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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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hörte ihn markante Sätze sagen, über Gefahr und Umsicht, und dass ich lernen müsse, eine klare Richtung einzuschlagen. Es sei eine bestimmte Gangart festzulegen und einzuhalten.
    »Deshalb habe ich nicht irgendeinen Anwalt konsultiert, sondern gleich den richtigen«, fuhr er fort. »Den einzigen, der die Sache in ihrer Komplexität überblickt, Pascals Anwalt.«
    »Woher weißt du so viel über die Angelegenheiten meines Mannes? In der Schweiz hast du behauptet, du kennst diese Sache nur aus den Nachrichten.«
    »Stimmt.« Er fuhr sich über die Stirn. »Aber nach deinem Anruf aus Amerika habe ich mich umgehört. Das sagte ich dir schon bei deiner Ankunft.«
    »Warum, David, wieso interessierst du dich so sehr dafür?«
    »Liegt das nicht auf der Hand?« Sein Lächeln war scheu.
    »Ehrlich gestanden … du musst mir schon weiterhelfen.«
    »Ich bin seit zwei Jahren geschieden«, sagte er. »Ich mag es nicht besonders, allein zu sein. In der ganzen Zeit hatte ich eine flüchtige Affäre und war froh, sie wieder zu beenden. Ich war unglücklich. Plötzlich bist du in der Schweiz aufgetaucht, wir sind zusammen aufs Giferhorn gestiegen. Tags darauf bist du abgereist, ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen. Das tat mir leid. Dann hast du mich aus heiterem Himmel angerufen und batest um meine Hilfe. Das hat mich glücklich gemacht.« Er senkte die Augen. »Muss ich noch deutlicher werden?«
    »Nein, David.« Ich schluckte. »Aber … als wir in deiner Wohnung waren, hast du nicht die geringste Andeutung gemacht.«
    »Wofür hältst du mich?« Er richtete sich auf. »Du bist in Not, du brauchst Beistand – es wäre nicht gentlemanlike gewesen, dich mit meinen Gefühlen zu überfallen.«
    Ich legte meine Hand auf seine geballte Faust. »Ich danke dir für deine Offenheit.«
    »Ich bin froh, dass es heraus ist.« Er schien genauso verwirrt zu sein wie ich. »Lass uns die Dinge bitte nicht miteinander vermischen.«
    »Du hast recht. Erzähl mir mehr von Hollmann.«
    Die Ereignisse überschlugen sich. War das erst eine Stunde her, dass ich von der Existenz des Sohnes meines Mannes erfahren hatte? Jetzt machte mir ein Mann, dem ich eben noch misstraut hatte, eine Liebeserklärung.
    »Dr. Hollmann ist in seiner Branche hoch geachtet«, sagte David. »Außerdem gilt er auf dem Feld des Wirtschaftsrechts als jemand, der mit allen Wassern gewaschen ist. So jemanden brauchst du: eine Respektsperson, die mit dem Fall Zuermatt bestens vertraut ist.«
    Darauf fragte er mich, ob ich im Haus etwas Belastendes gefunden hätte, und war überrascht, als ich verneinte. »In einem Haus wie diesem, einem großen, alten Haus, muss etwas da sein!«
    »Ich habe das Arbeitszimmer durchsucht, den Schreibtisch, die Bücherregale, den Safe.«
    »Und hast nichts gefunden?«
    Ich war in Versuchung, ihm von Licht über Maria zu erzählen. Nicht, weil David mir seine Zuneigung eingestanden hatte, sondern weil ich ihn für einen authentischen Menschen hielt. Trotz seiner Männerattitüde beim Schlagabtausch mit Stein, obwohl er mir verschwiegen hatte, dass er mit Hollmann in Kontakt stand, behielt ich den Eindruck, David sei ein einfühlsamer Mann.
    »Wollen wir noch mal gemeinsam nachsehen?«, fragte er auf mein Schweigen hin. »Vertraust du mir so weit?«
    »Ich vertraue dir, David. Wir können auch zusammen suchen, aber nicht jetzt. Ich habe gerade …« Ich stand auf und öffnete den Schrank, in dem die Spirituosen aufbewahrt wurden, nahm eine Flasche Williamsbirne und holte zwei Gläser heraus. »Das ist der Moment, in dem man üblicherweise sagt: Jetzt brauche ich einen Drink.«
    Er sah mir beim Einschenken zu, in jedes Glas einen Doppelten. »Stoß mit mir an.« Ich drängte ihm das Glas auf, klickte mit meinem dagegen und trank einen Schluck, meine Kehle brannte. »Ich habe gerade erfahren, dass ich Stiefmutter bin.« Ich ließ mich auf den Stuhl fallen.
    David nippte. »Wie hast du das erfahren?«, fragte er, nicht sonderlich überrascht.
    In mir brach ein Damm. Ich musste jetzt alles erzählen, was ich selbst kaum begriff. Dass Pascal Vater eines vierjährigen Jungen gewesen war, als er mich kennengelernt und geheiratet hatte. Er hatte sich scheiden lassen und ein neues Leben mit mir begonnen, zugleich aber sein altes Leben nicht aufgegeben. Ich trank und sagte, dass es mich nicht im Geringsten gestört hätte, einen Mann zu heiraten, der einen Sohn aus erster Ehe mitbringt. Nur die Lüge störte mich. Welche Herablassung, zu glauben,

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