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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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letzte Faden frei.
    Auch diesmal bestand Darina auf dem Wiederverschließen des Kimbaroth, nachdem die ganze Karawane die Öffnung durchschritten hatte.
    »Aber wäre es nicht besser, den Vorhang nur notdürftig zu sichern?«, fragte Bergalf. »Falls wir vielleicht aus dem Land der Malkits fliehen müssen und sie uns dicht auf den Fersen sind, dann rennen wir hier in eine Falle.«
    Darina schüttelte den Kopf. »Nein. Entweder kehren wir in Frieden zurück und haben alle Zeit der Welt, oder wir werden diesen Vorhang nie mehr wieder sehen.«
    Schweigend setzte die Karawane ihren Marsch fort. Nun ging es langsamer voran. Darina musste den Weg wieder aus ihrem Gedächtnis lesen.
    Für Jonas sah dieses Gewirr aus Höhlen und Gängen überall gleich aus. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dass sie ohne Darina verloren wären.
    Dann bemerkten sie weit voraus einen matten Schimmer. Bergalf befahl die Lichter zu löschen.
    »Da vorne könnte jemand von den Malkits sein«, flüsterte er.
    »Das würde mich nicht wundern«, antwortete Darina leise. »Was ihr da seht, ist die zweite Hälfte der Flüstererhöhle.«
    »Also von dort aus setzen die Malkits den Menschenkindern Flausen in den Kopf?«
    »Ja. Aber wie ich Kanthelm kenne, wird er sich auf seinem Triumph ausruhen. Die Höhle ist vermutlich leer, weil er erreicht hat, was er wollte.«
    »Ich werde mich trotzdem vorher davon überzeugen, nicht dass wir alle in einen Haufen übellauniger Flüsterer rennen.«
    »Gut, wir warten hier auf dich.«
    »Ich komme mit«, sagte Jonas. Bevor seine Mutter irgendwelche Einwände erheben konnte, huschte er schon hinter Bergalf her.
    Leise schlichen sie auf das Dämmerlicht zu. Immer wieder lauschte Bergalf nach vorne, aber es war kein Geräusch außer dem Klopfen der eigenen Herzen zu vernehmen. Bergalf kratzte sich mit einem Mal an der Brust und weil sie dem Höhlenzugang schon so nahe waren, konnte Jonas erkennen, wie der Fährtensucher unwillig das Gesicht verzog.
    »Was ist?«, flüsterte er.
    »Weiß nicht. Ich spüre so ein komisches Brennen auf der Brust.« Bergalf griff mit der Hand in den Ausschnitt seiner Tunika und holte den Bilm hervor. Der Sinnstein leuchtete wie eine glühende Kohle.
    »Der Gorrmack!«, zischte Jonas.
    Bergalf nickte. »Er muss ganz in der Nähe sein.«
    »Dann hat Darina also Recht. Das Riesenwesen sitzt hier irgendwo am Herzen des Kristalls und hütet vermutlich den Schaden, den es angerichtet hat.«
    »Das fände ich aber mehr als merkwürdig, Jonas. Wer etwas angestellt hat, macht sich doch gewöhnlich aus dem Staub.«
    »Der Gorrmack hat doch nur den Verstand eines kleinen Kindes!«
    Bergalf grinste. »Na eben.«
    »Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass sich noch jemand in der Höhle da vorn befindet, wenn gleich nebenan so ein Riesenbaby sitzt.«
    »Ich auch nicht. Aber lass uns trotzdem nachsehen.«
    Wie sich herausstellte, hatte Jonas Recht. Die Höhle der Malkit-Flüsterer war leer. Sie blickten von einer Felsengalerie aus in den riesigen Raum hinab. Wie drüben, auf der Seite der Bonkas, waren auch hier die meisten Facetten erloschen. Nur wenige schimmerten im grünen Licht, Aquarien gleich, aus denen alle Fische entflohen waren. Jonas und Bergalf kehrten zu den Gefährten zurück.
    »Die Höhle ist verlassen«, verkündete der Fährtensucher und ließ seine Fackel wieder aufleuchten.
    »Nicht ganz«, fügte Jonas hinzu. »Der Gorrmack steckt irgendwo in diesem Labyrinth.« Seine Nachricht wurde mit Bestürzung aufgenommen.
    »Werden wir denn überhaupt an diesem Ungeheuer vorbeikommen?«, fragte seine Mutter.
    »Das werden wir«, antwortete Darina überzeugt. »Es gibt hier ganz in der Nähe eine Felshalle, die noch größer ist als die beiden Flüstererhöhlen zusammen. Der Gorrmack kann eigentlich nur dort sein, weil an dieser Stelle eine von Azons Säulen offen zu Tage tritt.«
    »Du meinst die Streben, auf denen der blaue Kristall ruht?«
    Darina wiegte den Kopf hin und her. »Es ist sehr schwierig, das Wesen Azons einem nicht aus dem Kristall Geborenen zu beschreiben. Sieh es einmal so: Alles auf dieser Welt ist ein Abbild der Erde, also auch die Säulen, von denen wir sprechen. In Wirklichkeit sind wir also nicht unter dem Kristall, sondern ein Teil von ihm. Doch wie das Echo der Flüsterer beweist, kann etwas von dieser Projektion auch in die Welt der Menschen zurückgeworfen werden. Und genau das ist passiert, als der Gorrmack die Säule zerbrochen hat.«
    »Dann war das also

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