Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge
Beziehung stark genug ist. Aber dann kamst du in mein Leben.« Er blieb stehen und nahm meinen Kopf in beide Hände. »Es ist verrückt, aber ich will dich, Tony, nur dich! Ich habe Jessica reinen Wein eingeschenkt, ihr gesagt, dass ich dich nachholen werde. Ich habe ihr gesagt, dass ich die Trennung nicht wieder rückgängig machen werde.«
Mein Gesicht schmerzte, so fest hielt er es. »Und sie?«
»Sie hat sehr vernünftig reagiert und weiterhin alles durchgezogen wie geplant. Sogar als ich untergetaucht war, spielte sie weiter mit – scheinbar.« Er zog mich in seine Arme. »Liebling, ich hätte Jessica besser kennen müssen. Wenn sie verletzt wird, schlägt sie nicht sofort zurück – sie wartet den richtigen Zeitpunkt ab. Sie trifft einen, wo man es am wenigsten erwartet.« Er streichelte mich.
Ich lehnte mich zurück, um ihn anzusehen. »Was heißt das?«
»Nach meinem Tod , den du nicht akzeptieren wolltest, hatte Jessica die Idee, David zu dir zu schicken. Ich mag ihn. Er sollte dir klarmachen, dass es zu deinem Besten ist, wenn du mich tot glaubst. Als du wieder in Toronto warst, glaubten wir, die Sache wäre erledigt. Bis dich der Ermittler gefunden und gegen mich aufgehetzt hat. Als du David dann in Frankfurt anriefst, hatte sich etwas verändert. Jessica hatte ihn in ihre Dienste genommen. Von nun an sah sein Auftrag anders aus.«
»David hat für Jessica gearbeitet?«
»Natürlich! Er ist ihr Spitzel. Warum, glaubst du, wollte er unbedingt in die Villa?«
»Um nach Geschäftspapieren zu suchen, dachte ich.«
»Ich hatte längst alles vernichtet.« Pascal zog mich weiter. »Komm, wir haben es fast geschafft. Jessica wusste, dass ich dich früher oder später zu mir holen wollte. Sie war sicher, dass ich dir in der Villa eine Nachricht hinterlassen habe.«
»Das hast du auch.«
»Natürlich. Ich hatte meinen Brief für den Zeitpunkt hinterlegt, wenn mein Tod offiziell geworden wäre, wenn du ganz legal in die Villa gedurft und dort den Hinweis im Papuastein entdeckt hättest. Leider musste durch Jessicas Betrug alles anders ablaufen. Ich konnte nicht in Südamerika bleiben. Ich musste handeln, musste Jessica die Stirn bieten!«
Wir waren immer schneller geworden. Vor uns lichteten sich die Bäume, es wurde heller.
»Dann bist du wirklich nach Frankfurt gekommen?«, rief ich im Laufen. »Du warst da! Du warst bei David!«
»Nein, Liebling.« Er keuchte. »Das konnte ich um keinen Preis riskieren.«
»Aber ich habe dich gesehen! In Davids Wohnung, in jener Nacht!«
Schwer atmend lehnte er sich an einen Baum. »Du hast meinen Bruder gesehen.«
»Unmöglich …!«
»Glaub mir. Er war gerade in der Stadt, um mit Hollmann zu verhandeln. Du hast nicht mich, sondern Roman gesehen.«
Ich trat dicht vor ihn. »Du bist nach Europa zurückgekommen, und hast mich nicht wenigstens angerufen? Du hast darauf vertraut, dass ich mit deinen … deinen Papierschnipseln klarkomme?«
»Im Gegenteil.« Er lachte erschöpft. »Ich habe dir einen hilfreichen Engel geschickt.«
Ich sah ihn an, ohne zu verstehen.
»Ich konnte weder David noch meinem Bruder trauen. Aber es gab jemanden, der seit jeher mein Vertrauen besitzt.«
»Irina!«, stieß ich hervor.
»Ja. Sie war bereit, dich zu mir zu bringen. Aber da die Leute vom Betrugsdezernat es auf dich abgesehen hatten, musste Irina sehr subtil vorgehen.«
»Irina war so subtil , dass ich nicht im Traum darauf gekommen wäre, dass sie dahintersteckt.«
Wir gingen weiter.
»Ganz unauffällig hat sie mir den Tipp mit La Cébette gegeben und sogar das nötige Geld für die Reise geliehen. Als ich ihr mitteilte, dass ich nach Südfrankreich aufbrechen würde, hat sie wunderbar die Enttäuschte gespielt.«
Eine gestürzte Tanne kreuzte unseren Weg. Pascal zeigte auf die Lichtung. »Voilà, da hast du meine Luxusbleibe.«
Der Bauwagen war offenbar seit Langem nicht mehr bewegt worden. Die Holzfäller hatten ihn durch eine Art Vorbau vergrößert, es sah aus wie ein Häuschen im Wald. Pascal machte eine elegante Geste, als ob er mich in ein Schloss einladen würde. »Ich wollte einfach nicht länger auf dich warten, Tony. Ich musste dich wiedersehen, so bald wie möglich.«
Er stieß die Tür auf, ich folgte ihm in die finstere Behausung.
Es roch nach Ruß. In der Ecke stand ein Metallofen, das Ofen rohr stieß durch das Wagendach. Ein Tisch, zwei Betten – mehr gab es nicht. Ich entdeckte leere Konservendosen, ein Messer, alte Zeitungen, Wolldecken. Die
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