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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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hier bist, unter diesen Umständen, war nicht geplant.«
    Noch immer hielt er meine Hand. »Natürlich nicht. Ich hatte einen tollen Platz zum Leben gefunden. Nichts Hinterwäldlerisches, kein obskures Versteck. Eine Ranch, Tony, ein wunderbares Stück Land, nicht weit von Buenos Aires.« Es klang schwärmerisch, als ob es sich um eine Ferienimmobilie handelte. »Wir hätten dort neu beginnen können.«
    »Wir?«
    Er lächelte. »Ich wollte dich nachholen, ich will es immer noch. Wenn ich nur erst aus diesen lächerlichen Schwierigkeiten heraus bin.« Er kickte einen Tannenzapfen beiseite.
    »Auch in Argentinien gibt es Polizei. Es gibt internationale Abkommen. Wieso glaubst du, dass du dort unbehelligt bleiben würdest?«
    »Die Ranch liegt im Grenzgebiet … also eigentlich in Uruguay. Ich habe das mit den dortigen Leuten geregelt.«
    »Noch ein Betrug? Ein falscher Name, falsche Pässe, Schmiergeld – darauf willst du deine Zukunft aufbauen?«
    Pascal trat so weit zurück, dass unsere Arme auf Spannung waren. Er begann mich im Kreis zu drehen. »Es ist riskant, ja! Aber mit dir will ich noch etwas wagen! Ich will alles hinter mir lassen, mit dir, Tony!«
    Widerwillig ließ ich mich mitziehen. »Das könntest du auch, wenn du dich den Behörden stellst.«
    Er hielt abrupt an. »Ist das dein Vorschlag? Ich soll mich stellen?«
    Vom Schwung taumelte ich weiter. »Ich würde zu dir halten. Ich bin deine Frau.« In meinem Kopf drehte sich alles, ich hielt mich an einem Baum fest.
    Sein Blick war nicht vorwurfsvoll, nur ernüchtert. »So siehst du das also.«
    »Ist es dir noch nie in den Sinn gekommen? Reue, Bedauern – kommt das in deinem Universum nicht vor?«
    »Jetzt werde nicht melodramatisch.« Er verschränkte die Arme. »Weißt du überhaupt, was das in meinem Fall bedeutet? Mit Selbstanzeige und Bußgeldzahlung kommt einer wie ich nicht davon.«
    »Und wenn schon. Wie hoch kann die Strafe sein?« Ich war froh, dass er überhaupt auf das Thema einging.
    »Ich bin über fünfzig, Tony. In meinem Alter bekommt Gefängnis den Beigeschmack des Endgültigen.«
    »Wer wird hier melodramatisch?« Ich wollte ihn umarmen, aber er wies mich ab. »Ein paar harte Jahre, und danach die Freiheit! Überleg es dir! Ein Mann wie du kommt immer wieder auf die Beine. Was wäre die Alternative – eine Ranch in Uruguay? Kein halbes Jahr hältst du es dort aus!«
    Wortlos ging er weiter.
    Ich lief ihm nach. »Was sagst du dazu?«
    Er schritt so schnell aus, dass ich rennen musste. Wir waren auf einem schnurgeraden Weg. Grobe Reifenspuren zeugten von schweren Holztransporten.
    »Pascal, ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe und wir über alles reden! Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass der Irrsinn nicht umsonst war. In Fällen wie bei dir, wenn es um so viel Geld geht, werden da nicht … Absprachen getroffen über Wiedergutmachung und … wenn du das Geld zurückgibst, Reue zeigst …« Ich packte seinen Arm. »Ich kenne Stein, er ist kein Bluthund. Er würde bestimmt …«
    »Hör auf. Dein Modell funktioniert nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil Jessica mich betrogen hat.«
    Ich war so verblüfft, dass ich beinahe hinfiel.
    »Für eine Wiedergutmachung, wie sie in diesem Fall nötig wäre, gibt es kein Geld. Jessica hat es eingefroren. Ich habe keinen Zugriff mehr.«
    »Ihr seid doch Partner, Komplizen. Könntest du Jessica nicht sofort auffliegen lassen?«
    »Da ich offiziell nicht am Leben bin, kann ich nicht plötzlich auftauchen und mich gegen sie wehren.«
    »Warum tut sie das?«
    »Deinetwegen.«
    »Meinetwegen?«
    »Jessica hat damals akzeptiert, dass ich als Tarnung, als Mittel zum Zweck, eine neue Frau brauchte. Sie konnte nicht meine Ehefrau bleiben, weil sie sonst in alles mit hineingezogen worden wäre. Die Scheidung war notwendig. Meine Beziehung zu dir, unsere Heirat machte die Trennung von Jessica noch glaubwürdiger.« Gezogen von der schnurgeraden Linie des Weges gingen wir weiter. »Womit sie nicht rechnen konnte, und ich auch nicht, war, dass plötzlich Liebe ins Spiel kam. Jessica glaubte, dass unser Sohn als Band stark genug ist, mich zu halten. Sie glaubte, dass wir irgendwann wieder zusammen sein würden.«
    »Sie liebt dich noch?« Ich rief mir die kühl wirkende Frau ins Gedächtnis. Nichts in ihrem Verhalten hätte mich zu dieser Schlussfolgerung gebracht.
    »Ja, sie liebt mich. Aus Liebe, nicht aus Gewinnsucht, hat sie sich auf das Spiel eingelassen. Auch ich habe geglaubt, dass unsere

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