränderungen waren friedlich vonstatten gegangen, weil der Mensch in der Tat ein Vernunftwesen ist. Zwar würde es weiterhin Krisenherde geben, aber wenn er seine Arbeit richtig erledigte, konnten sie nicht außer Kontrolle geraten – und die Reise, die er nun angetreten hatte, konnte die gefährlichste politische Frage, die die Welt noch beschäftigte, lösen. Keiner seiner Vorgänger war damit fertiggeworden. Was Nixon und Kissinger nicht zuwege gebracht, was Carters kühner Versuch, Reagans halbherzige Gesten und Bushs gutgemeinte Schachzüge nicht geschafft hatten, was niemandem gelungen war, würde Robert Fowler nun zustande bringen. Diese Vorstellung kostete er in vollen Zügen aus. Seine Leistung würde ihm nicht nur einen Platz in den Geschichtsbüchern eintragen, sondern ihm auch den Rest seiner Amtszeit angenehmer machen. Sie würde ihm die Wiederwahl, eine satte Mehrheit im Kongreß und die Verabschiedung seiner ehrgeizigen Sozialgesetze sichern. Historische Taten wie seine, also ehrenwerte, gingen mit internationalem Prestige und großer innenpolitischer Schlagkraft einher, mit Macht im besten Sinne. Mit einem Federstrich wurde Fowler zum

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