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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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mir, hartnäckig zu sein.
    »Wir vom Auktionshaus haben auch unsere Tricks.« Sie zwinkerte. »Zum Beispiel, wenn du einen bedeutenden Kunstsammler erreichen willst, der für niemanden zu sprechen ist.« Sie nahm das Telefon. »Wie hieß die Sekretärin?«
    Ich sagte ihr den Namen, den ich verstanden hatte.
    »Also rufe ich jetzt eine andere Nebenstelle an.« Sie tat es. »Hallo, hier spricht Sarah Zeitler vom IWF. Ich bin in zehn Minuten mit Jessica verabredet und habe ihre Hoteladresse nicht dabei.« Sie lauschte. »Hören Sie, Kindchen, wenn Sie riskieren wollen, dass Frau Faber eine Verabredung mit dem Internationalen Währungsfonds verpasst, dann machen Sie weiter solche Mätzchen. Andernfalls verraten Sie mir das Hotel!«
    Eine Minute später hatten wir die Adresse eines Pariser Hotels. »Wer sagt’s denn?« Irina grinste. »Die alten Tricks funktionieren am besten.«
    Auch wenn ich mich freute, überstürzten sich doch die Ereignisse in einem Maß, dass ich ihnen immer nur hinterherzuhecheln schien. »Jetzt soll ich auf einmal nach Paris?«
    »Du bist für Pascal um die halbe Welt gereist, warum nicht auch dorthin?«
    In seinem Brief hatte er Paris erwähnt. Es war kindisch, irgendeine Erwartung damit zu verbinden, doch in diesem Moment hatte ich die verrückte Idee, wäre ich in Paris, würde ich Pascal begegnen. Eine Erinnerung zuckte auf, er und ich unweit des Louvre, er rannte, ein Croissant in der Hand, das Seineufer entlang, weil unser Wagen abgeschleppt wurde.
    »Wie komme ich nach Paris?«, fragte ich Irina in meiner Verwirrung.
    »Tja, das wird schwierig.« Sie grinste mich an. »Zu dumm, dass es in Frankfurt keinen Flughafen gibt.« Sie fasste mich bei den Schultern. »Du siehst aus wie ein verschreckter Vogel, der aus dem Nest gestoßen wurde.«
    »Die Sache überfordert mich.« Ich ergriff Irinas Hände. »Ich nehme es als gutes Omen, dass du ausgerechnet heute aufgetaucht bist.«
    »Danke.«
    »Warum begleitest du mich nicht?« Ich meinte es ernst. »Wenn du an meiner Seite wärst, würde ich mich sicherer fühlen.« Da sie nicht gleich ablehnte, hakte ich nach. »Komm mit! Ein, zwei Tage Paris – klingt das nicht verlockend? Tu es Pascal zuliebe.«
    Ich sah ihr an, dass sie den Gedanken verführerisch fand. »Ich könnte Montregys besuchen, einen Kunden von uns«, sagte sie wie zu sich selbst.
    »Du willst es dir also überlegen?«
    Irina spielte mit dem Anhänger ihrer Kette.

23
    Wir saßen in einer Bar unweit der Börse, mit Blick auf den Bullen und den Bären. Das Gebäude ließ kaum vermuten, welche Art von Geschäften hinter seiner ehrwürdigen Fassade gemacht wurden.
    »Meine Suche in der Villa hat nicht viel Belastendes zutage gebracht«, sagte Stein. »Aber in der Summe bestätigen die vielen kleinen Fakten meinen Verdacht.«
    »Das klingt ziemlich mager.« Ich hatte ein Glas Wein vor mir stehen; draußen wurde es bereits dunkel. »Dafür die Reise in die USA, die viele Zeit, die Sie in den Fall bereits investiert haben – um ein paar kleine Fakten aufzudecken?«
    »Ich bin enttäuscht, das streite ich nicht ab.« Stein trank Bier aus der Flasche. »Aber man kann auch den umgekehrten Schluss ziehen: Wenn ich bei einem Mann wie Pascal Zuermatt nichts Belastendes finde, wird er dadurch erst recht verdächtig.«
    »Nun machen Sie aber mal einen Punkt.« Ich lachte. » Wenn Sie was finden, ist er verdächtig, und wenn Ihre Untersuchungen nichts ergeben, ist er genauso verdächtig? Was sind das für Methoden?«
    »Wirtschaftsverbrecher sind die gerissensten von allen.« Er zeigte in die Runde. »Wir haben den richtigen Treffpunkt gewählt, hier ist die Höhle der Börsenlöwen. Das sind meine potenziellen Gegner. Sehen diese Leute wie Verbrecher aus?«
    Er meinte es als Scherz, doch ich sah mich mit anderen Augen um. Überall Männer in diesen gut sitzenden, teuer wirkenden Anzügen. Dezente Platinringe, Uhren, Krawattenclips, Männer mit kantigen Haarschnitten. Nur wenige Frauen mischten sich in den Männerclub; sie schienen die Herren der Schöpfung an Härte und Glätte noch übertreffen zu wollen. Strenge Frisuren, knallenge Kostüme.
    »Hatten Sie nie Lust, auch mal so ein cooler Börsencrack zu sein?« Ich zeigte in die Runde. »Ein Jongleur mit Bonds und Buxls und Fonds? Wollten Sie nie einen dicken Schlitten fahren und Ihre Einnahmen nicht in ein paar Tausendern monatlich, sondern in Millionen zählen?«
    In seiner abgetragenen Lederjacke wirkte Stein, als wollte er sich von der

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