Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau

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Hand entgegen. »Danke, dass du mir den Fingerhut gezeigt hast.«
    »Behalt ihn, jedenfalls für eine Weile. Vielleicht kannst du ihn noch gut gebrauchen, wenn ihr erst den Kimbaroth durchquert habt.«
    »Du meinst… ich soll…?« Jonas sah das glitzernde Hütchen mit großen Augen an und wusste nicht mehr, was er sagen sollte.
    »Du hast dir wohl noch nicht viel Gedanken darüber gemacht, wie Kanthelm reagieren wird, wenn er dich zu Gesicht bekommt.«
    Jonas schluckte. Vor lauter Sorge um Darina hatte er das wirklich nicht bedacht. »Wegen mir hat er ein Auge verloren. Den Arm hab ich ihm auch durchlöchert. Du hast Recht. Er wird wahrscheinlich nicht besonders gut auf mich zu sprechen sein.«
    »Mit dem Fingerhut kannst du ihm ein Schnippchen schlagen. Du darfst in seiner Gegenwart nur nicht deine Tarnung vergessen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sobald du nicht mehr an die Person denkst, die du sein willst, wird das Trugbild verschwinden.«
    »Und er würde mich sofort erkennen.« Jonas nickte. Bevor er den Fingerhut in die Hosentasche steckte, hob er ihn noch einmal vor die Augen. »Wenn wir je aus dem Land der Malkits zurückkommen, gebe ich ihn dir wieder.«
    Syrda sah ihn eindringlich an. »Hast du schon einmal daran gedacht, wieder zur Erde heimzukehren?«
    Jonas spürte einen Schauer über seinen Rücken laufen. »Darüber nachgedacht habe ich natürlich schon oft. Jetzt, wo ich endlich meine Eltern gefunden habe, würde ich gerne Großvater und Großmutter wieder sehen. Aber jeder, mit dem ich bisher über dieses Thema sprach, sagte, der blaue Kristall sei so etwas wie eine Einbahnstraße. Die Wanderer könnten zwar von der Erde nach Azon gelangen, aber nicht mehr zurück.«
    »Ich kann dir da leider auch keine große Hoffnung machen, Kindchen. Aber ich möchte dir etwas zum Nachdenken mit auf den Weg geben: Die Gorrmacks sind die ältesten Wesen dieser Welt. Eigentlich existierten sie schon, als Azon noch gar nicht bestand, weil ihre Leiber aus dem Kristall selbst geschaffen sind. Sie verkörpern die Macht unserer Welt. Wenn jemand dir, deinen Eltern und Sam helfen kann einen Weg zurückzufinden, dann ein Gorrmack.«
    Jonas’ glasige Augen schienen durch Syrda hindurchzublicken, als er erwiderte: »Ich frage mich schon seit langem, ob diese glitzernden Riesenwesen wirklich so böse sind, wie alle glauben.«
    »Von Anfang an ist gar nichts böse, Jonas. Behalte das immer im Sinn. Der blaue Kristall wurde erschaffen, als auch unser Universum entstand. Zu dieser Zeit war er so rein wie ein neugeborenes Kind. Denke einmal darüber nach, wenn du durch die Hängenden Berge ins Land der Malkits reist.«
    Am Abend gab es einen an sich widersinnigen Streit. Es ging darum, wer zu den Verzweifelten gehören durfte, die den Marsch ins Land der Malkits antraten.
    Zunächst kristallisierten sich zwei sehr gegensätzliche Positionen heraus. Darina war der Meinung, sie kenne sowieso als Einzige den Weg durch die Hängenden Berge und deshalb genüge es vollauf, wenn sie die Gefahr allein auf sich nehme von den Malkits gefangen oder gar getötet zu werden. Dieser Ansicht widersprach die versammelte Mannschaft derjenigen, die mit Darina im Zwieland gewesen waren. Sie alle wollten die Wissende begleiten. Eine erfolgreiche Truppe solle man nicht verändern oder gar aus dem Spiel nehmen, war die durchaus plausible Erklärung.
    Darina gab nicht so schnell nach. Es sei weder nötig noch sinnvoll, mit elf Leuten (den Raben eingerechnet) durch die Höhlengänge zu ziehen und sich den Malkits auszuliefern.
    Außerdem müssten sich Ximon und Lischka, wenn sich denn jemals die Facetten zur Menschenwelt wieder öffneten, um die Krise auf der Erde kümmern. Lischka hatte erzählt, dass die Operation Mongoose noch immer nicht vom Tisch war. Was würde auf der Moskitoinsel geschehen, wenn es Schwierigkeiten beim Abbau der Raketenstellungen gab und der Adler einen wie auch immer gearteten Angriff flog? Lischka und Ximon mussten die Richtigkeit von Darinas Argumentation eingestehen. Damit waren sie aus dem Rennen.
    Weiterhin vertrat die Wissende die Ansicht, ein Fährtensucher nütze nichts, wo es keine Fährten zu suchen gebe. Auf die fragenden Blicke der Kristallratsmitglieder hin erinnerte sie an ihr eigenes Wissen bezüglich der Höhlenwege unter dem Hängenden Gebirge. Nur sie könne eine etwaige Gruppe führen. Das Leben von Mangaar und Bergalf müsse also nicht unnötig aufs Spiel gesetzt werden. Die beiden erfahrenen Waldläufer