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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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Verdächtigen vom Kaliber Pascals endete nicht an Landesgrenzen, er wurde in ganz Europa gesucht, vielleicht weltweit. Wollte ich ihn als Erste finden, musste ich meine Reise tarnen. Nachdenklich griff ich zum Telefon.
    »Zwei Fliegen mit einer Klappe«, sagte ich zu mir.
    04:28 Uhr, das bedeutete halb elf auf der anderen Seite des Ozeans. Ich wählte die Nummer.
    »Hallo?« Meine Tante gehörte nicht zu denen, die früh zu Bett gingen.
    »Ich noch einmal«, flüsterte ich.
    »Tony? – Gibt es denn in Frankfurt niemanden, mit dem du nachts quatschen kannst?« Ich hörte, wie sie sich im Bett herumwälzte.
    »Ich dachte … Wir werden ja alle nicht jünger.«
    »Eine tiefgründige Weisheit.« Dora kicherte. Sie war eine Person, die, selbst aus tiefem Schlaf gerissen, übergangslos in eine Plauderei einsteigen konnte.
    »Warum sollen wir es immer und immer wieder verschieben? Du sagst, ich darf dir keine Versprechungen machen, darum frage ich dich direkt: Hast du Lust, mit Ernie nach Südfrankreich zu kommen?«
    Es passierte nicht oft, dass meine Tante sprachlos war. In diesem Augenblick hörte es sich an, als sei die Verbindung abgebrochen. »Südfrankreich?« Ihre Stimme zitterte. »Wann meinst du, nächstes Jahr oder wann?«
    »Wozu den Winter abwarten?« Ich schlug die Decke über meine Füße. »Kommt doch gleich.«
    Wieder vergingen Sekunden. »Ich kann hier nicht weg.«
    »Wieso?«
    »Mein wöchentlicher Buchclub zum Beispiel. Wir lesen uns gegenseitig Romane vor, da müsste ich zuerst Ersatz beschaffen. Ernie hat einen Termin beim Zahnarzt und … Ach, mir fallen tausend Gründe ein.«
    Ich verstand, was los war. Dora hatte so lange auf die schönen Dinge des Lebens verzichten müssen, sich so sehr in ihrer Welt der Hoffnung und Träumereien eingerichtet, dass die Vorstellung, tatsächlich in die Traumwelt zu fliegen, sie überforderte.
    »Es gibt ein schönes Plätzchen unweit von Draguignan«, lockte ich, »das ich dir gern gezeigt hätte.«
    »Draguignan in der Provence? Ach herrje, als junge Frau bin ich ausgiebig durch diese Gegend gefahren.«
    »Ich weiß. Darum möchte ich dich ja auch als Reisebegleiterin.«
    »Und Ernie? Ihm fehlt jedes mediterrane Flair! – Na ja, zur Not kann er uns die Koffer tragen.« Ich hatte Dora auf der richtigen Frequenz, sie machte wieder ihre Witze. »Wie stellst du dir das praktisch vor?«, fragte sie neugierig.
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, weder was die Umstände, noch was den Preis betraf. »Das erledige ich alles«, antwortete ich ausweichend.
    »Du hättest besser morgen früh angerufen, um so etwas zu fragen.«
    »Wieso?«
    »Weil ich jetzt natürlich kein Auge zukriege. Und wenn ich kein Auge zukriege, muss ich einen Kuchen backen. Und dann esse ich zu viel davon. Dabei sollte ich gerade jetzt nicht zunehmen, damit mir meine Sommergarderobe passt. Mein Gott! Wie lange habe ich die Klamotten für den Süden nicht mehr hervorgeholt. Hoffentlich sind nicht die Motten drin!«
    »Hoffentlich.« Ich lächelte. »Sonst kaufen wir in Draguignan eben neue. Ich rufe dich morgen wieder an, einverstanden? Dann weiß ich mehr. Hol schon mal die Koffer heraus, Dora!«
    Gleich darauf saß ich da, draußen war es dunkel, die Nachttischlampe warf Gebilde an die Wand. Meine Geldmittel waren fast aufgebraucht. Ein Flug für zwei Personen aus den USA nach Südfrankreich – wieso hatte ich nicht wenigstens die Preise gecheckt, bevor ich Dora den Mund wässerig machte? Unbedacht und ohne Strategie hatte ich die Würfel ins Rollen gebracht. Zu Pascal , lautete meine Strategie. Ich begann im Internet nach Frankreichflügen zu suchen.

26
    Meine Kreditkarte hatte einen kleinen Über ziehungsrahmen, aber der würde nicht reichen. Beim Frühstück schnitt ich das Thema Irina gegenüber an, schweren Herzens, es war mir unangenehm.
    »Sollte Pascal leben, werde ich imstande sein, es dir sofort zurückzuzahlen«, sagte ich. »Ist er tot, werde ich etwas erben, das hat man mir zumindest versichert.« Währenddessen spähte ich zum Eingang des Frühstückszimmers, ob Jessica käme und ich Gelegenheit bekommen würde, Robbie ein weiteres Mal zu sehen.
    »Mach nicht so eine Riesensache daraus.« Irina bestrich ein Brioche mit Konfitüre. »Wie viel brauchst du?«
    »Ich wollte dir nur klarmachen, dass ich kein unsicherer Kandidat bin, wenn es ums Borgen geht.«
    »Wie viel, Tony?«
    Ich hatte ausgerechnet, dass ich ungefähr dreitausend Euro benötigen würde.
    »Hm.« Irina kaute. Ich

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