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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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fürchtete, zu unverschämt gewesen zu sein. »So viel kann ich nicht aus dem Bankautomaten ziehen. Ich stelle dir einen Scheck aus.« Sie legte ihre Hand auf meine. »Ist doch nur Geld.«
    »Das vergesse ich dir nie. Du kriegst es so schnell wie möglich zurück.«
    »Hör schon auf.« Sie griff zur Tasche und holte ihr Scheckheft hervor. Ich trank meinen Milchkaffee.
    »Schon erledigt.« Irina schob den Scheck über den Tisch. »Du hast da …« Sie zeigte auf meine Nasenspitze.
    Ich wischte den Milchschaum ab und nahm das Papier dankend entgegen.
    »Was unternimmst du heute?« Irina teilte einen Pfirsich mit dem Messer.
    »Ich möchte eigentlich so bald wie möglich losfahren.«
    »Heute schon?« Sie aß die triefende Frucht, hielt die Serviette unters Kinn.
    »Wärst du mir deswegen böse?«
    »Ich verstehe deinen Sinneswandel nicht ganz. Zuerst setzt du alles daran, Jessica zu sprechen, jetzt sind wir in Paris und könnten es genießen, und du hast es plötzlich eilig, wieder fortzukommen.«
    Ich hätte ihr gern von meiner Idee mit La Cébette erzählt, doch dazu hätte ich ihr Pascals Brief zeigen müssen. Stattdessen sagte ich: »Ich habe das Gefühl, ich bin es meiner Tante schuldig. Die Gelegenheit kommt nicht so schnell wieder.«
    »Na ja, wie du meinst.« Sie schien weniger beleidigt, als ich befürchtet hatte.
    »Nochmals tausend Dank.«
    Irina wischte sich umständlich die Finger ab. »Was sagt man in diesem Fall – bon voyage ?«
    »Du weißt nicht, wie sehr du mir geholfen hast.« Ich sah mich um. »Jessica ist nicht zum Frühstück gekommen.«
    »Die hat bestimmt keine Lust, dir noch einmal zu begegnen.«
    Ich küsste Irina zum Abschied. »Genieß Paris, auch ohne mich.«
    Auf meinem Zimmer packte ich, so schnell es ging. Ich hatte Flüge für Dora und Ernie gefunden und besaß nun die Mittel, sie zu bezahlen. Auf einer Bank nahe dem Place Abesses löste ich Irinas Scheck ein, die Summe wurde anstandslos meinem Konto gutgeschrieben. Ich kehrte ins Hotel zurück und telefonierte mit Dora. Als sie über den kurzfristigen Abreisetermin erschrak, sagte ich: »Es bedeutet mir viel. Bitte tut es für mich, du und Ernie.«
    Das ließ sich Dora nicht zweimal sagen. Als Kreuzritterin in den Angelegenheiten ihrer Nichte nach Nizza zu fliegen war die schönste Aufgabe, die man ihr zumuten konnte. Minuten später waren die Flüge gebucht.
    Ich selbst hatte nicht vor zu fliegen, stattdessen verließ ich das Hotel und bog um die nächste Ecke. Bei unserem Spaziergang am Vortag hatte ich eine kleine Autovermietung entdeckt, dort lag mein Ziel.
    Im Büro von Côte d ’ Azur Cars lernte ich einen älteren Franzosen kennen. Der Mann hieß Albert und hatte die Angewohnheit, seinen Kugelschreiber ununterbrochen an- und auszuknipsen. Er sprach kaum Englisch, die Erörterung meines Problems nahm einige Zeit in Anspruch. Schließlich begriff er, dass ich One-Way mieten wollte; das würde den Preis verdoppeln. Albert war ehrlich genug, mir vorzuschlagen, zu einer größeren Mietwagenfirma zu gehen, die einen Wagen aus Paris im Süden stehen lassen konnte. Nach einer halben Stunde zweisprachiger Verhandlungen einigten wir uns auf einen annehmbaren Preis.
    Wir gingen auf den Parkplatz, Albert erklärte mir das Auto, es war winzig und hatte schon bessere Tage gesehen.
    »Soll ich ihn waschen?« Er bemerkte meinen skeptischen Blick. »Dann ist er wie neu.«
    Es war mir recht, einen unauffälligen Wagen zu fahren. Ich bedankte mich und nahm den Vertrag entgegen. Durch ein verwirrendes Einbahnsystem fand ich auf Umwegen zum Hotel zurück, parkte, lief auf mein Zimmer und holte das Gepäck.
    Der Concièrge stellte die Rechnung aus und tackerte den Kreditkartenbeleg daran. Ich griff nach meinem Koffer. »Nein, Madame, wir erledigen das.« Er schlug auf die Klingel.
    Ein dunkelhäutiger Mann in Uniform, der mein Großvater hätte sein können, kam und bückte sich nach dem Koffer.
    »Das ist nicht nötig.«
    Als habe er nicht verstanden, zog er den Rollgriff heraus.
    »Aber nur bis zur Tür.« Meine Augen suchten den Eingangs bereich ab. Mittlerweile hoffte ich, Jessica nicht noch einmal über den Weg zu laufen. Auf der anderen Straßenseite hielt ein rotes Motorrad.
    »Soll ich Ihrer Freundin etwas ausrichten?«, fragte der Concièrge.
    »Nicht nötig, sie weiß Bescheid.«
    Endlich war ich draußen. Nach wenigen Metern nahm ich dem alten Mann den Koffer ab, gab ihm ein Trinkgeld und eilte weiter. Die Räder machten auf dem

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