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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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diesem Morgen nun, an dem sie überlegte, ob sie nicht doch ihren Platz an der Kasse in der Drogerie wieder einnehmen und sich damit ablenken sollte, kam ihr noch ein anderer Einfall. Voller Entsetzen hatte sie am Vortag von der Ermordung der kleinen Rachel Cunningham aus King's Lynn gehört, jetzt am Morgen darüber in den Zeitungen, die sie sich gleich geholt hatte, gelesen. Für den heutigen Nachmittag war eine Pressekonferenz der Polizei angesetzt, aber schon jetzt spekulierte die Presse heftig über Parallelen zum Fall Sarah Alby.
    Noch war nicht öffentlich geworden, ob es sich um ein Sexualdelikt handelte, aber die Journalisten schienen das bereits vorauszusetzen.
    Wer ist das nächste Opfer?, lautete eine Schlagzeile, und ein anderes Blatt fragte: Sind unsere Kinder noch in Sicherheit?
    Überall war das Foto der kleinen Rachel abgebildet. Ein hübsches kleines Mädchen mit langen Haaren und einem offenen Lächeln.
    Rachels Mutter, dachte Liz, weiß genau, wie man sich fühlt. Wenn ich mit ihr reden könnte …
    Der Gedanke fraß sich fest. Zwar wusste sie, dass es wohl zu früh war, Mrs. Cunningham, die knapp vierundzwanzig Stunden zuvor von der Ermordung ihrer Tochter erfahren hatte, zu kontaktieren, aber sie fürchtete, dass es später nicht mehr so einfach sein würde. Über die Cunninghams würde nun das geballte Medieninteresse hereinbrechen, und über kurz oder lang würde keiner von ihnen mehr ans Telefon gehen, oder sie würden sowieso eine neue Nummer beantragen.
    Sie holte das Telefonbuch und verzog sich mit dem Apparat in das kleine Zimmer ihres toten Kindes. Betsy saß vor dem Fernseher und bekam sowieso nichts mit. Liz blätterte im Telefonbuch. Es gab etliche Cunninghams, aber sie wusste aus der Zeitung, dass Rachels Vater Robert hieß. Sie fand einen R. Cunningham und einen Cunningham, Robert und versuchte es bei letzterem. Ihre Hände waren eiskalt.
    Ich kann jederzeit einfach auflegen, dachte sie.
    Es läutete ziemlich lange, und Liz wollte schon aufgeben, da meldete sich eine Männerstimme.
    »Hallo?« Es war eine leise Stimme, vorsichtig und zurückhaltend.
    »Mr. Cunningham?«
    »Wer ist da?«
    »Hier spricht Liz Alby.« Sie wartete, ließ ihm Zeit zu begreifen, mit wem er redete.
    »Oh«, sagte er schließlich, »Mrs. Alby …«
    Sie nahm ihren Mut zusammen. »Ich spreche doch mit dem Vater von … von Rachel Cunningham?«
    Sein Misstrauen war noch nicht besiegt. »Sie sind wirklich Liz Alby? Oder sind Sie von der Presse?«
    »Nein, nein. Ich bin wirklich Liz Alby. Ich … wollte Ihnen sagen, wie … wie sehr ich mit Ihnen fühle. Es tut mir so leid um Ihre Tochter.«
    »Danke«, sagte er.
    »Ich weiß, was Sie empfinden. Das hilft Ihnen nicht, schon klar, aber ich wollte es Ihnen trotzdem sagen.«
    Seine Stimme klang unendlich müde. »Es hilft schon, Mrs. Alby. Auf eine bestimmte Weise hilft es.«
    »Man ist so fassungslos. Und man kann gar nichts Richtiges mehr tun. Mir geht es jedenfalls so. Ich kann den ganzen Tag über nichts tun.«
    »Wir sind auch fassungslos«, sagte Robert Cunningham. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Meine Frau ist krank. Sie muss starke Beruhigungsmittel bekommen. Zeitweise ist sie kaum bei Bewusstsein.«
    »Das ist schrecklich.« Liz dachte, dass sie sich das vielleicht auch wünschen würde. Manchmal das Bewusstsein zu verlieren. Es war gnädiger, als Therapeuten abzuklappern und Urschreie auszustoßen. »Ich wollte Ihnen noch sagen … also, falls Sie oder Ihre Frau einmal reden wollen … ich meine, mit jemandem, der das Gleiche erlebt hat … ich würde das jederzeit tun. Sie können mich immer anrufen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mrs. Alby. Im Moment ist zumindest meine Frau absolut nicht in der Lage zu reden, aber vielleicht später …«
    »Möchten Sie sich meine Nummer aufschreiben?«
    »Ja. Gern.« Sie hörte ihn rascheln und kramen. »So«, sagte er, »diktieren Sie bitte.«
    Sie gab ihm ihre Telefonnummer. Sie sagte ihm noch einmal, wie leid es ihr tat, was ihm zugestoßen war, und hatte den Eindruck, dass seine Stimme brach, als er sich verabschiedete.
    Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, starrte sie den Apparat an. Die Cunninghams taten ihr ehrlich leid, aber wenigstens waren sie zu zweit. Sie konnten sich aneinander festhalten. Es war noch schlimmer, wenn man niemanden hatte. Nur eine versoffene Mutter und einen Exfreund, dem das gemeinsame Kind immer nur eine drohende Last gewesen war.
    Es gab niemanden, der sie in die

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