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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Befürchtung geäußert, sie könnten vielleicht überhaupt nicht zu lösen sein.
    Selbst Darinas Wissen musste vor diesem Geheimnis kapitulieren. Sie unterhielt sich leise mit Sarah, die einige Erfahrung im Häkeln, Stricken und sogar Weben hatte. Ximon, Lischka und Sam saßen auf ihren Schlafsäcken im Gang bei den Packtieren. Sie diskutierten leise andere Möglichkeiten anhand einer Leine, in die sie einen »Seemannsschwur« geknüpft hatten. Bergalf und Mangaar bildeten eine eigene »Arbeitsgruppe«. Numin unterhielt sich im Flüsterton mit Robert.
    Jonas lag rücklings in seinem Schlafsack und starrte zur Decke. Auf einmal schob sich Kraarks Schnabel in sein Gesichtsfeld.
    »Schon was gefunden, Jonas?«
    »Nein, lass mich bitte in Ruhe, Kraark. Ich muss nachdenken.«
    »Jonas?«
    »Was denn, Kraark?«
    »Sehe ich wirklich aus wie eine Fledermaus?«
    Jonas sah den Raben verwundert an. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Da hast doch gesagt, ich hätte ›nicht sehr viel Ähnlichkeit‹ mit einem von den Piepsern? Also muss es doch irgendwas an mir geben, das dich an so einen Flattermann erinnert.«
    »Du solltest nicht jedes Wort von mir auf die Goldwaage legen, Kraark.«
    »Wirklich nicht?«
    Jonas stützte sich auf den Ellbogen auf und sah seinem gefiederten Freund in die Augen. »Fledermäuse sind manchmal so schwarz wie Raben und beide können fliegen. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Und das ist wirklich alles?«
    »Versprochen, Kraark. Du kannst ja nicht mal mit dem Kopf nach unten von der Höhlendecke hängen.«
    »Ich wüsste nicht, wozu das gut sein sollte.«
    »Na also. Du bist tausendmal schöner als eine Fledermaus, glaub mir.«
    »Und du bist ein guter Freund, Jonas – kannst du mir auch glauben.«
    Jonas lächelte, um sogleich wieder ernst zu werden. »Jetzt muss ich aber weiter nachdenken!«
    »Ich geh ja schon, ich geh ja schon.« Kraark drehte sich um und watschelte zu den Schelpins davon.
    Jonas ließ sich auf sein Lager zurücksinken, schloss die Augen und war bald schon eingeschlafen.
    »Ich hab’s!« Als Jonas nach einer Weile erwachte, war die Idee einfach da. Sie stand ihm so klar vor Augen wie ein Einkaufswagen in der Schlange im Supermarkt.
    Bergalf kam wie ein Puma herbeigesprungen. »Hast du einen Alptraum gehabt?«
    »Nein, ich weiß, wie wir die Schnüre losbekommen.«
    »Na, da bin ich aber gespannt. Wir haben schon alles Mögliche überlegt. Ich habe sogar den Vorschlag gemacht die Fäden mit dem Dolch zu berühren, damit sie nachgiebig werden, und dann durch die Lücken hindurchzukriechen. Aber selbst wenn wir alle Schelpins hier ließen, ginge das nicht. Ich hab’s mit Darina ausprobiert.« Er sah kopfschüttelnd zu dem Vorhang hin. »Da kommen wir niemals durch.«
    »Vielleicht doch«, widersprach Jonas.
    »Und wie willst du das anstellen?«
    »Wir schneiden einfach die Ösen durch.«
    »Du willst… was?«
    »Mir ist wieder eingefallen, was einige von euch gesagt haben: Die Knoten könnten von Schamakh unlösbar verschweißt worden sein.« Jonas zeigte ein verschmitztes Lächeln. »Wenn wir die Schlingen nicht öffnen können, dann entfernen wir eben die Kristallschlaufen, an denen sie befestigt sind.«
    »Das könnte sogar gehen«, mischte sich Darina ein, die Jonas’ Vorschlag mit angehört hatte.
    »Aber wird Schamakh nicht die Ösen genauso präpariert haben wie die Schnüre?«, fragte Robert.
    »Nein, Robin. Die Ösen sind einfach aus dem blauen Kristall herausgeschnitten. Schamakh der Weber musste nicht befürchten, dass sein Vorhang an dieser Stelle überwunden würde. Nur Keldins Schmiedearbeiten sind fähig Azons Herz zu ritzen.«
    Jonas sprang auf die Beine und eilte zu dem Vorhang hin. »Ich probiere es gleich aus.«
    »Aber sei vorsichtig!«, mahnte Bergalf. »Wenn der Berg den geringsten Laut von sich gibt, dann zieh die Klinge zurück.«
    »Hab schon verstanden«, echote Jonas’ Stimme in dem Durchgang.
    Er kniete sich zu dem verletzten Faden nieder, setzte Keldins Dolch seitlich an der Öse an und begann langsam zu schneiden. Da sowohl der Dolch als auch die kristallene Öse aus sehr glattem Material bestanden, zeigte sich zunächst kaum eine Wirkung. Nur ein dünner Kratzer war im unruhigen Licht der Fackel zu erkennen, die Bergalf schnell herbeigebracht hatte.
    Allmählich zeigte das stetige Hin- und Herbewegen der Klinge Wirkung. Aus dem Kratzer wurde eine tiefe Schramme und aus dieser schließlich eine deutliche Kerbe. Mit einem Mal war die Öse

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