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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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wurde auf einmal ganz eng um den Hals. Irgendetwas schnürte ihr die Kehle zu, vielleicht lag es daran, dass es sich bei den beiden Beamten um äußerst hoch gewachsene Männer handelte, die sich wie Berge vor ihr auftürmten. Doch das war es nicht allein: Ihre Mienen gefielen ihr nicht. Dieser Ausdruck … sie hätte es nicht zu erklären vermocht, aber er machte ihr Angst. Ja, das war es, weshalb sie auf einmal meinte, nicht mehr atmen zu können: Sie hatte plötzlich schreckliche Angst.
    »Miss Alby«, sagte einer der Männer und räusperte sich dann.
    Sie sah sich um. »Wo ist sie? Wo ist Sarah?«
    Der andere Beamte ergriff nun das Wort. »Miss Alby, wir wollten Sie bitten, uns zu begleiten …«
    Sie starrte ihn an. Zwischen den beiden Männern hindurch konnte sie durch einen Spalt in das Wohnzimmer mit dem dröhnenden Fernseher hineinsehen. Ihre Mutter saß in dem Sessel, in dem sie immer saß, die unvermeidlichen Kartoffelchips neben sich. Allerdings blickte Betsy Alby diesmal nicht auf den Bildschirm, was ungewöhnlich war, denn normalerweise ließ sie sich keine Sekunde der jeweiligen Sendungen entgehen. Sie sah zu ihrer Tochter hin. Auch in ihrem Gesicht war etwas, das Liz Angst einflößte.
    »Begleiten?«, fragte sie schwerfällig. »Wohin begleiten?«
    Sie hatte die Wohnungstür noch nicht hinter sich zugezogen. Einer der Männer griff an ihr vorbei und schloss die Tür.
    »Miss Alby, ich möchte Sie ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich nicht um Ihre Tochter handeln muss«, sagte er. »Aber heute Vormittag wurde die Leiche eines Kindes entdeckt. Der Beschreibung nach könnte es Sarah sein, aber natürlich wissen wir das nicht genau. Es sind zwei Wochen vergangen, und das Aussehen der Toten hat sehr gelitten, daher wollen wir es Ihnen ersparen, sie zu identifizieren. Aber wir würden Ihnen gern die Kleidungsstücke zeigen.«
    Zu dem Gefühl, ersticken zu müssen, gesellte sich nun auch noch heftiger Schwindel. Die Leiche eines Kindes … es konnte nicht Sarah sein. Auf keinen Fall.
    »Wie …« Ihre Stimme klang, als komme sie von weit her. »Wie … ich meine, wie ist denn dieses Kind gestorben? Ist es … ertrunken?«
    An einem Strand voller Menschen kann kein Kind ertrinken. Schon deshalb kann es keinesfalls Sarah sein!
    »Wir wissen noch nichts Genaues. Es scheint sich jedoch um ein Gewaltverbrechen zu handeln.« Die Blicke beider Männer waren jetzt voller Besorgnis. »Miss Alby, möchten Sie ein Glas Wasser?«
    Sie wusste, dass sie weiß wie Papier geworden sein musste, sie konnte es fühlen. »Nein«, krächzte sie.
    »Möchten Sie vielleicht, dass der Vater Ihrer Tochter Sie begleitet? Wir könnten bei ihm vorbeifahren.«
    »Mein … Sarahs Vater schläft um diese Zeit noch. Ich … nein, er muss nicht dabei sein.«
    Den Vorschlag, Betsy Alby könnte mitkommen, machten die Beamten gar nicht erst. Auch wer sie nicht näher kannte, begriff instinktiv, dass sie sich für nichts in der Welt aus ihrem Fernsehsessel erheben würde.
    »Glauben Sie, dass Sie es schaffen?«
    Sie nickte. Es war sowieso nicht Sarah. Es ging nur darum, sich in dieser Frage Gewissheit zu verschaffen.
    Die armen Eltern von dem Kind, dachte sie und hatte noch immer den Eindruck, dass der Boden unter ihren Füßen schwankte, wie schrecklich für sie! Ein Gewaltverbrechen!
    »Wir können gehen«, sagte sie.

Donnerstag, 24. August
     
    Ferndale House war seit Generationen im Besitz der Familie Quentin, aber es war mehr als hundert Jahre her, dass Menschen dort wirklich gewohnt, ihren Lebensmittelpunkt in dem geräumigen Haus in East Anglia gehabt hatten. Später war es nur noch als Ferienhaus genutzt worden. Das lag vor allem natürlich daran, dass sich die Harold Quentin & Co., die Bank von der die Quentins lebten, in London befand und es daher niemandem eingefallen wäre, sich viele Autostunden von der englischen Hauptstadt entfernt niederzulassen.
    Zum anderen war Ferndale House auch nicht gerade einladend. Wer immer das schwere, dunkle, steinerne Gebäude einst entworfen und gebaut hatte, er musste entweder selbst schwermütig gewesen sein oder vorgehabt haben, andere in die Schwermut zu treiben. Dunkelbraun gebeizte Holzdecken drückten auf alle Räume und fanden ihr Pendant in den Fußböden aus schwarzem Marmor. Die Fenster waren so klein, dass sie kaum Tageslicht einließen, und zudem waren die Bäume, die irgendein wenig vorausschauender Gärtner dicht an die Hausmauern gepflanzt hatte, inzwischen zu meterhohen

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