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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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zögerte ein zweites Mal. »Sie ist krank.«
    »Das tut mir leid. Wie lange sind Sie zusammen?«
    »Sieben Jahre.«
    »Das ist eine ganze Menge heutzutage.«
    »Ja, aber eine kurze Zeit, wenn man …«
    Ich drängte ihn nicht, weiterzusprechen.
    »Die Ärzte können die Ursache nicht finden. Zuerst waren es angeblich die Lymphdrüsen, dann sollte es im Blut sitzen …« Er vermied meinen Blick. »Nicht zu wissen, was es ist, macht Sabine am meisten zu schaffen.«
    »Wie alt ist sie?«
    Er hob den Kopf. »Sie ist etwas jünger als ich, Ende dreißig. Ich müsste mehr bei ihr sein, ich will es auch, zugleich halte ich es fast nicht aus.«
    Ich legte meine Hand auf seine. »Können Sie sich keine Auszeit nehmen und mit ihr wegfahren?«
    Die Hand unter meiner rührte sich nicht. »Paris?«, sagte er nach einer Weile des Schweigens. »Wie schön.«
    Ich hatte Stein angerufen und informiert, dass ich für ein paar Tage verreisen würde.
    »Waren Sie mal dort?« Er nickte. »Mit Sabine?«
    »Nein. Wir sind meistens nach Schottland gefahren. Ein schreckliches Land.«
    »Wieso? Schottland soll sehr schön sein.«
    »Diese elende Einsamkeit? Ich habe in den Highlands die schlimmste Depression meines Lebens gekriegt. Aber Sabine war dort so selig, dass ich mir nichts habe anmerken lassen.« Er warf mir einen Blick zu. »Paris – ich beneide Sie.«
    »Sie können mich ja beschatten; dann hätten Sie Grund, auch hinzufahren.«
    »Seien Sie bloß nicht so sicher, dass ich es nicht tun werde.« Er schaute auf die Uhr.
    »Weshalb wollten Sie mich vor meiner Abreise sprechen?«
    »Es muss einen Hinweis geben, den ich noch nicht gefunden habe«, antwortete er. »Finanzielle Transaktionen, die Ihr Mann kurz vor der Abreise nach Rio getätigt hat, deuten darauf hin.«
    Warum fragen Sie nicht Jessic a ?, lag mir auf den Lippen. Ich wäre gern ehrlich zu ihm gewesen, aber das nächste Teil des Puzzles musste ich selbst einsetzen. »Kann Ihnen Pascals Familie nicht Auskunft geben?«
    »Vielleicht. Allerdings sind mir in der Schweiz juristisch die Hände gebunden.« Steins zweites Bier war leer. Er griff nach seinem Portemonnaie.
    »Lassen Sie mich das bezahlen.« Ich legte einen Schein hin und nahm das Wechselgeld entgegen.
    Als wir ins Freie traten, war es dunkel geworden. Herbstnebel ließ das Börsengebäude aussehen wie ein romantisches Schloss.
    »Ich wünsche Sabine alles Gute«, sagte ich zum Abschied.
    Wir gingen in verschiedene Richtungen.

24
    Angeschnallt lauschte ich dem Securityvortrag der Flugbegleiterin, freute mich auf eine Erfrischung, und hätte ich eine Kamera dabei- gehabt, ich hätte von Irina und mir ein Foto gemacht. Pascals Cousine war abenteuerlustig genug, mich zu begleiten, ein Geschäftstermin in Paris verschaffte ihr das nötige Alibi. Frank furt versank unter uns, die Wolken, die die Stadt verschlan gen, waren wie das letzte Kapitel eines Buches, das ich zuschlug. Adieu, Schreckensvilla, Enthüllungen, Enttäuschungen, verpuffte Hoffnungen. Ich fragte mich, ob es jedem so erging, der nach Paris aufbrach: Ließ man ein großes Paket Sorgen einfach zurück?
    Wir plauderten wie zwei Ladys, die ihr Leben auf der Sonnenseite des Lebens verbrachten. Ich hörte mich über Ayurveda und tantrischen Sex diskutieren, Irina machte mir die Vorteile des Singledaseins glaubhaft, vor allem, nicht unter den Launen eines gestressten Gatten leiden zu müssen.
    Das Anschnallzeichen leuchtete auf. »Hast du nie daran gedacht, in Europa zu bleiben, zum Beispiel in Frankfurt?« Irina schob die Jalousie hoch und schnallte sich an. »Als Übersetzerin kannst du hüben und drüben arbeiten.«
    »Meine Berufskontakte sind in Toronto. Ich müsste wieder bei null anfangen.« Über Irina hinweg spähte ich aus dem Fenster.
    »Nicht unbedingt.« Sie gab ihren leeren Plastikbecher der Flugbegleiterin. »Das Auktionshaus, für das ich arbeite, ist international vernetzt. Wir brauchen ständig Dolmetscher, nicht nur für die Telefonauktionen, auch für Schriftsätze. Die Bezahlung ist gut.«
    Überrascht sah ich sie an. »Machst du mir ein Jobangebot?«
    »Ich wäre in der Position, dir eins zu machen. Würde es dich interessieren?«
    Wir durchbrachen die Wolkendecke. Bisher hatte ich das Privileg genossen, für meinen kanadischen Verlag Bücher ins Amerikanische zu übertragen, Geschichten, die mich reizten, inspirierten, in andere Welten entführten. Aber wäre es nicht spannend, etwas Neues kennenzulernen?
    »Danke, Irina, das ist sehr

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