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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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auch eine Art Echo?«
    »Mehr oder weniger, ja.«
    »Etwa, als spüre ein Maler sein Bild, weil es ihm samt Rahmen auf den Zeh gefallen ist?«
    »Der Vergleich hinkt zwar ein wenig, aber er ist nicht ganz verkehrt.«
    Jonas holte hörbar Luft. »Ich glaube, das werde ich nie richtig kapieren.«
    »Dann schlage ich vor, wir widmen uns nun dem Zweck unseres Hierseins und erörtern das Thema ein andermal.«
    »Keine schlechte Idee«, meldete sich Kraark. »Ich bekomme hier drin schon keine Luft mehr.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Darina.
    »Kraark meint, er würde gern noch ein bisschen herumfliegen.«
    »Gute Idee«, warf Numin ein. »Sogar hervorragend! Könnte unser guter Rabe nicht nach draußen fliegen und die Gegend erkunden? Hier unter den Malkits fällt doch so ein dunkler Vogel bestimmt nicht auf.«
    »Was will er denn damit sagen?«, krächzte Kraark empört.
    Alle sahen Jonas fragend an.
    »Kraark ist überzeugt, dass ihm das einen Riesenspaß machen würde.«
    Im Grunde hatte Jonas Recht und so flog Kraark in den großen Höhlenraum hinaus und von dort in den breitesten Tunnel hinein. Die Übrigen rückten bis zur Felsgalerie vor.
    Darina blickte Jonas fest in die Augen und sagte: »Am besten bleibst du mit den anderen hier. Wenn Kanthelm mit sich reden lässt, dann hole ich euch. Andernfalls könnt ihr euch vielleicht in eine entlegene Gegend des Landes flüchten, wo die Malkits euch nicht finden.«
    »Kommt gar nicht in Frage«, protestierte Jonas. »Ich lasse dich nicht allein zu diesem Widerling gehen.«
    »Und ich komme natürlich auch mit«, setzte Numin schnell hinzu.
    Darina hob beide Hände, um weitere Treuegelöbnisse zu unterbinden. »Nein, Jonas. Ich bestehe darauf, dass du dich an unsere Abmachung hältst. Außerdem trägst du den Stein unserer Freundschaft um den Hals. Du wirst erfahren, ob ich scheitere oder Erfolg habe, selbst wenn wir Meilen voneinander getrennt sind.«
    »Aber ich habe den Wahrheitsstein an meinem Finger«, warf Numin ein. »Kanthelm belügt dich vielleicht. Mithilfe des Rings könnte ich dich warnen.«
    »Du könntest ihn mir auch leihen«, schlug Darina vor.
    »Kommt nicht in Frage. Syrda hat ihn mir gegeben. Bestimmt funktioniert er sowieso nur bei seinem rechtmäßigen Eigentümer.«
    »Also gut«, schnaubte Darina. »Du darfst mich begleiten. Aber ihr anderen bleibt hier und haltet euch bereit.«
    Jonas trat einen Schritt auf Darina zu und umfasste ihre zierlichen Schultern. »Ich habe schon einmal meine Schwester allein weglaufen lassen. Ich bleibe nur, weil ich es dir versprochen habe. Aber glaube mir, Darina, sobald der Stein an meiner Brust mir auch nur das leiseste Unbehagen bereitet, werde ich diesem Kanthelm den Kristalldolch ein zweites Mal in den Leib bohren und dann nicht nur seinen Arm treffen.«

 
    DER GRAUE PALAST
     
     
     
    Hätte Jonas gewusst, was Darina in den folgenden Stunden noch durchmachen sollte, hätte er sie nie allein mit Numin gehen lassen.
    Kraark war schon nach kurzer Zeit zurückgekehrt und hatte berichtet, dass sich auf dieser Seite des Hängenden Gebirges ein weites Tal befinde, das fast ganz von einer großen Malkitstadt ausgefüllt werde. Nicht weit vom Ausgang der Höhle erhob sich über der Stadt ein Hügel, auf dem ein gewaltiges Schloss thronte.
    Darina und Numin machten sich unverzüglich auf den Weg dorthin. Sie durchquerten die Höhle der Malkit-Flüsterer und wanderten noch etwa eine halbe Meile durch einen gewaltigen Felstunnel. Gleich nach der großen Höhle fiel ihnen eine Abzweigung auf, nur ein schmaler Gang, in dem nicht mehr als drei oder vier Personen nebeneinander stehen konnten. Aus dem Tunnel hallte ein tiefes Dröhnen.
    »Hast du das eben auch mitbekommen?«, raunte Numin, voll unguter Ahnungen.
    »Es war ja kaum zu überhören«, antwortete Darina.
    »Ist das der…?«
    Darina nickte. »Der Gorrmack. Der Gang muss direkt zu ihm führen. Komm, sei still und lass uns weitergehen.«
    »Aber wie kann so ein Riesentier nur durch einen derart schmalen Gang dort hineingekommen sein?«, fragte Numin verwirrt.
    »Wer sagt denn, dass er diesen Weg gewählt hat?«
    »Es gibt also irgendwo noch einen anderen Zugang? Einen, der so groß ist wie das Felsloch bei Keldins Klippe?«
    »Die Gorrmacks können Dinge tun, die wir uns nicht einmal vorzustellen vermögen, Numin. Sie tragen die Macht des Kristalls in sich. Ein Gorrmack könnte also ohne weiteres einen Facettensprung mitten in diesen Berg hinein machen. Sie

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