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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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an.«
    »Mutlos und unglücklich.«
    »Arme kleine Katze. – Es ist Tony «, sagte sie. Ich nahm an, Ernie war ins Zimmer gekommen.
    »Lass mich Ernie Guten Tag sagen, oder Gute Nacht bei uns.«
    Er übernahm den Hörer, wir plauderten ein paar Minuten, dann war Dora wieder an der Reihe.
    »Wir sollten zusammen etwas planen«, sagte ich, ohne eine genaue Vorstellung, was ich damit meinte. »Wir sollten uns treffen, in Mexiko, oder wenigstens in Florida. Ich mache das möglich, ich verspreche es.«
    »Versprich lieber nichts. Ich würde Gott und die Welt in Bewegung setzen, dem Armenhaus hier zu entfliehen, aber es ist härter, wenn man sich auf etwas freut, und dann wird nichts daraus. Also versprich uns nichts.«
    Ich sank auf den Ellbogen. »Du hast recht. Ich bin wirklich die Letzte, die Versprechungen machen sollte.«
    Den Hörer in der Hand, schaute ich in die Nacht. Die berühmte Kirche sah beleuchtet wunderschön aus. Nachdem wir aufgelegt hatten, deckte ich mich zu und schlief ein.
    Als ich mich aufsetzte, glaubte ich, nur Minuten geschlafen zu haben. Aber der Radiowecker zeigte 03:26 Uhr. Ein Gedanke hatte mich geweckt, er kam von weit her, ich wollte mich an etwas erinnern. Ein Wort, ein Bild, ein Geruch? – Lisbeth Zuermatt. Der Name war da, bevor mein Kopf wieder das Kissen berührte. Pascals Mutter entfloh dem einsetzenden Herbst in ein Haus im Süden. Wie hatte der Ort geheißen? Morgen würde ich Irina fragen können, aber der Morgen war viel zu weit weg. Ich stand auf und lief im T-Shirt durchs Zimmer. Ein Blick aus dem Fenster, die Beleuchtung von Sacre Cœur war erloschen. Ich versuchte das Wort zu formen, es tauchte einfach auf. La Cébette. Ein verschollener Rest an Französischkenntnissen flüsterte mir etwas ein, nicht deutlich genug. Im zweisprachigen Kanada war Französisch Pflichtfach; beschämend, wie wenig davon übrig geblieben war.
    »Internet, Dummkopf«, sagte ich zu mir, packte den Laptop aus und sah die Balken der drahtlosen Netzverbindung aufblinken. Ich öffnete ein Übersetzungsportal. Langsam gab ich die Buchstaben ein: C-É-B-E-T-T-E. Ich drückte auf Enter.
    Schon stand das Ergebnis da: Cébette f. [cuis.] – kleine weiße Zwiebel aus Südostfrankreich. Das machte mich nicht klüger. Zwiebel hieß auf Französisch normalerweise l’oignon , das Wort musste der Ausdruck für eine besondere Zwiebel sein. Meine Mutter kam mir in den Sinn. Sie hatte nicht gern mit Zwiebeln gekocht, da das Gemüse unserer Familie kollektiv Blähungen bescherte. Eigentlich hatte sie Zwiebeln nur für ein altes deutsches Rezept verwendet. Ich erinnerte mich an den Geschmack, eine dicke Suppe mit Innereien. Eine dicke deutsche Suppe.
    Die Knie wurden mir weich, ich wollte mich aufs Bett setzen; es war tiefer als gedacht, ich plumpste darauf. Meine Erinnerung hatte mich auf einen Umweg geschickt, von dem ich mit dem Schlüsselwort zurückkehrte: Suppe. Zwiebelsuppe. Ich griff in meine Tasche und holte den gefalteten Zettel hervor.
    Wir sollten Frankreich bereise n , hatte Pascal geschrieben, Paris und den Süden. Unweit von Draguignan kenne ich ein Restaurant, dort werden wir Zwiebelsuppe essen. Es gibt keinen Fleck auf der Welt, wo sie bessere Zwiebelsuppe machen.
    Pascal war kein Schwärmer. Wenn ein Mann wie er in einem entscheidenden Brief zweimal das Wort Zwiebelsuppe verwendete, konnte das kein Zufall sein. Er baute auf meine Kombinationsgabe und meine Hartnäckigkeit. Er musste gewusst haben, dass ich die Suche nicht aufgeben würde, bis ich völlige Klarheit hatte. Wie verrückt das klang! Pascal hatte in der Zwiebelsuppe einen Hinweis versteckt? Mir war, als könnte ich ihn hinter diesen Zeilen sehen, wie er gegrinst hatte, als er das Zwiebelsuppenrätsel zu Papier brachte.
    Es gab ein Haus, das hieß La Cébette. Das Internet half mir auch hier weiter: Es existierte ein Ort mit demselben Namen, ein Dorf, es lag – das wunderte mich kaum noch – in der Nähe von Draguignan. Alles war, wie Pascal es in seinem Brief vorausgesagt hatte. Ich war seiner Spur gefolgt und hatte das Rätsel gelöst. Ich war meiner Sache so sicher, dass ich lange vor dem Morgengrauen zu packen begann. Endlich kannte ich mein Ziel.
    Stein, dachte ich eine Minute später. Der Ermittler und ich hatten ein Gespräch geführt, das man als privat bezeichnen konnte, dennoch hatte ich keinen Zweifel daran, dass er seine französischen Kollegen über meinen Aufenthalt in Paris in Kenntnis gesetzt hatte. Die Verfolgung eines

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