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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Kusnezow ein.
    »So?«, fauchte Chruschtschow. »Können Sie mir das garantieren?«
    Der stellvertretende Außenminister wirkte erschrocken. »Auf alle Fälle müssen wir uns den nächsten Schritt gründlich überlegen.«
    »Dafür werde ich Sorge tragen«, sagte Chruschtschow und es klang wie eine Drohung. Sich an seinen persönlichen Vertrauten Trojanowski wendend, forderte er: »Oleg, ruf alle zusammen und wenn ich sage alle, dann meine ich es auch so. Sollte es einen Angriff der Amerikaner geben, bleibt keine Zeit mehr zum Nachdenken. Wir müssen jetzt festlegen, was zu tun ist.«
    »Soll ich die Genossen hierher rufen?«, fragte Trojanowski, während er auf einem Block Notizen machte.
    »Nein, nicht hierher. Wir ziehen uns auf meine Datscha in Nowo Ogarewo zurück und dort werden wir so lange bleiben, bis wir wieder aus diesem Schlamassel heraus sind.«
     
     
    Lischka war zufrieden über das, was er im Spiegel gesehen hatte. Chruschtschow fürchtete wohl wie kein Zweiter die Konsequenzen dessen, was er selbst angezettelt hatte. Nachdem die Ereignisse im Kreml ihren Lauf genommen hatten – ganz zur Zufriedenheit der Flüsterer –, ließ Jonas’ Vater erneut das Bild Kennedys und seiner tapferen Recken erscheinen.
    Jonas hörte mit Besorgnis, wie man darüber beriet, schon am folgenden Tag mit Bombern und Kampfflugzeugen gegen die SAM-Stellungen vorzugehen. Eine dieser Surface Air Missiles, wie die Militärs sie nannten, hatte Major Anderson das Leben gekostet. In der Antwort des Präsidenten glaubte Jonas zu erkennen, dass das Flüstern seines Vaters erste Wirkung zeigte.
    »Ich habe keine Bedenken den ersten Schritt betreffend«, sagte Jack, »sondern Sorge, dass beide Seiten eine Eskalation bis zum vierten und fünften Schritt zulassen könnten – zum sechsten wird es nicht kommen, niemand wird dann mehr da sein. Wir müssen uns darüber klar sein, dass wir einen sehr gefährlichen Kurs einschlagen.«
    Ja!, dachte Jonas. Abgesehen vom »ersten Schritt« hätte er genau das Gleiche gesagt. Gespannt lehnte er sich weiter vor, damit ihm auch nicht die geringste Kleinigkeit entging.
    Jack Kennedy ordnete eine genaue Analyse der jüngsten Vorfälle und der möglichen Konsequenzen einer amerikanischen Militäroperation an – selbst den Abschuss der U-2 wollte er noch einmal überprüft wissen. Ausdrücklich verlangte er die Entschärfung aller in der Türkei stationierten Raketen mit nuklearen Sprengköpfen. Nur auf seine persönliche Zustimmung hin dürften sie abgefeuert werden. Jonas hätte am liebsten laut aufgejubelt, doch dann wäre er wohl für immer aus der Höhle der Flüsterer geflogen. Endlich schien sich die Situation ernsthaft zu entspannen. Wie eine Erlösung empfand er die folgenden Worte des Präsidenten.
    »Wir werden morgen nicht angreifen. Wir werden es noch einmal versuchen.«
    Kurze Zeit später stürzte Limmi herein.
    »Nein!«, rief Lischka. Er ahnte nichts Gutes.
    »Doch«, keuchte Limmi, »sie schießen schon wieder auf amerikanische Flugzeuge.«
    »Wenn doch dieser Tag bloß schon zu Ende wäre!«, zeterte Lischka.
    Limmi machte sich mit der Gruppe von Keldins Spiegel auf den Weg zu dem Bereich der großen Höhle, in dem Quitus Gruppe arbeitete. Unterwegs fasste er zusammen, was ihm aufgetragen worden war. Sechs amerikanische Aufklärungsflugzeuge seien am Nachmittag zu einem Tiefflug über Kuba gestartet. Zwei der Maschinen mussten ihre Mission wegen technischer Probleme vorzeitig abbrechen. Gerade eben waren die verbliebenen F8U-IPs über San Cristobal und Sagua la Grande aufgetaucht, als die kubanischen Streitkräfte das Feuer auf sie eröffneten.
    In diesem Moment erreichte die Gruppe in Limmis Schlepptau die Facetten, auf denen sich das Drama abspielte. Die Flüsterer beobachteten hier drei kubanische Soldaten, die mit Flugabwehrkanonen in den Himmel feuerten. Einer benutzte einfach sein Gewehr.
    Die Flüsterer versuchten den Schützen Sand in die Augen zu streuen. Aber die Männer ließen sich weder einreden, dass sie zu müde zum Schießen seien, noch, dass ihnen ein Moskito ins Auge geflogen sei. Sie feuerten unaufhörlich weiter.
    Keiner der umstehenden Beobachter konnte erkennen, ob sie ein Flugzeug abgeschossen hatten. Nach einer Weile stellten die Kubaner das Feuer ein. Jonas kehrte niedergeschlagen in die Felsenkammer zurück. Wenn tatsächlich noch ein Flugzeug getroffen worden war… Er zweifelte, ob sich Kennedys Geduld weiter strapazieren ließ.
    Bereits um vier Uhr

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