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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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getrunken.
    »Möchtest du mit mir nach Hause kommen?«, hatte Frederic gefragt, und obwohl Kim so gern bei den Walkers war, hatte sie erfreut genickt. Das hatte sein Herz erwärmt. Wenigstens sein Kind war noch ganz bei ihm.
    Zurück in Ferndale, hatte er dennoch als Erstes bei den Walkers gefragt, ob Virginia angerufen hatte. Beide, Jack und Grace, hatten ihn bekümmert angeblickt. Graces Erkältung war offensichtlich schlimmer geworden, sie hatte gerötete Augen und trug einen Schal um den Hals.
    »Nein, Sir«, sagte sie, »und wir waren wirklich die ganze Zeit über daheim. Es hat niemand angerufen.«
    Grace war traurig, dass Kim zu ihrem Vater übersiedelte, aber da sie heftige Halsschmerzen hatte, hielt sie es für vernünftig. Daheim hatten Livia und Kim Papierbögen auf dem Küchentisch ausgebreitet und Wasserfarben bereitgestellt und zusammen zu malen begonnen. Frederic, der sich ausgepumpt und leer fühlte, registrierte dankbar Livias stillschweigendes Angebot, ihn für ein paar Stunden zu entlasten. Er war in die Bibliothek gegangen, zwischen den Fenstern herumgelaufen, hatte hinaus in die Bäume gestarrt. Die dunklen Zweige berührten die Scheiben.
    Warum lassen wir die nicht endlich fällen?, dachte er. Was findet Virginia nur daran, sich hier lebendig zu begraben?
    Ihm fiel darauf keine Antwort ein. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er die Frau, mit der er seit neun Jahren verheiratet war, vielleicht nur sehr wenig kannte.
    Dann hatte er mit dem ersten Schnaps begonnen, dem etliche weitere folgten, und schließlich war er todmüde ins Bett gekippt, nachdem er mitbekommen hatte, dass Livia Kim gerade eine Gutenachtgeschichte vorlas und er offenbar für diesen Tag nicht mehr gebraucht wurde.
    Es war jetzt kurz nach acht Uhr. Er würde sofort in Dunvegan anrufen. Da Virginia nicht an ihr Handy ging, stand natürlich zu erwarten, dass sie auch auf das Telefon dort nicht reagieren würde, aber vielleicht rechnete sie nicht mit ihm und nahm automatisch den Hörer ab.
    Es war alles still, Livia und Kim schliefen offenbar noch. Er ging ins Wohnzimmer, schloss die Tür hinter sich. Er wollte ungestört sein.
    Während er das Telefon läuten ließ, starrte er in den Regen hinaus. Es hätte November sein können. Ihm war kalt.
    Er war völlig perplex, als sich nach dem vierten Läuten eine Stimme meldete. »Ja? Hallo?« Es war Virginia.
    Er brauchte einen Moment, sich zu fassen.
    »Virginia?«, fragte er dann. Seine Stimme war nur ein Krächzen. Er räusperte sich.
    »Virginia?«, wiederholte er.
    »Ja?«
    »Ich bin es. Frederic.«
    »Ich weiß«, sagte sie.
    Er räusperte sich noch einmal. »Erstaunlich, dass du ans Telefon gegangen bist.«
    »Ich kann ja nicht ewig weglaufen.«
    »Du bist also auf Skye?« Diese Frage war nicht besonders intelligent, aber Virginia tat so, als sei sie zumindest berechtigt. »Ja, ich bin auf Skye. Du weißt ja …«
    »Was?«
    »Du weißt ja, wie sehr ich die Insel liebe.«
    »Ist das Wetter schön?«, erkundigte er sich höflich, desinteressiert und nur, um sich für das eigentliche Gespräch zu sammeln.
    »Stürmisch. Aber trocken.«
    »Hier bei uns regnet es seit heute früh.« Sie ging nicht weiter auf den albernen Austausch von Wetterinformationen ein.
    »Wie geht es Kim?«
    »Gut. Sie schläft hier bei mir. Grace ist ziemlich erkältet …« Er hörte, dass sie seufzte.
    Er musste die nächste Frage stellen, obwohl ihm heiß wurde beim Gedanken an die Antwort. »Ist … ist Nathan Moor bei dir?«
    »Ja.« Keine weitere Erklärung. Einfach nur ja. Als sei es das Normalste von der Welt, dass sie mit einem anderen Mann durchbrannte und ihre Familie im Ungewissen ließ.
    War sie mit ihm durchgebrannt? Was implizierte der Begriff durchbrennen?
    »Warum, Virginia? Warum? Ich verstehe es nicht!«
    »Was meinst du? Warum Nathan Moor? Warum Skye? Warum jetzt?«
    »Alles. Ich vermute, das hängt alles zusammen.«
    Von der anderen Seite folgte ein so langes Schweigen, dass er schon meinte, Virginia habe aufgelegt. Als er gerade nachfragen wollte, sagte sie: »Du hast Recht, es hängt alles zusammen. Ich wollte nicht nach London kommen.«
    Fast hätte er gestöhnt. »Aber warum? Eine Dinnerparty! Eine lächerliche, einfache, normale Dinnerparty! Guter Gott, Virginia!«
    »Es ging eben nicht.«
    »Aber das hättest du mir sagen müssen. Ich habe Stunde um Stunde am Bahnhof gewartet. Ich habe mir die Finger wund gewählt, um dich auf dem Handy zu erreichen. Ich habe mir entsetzliche

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